Wirtschaft kompakt:Ein Geschmack von alter Stärke

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Schaeffler frohlockt über sprunghaft gestiegene Umsätze, bei Infineon brummt das Geschäft und Disney ist mal wieder in Shoppinglaune: Das Wichtigste in Kürze.

Nach dem Krisenjahr 2009 sieht sich der durch die Übernahme des Wettbewerbers Continental hoch verschuldete fränkische Wälzlagerkonzern Schaeffler wieder auf dem Weg zu alter Größe. "Wir wachsen deutlich stärker als gedacht", sagte der Vorsitzende der Geschäftsleitung der Schaeffler Gruppe, Jürgen Geißinger.

Der Hauptsitz der Schaeffler KG in Herzogenaurach bei Nürnberg. Nach den Auftragseinbrüchen im vergangenen Jahr scheint es wieder deutlich aufwärts zu gehen. Der hoch verschuldeten Maschinenbaukonzern und Automobilzulieferer verbessert so seine Aussichten, die Übernahme von Continental zu stemmen. (Foto: ag.dpa)

Verglichen mit dem schwachen Vorjahr soll der Umsatz um mehr als ein Zehntel auf über acht Milliarden Euro steigen. Vor der Krise, 2008, hatte der Familienkonzern 8,9 Milliarden Euro umgesetzt. Konkrete Zahlen will der Familienkonzern spätestens Anfang September vorlegen.

"Wir werden ein stabiles zweites Halbjahr sehen", sagte Geißinger. Im Automobilgeschäft profitiere Schaeffler von der boomenden Nachfrage, vor allem aus dem Ausland. Die Kurzarbeit sei daher bis auf einzelne Standorte ausgelaufen. Zudem würden wieder Leiharbeiter beschäftigt.

Auch im Industriegeschäft hätten die Kunden in den vergangenen beiden Monaten wieder deutlich mehr bestellt.

Der Tarifstreit zwischen Lufthansa und ihren Piloten ist endgültig beigelegt. Die Flugzeugführer nahmen in einer Urabstimmung den ausgehandelten Tarifabschluss mit großer Mehrheit an, wie die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit mitteilte.

Darin hatte Lufthansa den Piloten bei Lufthansa, Lufthansa Cargo und der Billigflugtochter Germanwings eine Nullrunde bis einschließlich März 2011 abgerungen.

Die Vereinigung Cockpit sieht ihre Interessen dennoch berücksichtigt. Für sie stand in der von Streiks begleiteten Auseinandersetzung vor allem die Sicherung ihrer Arbeitsplätze und -bedingungen im Vordergrund.

Um ihre Forderungen durchzusetzen, hatten die Piloten Anfang des Jahres ihre Arbeit niedergelegt. Tausende Flüge waren ausgefallen, und der Flugplan der Lufthansa war danach noch tagelang durcheinander. Erst mit Hilfe des Schlichters Klaus von Dohnanyi hatten sich Fluggesellschaft und Gewerkschaft auf einen Abschluss verständigt.

Lange zurückliegende Geschäfte mit dem Regime des irakischen Diktators Saddam Hussein haben für General Electric unangenehme Konsequenzen. Die US-Börsenaufsicht SEC verdonnerte den Mischkonzern zu einer Zahlung von 23,4 Millionen Dollar, weil mehrere Tochterfirmen sich Aufträge mit sogenannten Kickback-Zahlungen gesichert hatten.

Um im Rahmen des berüchtigten UN-Programms "Öl für Lebensmittel" an Aufträge für medizinisches Gerät oder Wasseraufbereitungsanlagen zu kommen, köderten die Firmen die Irakis nach den Ermittlungen der SEC neben Bargeld mit Computern, medizinischen Gütern oder Dienstleistungen.

Die Vorfälle spielten sich in den Jahren 2000 bis 2003 ab, einige der Firmen waren damals noch gar nicht im Besitz von General Electric.

Um die Ermittlungen beizulegen, stimmte der Konzern einem Vergleich zu. "Bestechungsgelder oder Kickback-Zahlungen sind mieses Geschäftsgebaren, Punkt", sagte SEC-Chefermittler Robert Khuzami.

Auch deutsche Konzerne wie Linde, Siemens und Daimler waren bei ihren Irak-Geschäften ins Zwielicht geraten. Der Weltsicherheitsrat hatte das Programm "Oil for Food" 1996 aufgelegt, um die Leiden der irakischen Bevölkerung nach dem verlorenen Golfkrieg zu lindern. Es herrschte ein Handelsembargo. Dank "Oil for Food" konnte begrenzt Öl exportiert werden - wenn der Erlös den Menschen zugute kam in Form von Lebensmitteln und Medikamenten.

Beim Halbleiterspezialisten Infineon brummt dank der Konjunkturerholung und der hohen Nachfrage in allen Bereichen das Geschäft. Aufgrund der starken Zuwächse in den ersten neun Monaten erhöhte Infineon erneut die Prognosen für das laufende Geschäftsjahr 2009/10 (Ende September).

Der Umsatz solle im mittleren bis hohen 40-Prozent-Bereich zulegen, teilte das Unternehmen mit. Bislang hatte Infineon mit einem Umsatzplus von bis zu 40 Prozent gerechnet. Zudem soll die operative Marge höher ausfallen als bislang angekündigt.

Im dritten Quartal stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorquartal um 17 Prozent auf 1,21 Milliarden Euro. Der Überschuss legte um 59 Prozent auf 126 Millionen Euro zu - dies ist der vierte Quartalsgewinn des lange sorgengeplagten Halbleiterkonzerns in Folge.

Der US-Unterhaltungskonzern Disney baut sein Standbein im boomenden Markt der Onlinespiele aus. Das mit Micky Maus und Donald Duck groß gewordene Unternehmen verleibt sich für bis zu 763 Millionen Dollar (587 Millionen Euro) den Spiele-Entwickler Playdom ein. "Wir sehen große Wachstumschancen", begründete Disney-Chef Robert Iger den hohen Preis für das junge Unternehmen.

Playdom ist binnen zweieinhalb Jahren zu einer Größe in der Welt der Onlinespiele aufgestiegen mit Titeln wie "Social City", "Sorority Life", "Market Street" oder "Bola". Geschätzte 42 Millionen Menschen machen jeden Monat mit. Treffpunkt sind die Sozialen Netzwerke wie Facebook und MySpace. Disney will Playdoms Onlinespiele mit den bekannten Namen des Konzerns verbinden. Zu dem Konglomerat gehören neben den Trickfilm-Figuren auch Fernsehsender wie ABC und ESPN oder die Marvel-Comics.

Trotz der Belastungen aus dem zu Jahresbeginn eingeschlagenen Sparkurs hat die Deutsche Börse im zweiten Quartal ihren operativen Gewinn gesteigert. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) stieg zwischen April und Juni um drei Prozent auf 257,4 Millionen Euro, wie der Frankfurter Börsenbetreiber mitteilte.

Die Restrukturierungsaufwendungen im zweiten Quartal bezifferte der Dax-Konzern mit 82 Millionen. Der Überschuss sank im zweiten Quartal im Jahresvergleich auf 160,8 von 164,9 Millionen Euro. Der Umsatz stieg um neun Prozent auf 564,4 Millionen Euro. Analysten hatten im Schnitt mit einen Überschuss von 144 Millionen Euro und einen Umsatz von 562 Millionen Euro gerechnet.

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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