Siemens Energy:Aufräumen für 3,5 Milliarden Euro

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Ein Windrad mit dem Logo von Siemens Gamesa: Richtig rund läuft es bei der spanischen Tochter derzeit nicht. (Foto: Vincent West/Reuters)

Siemens Energy will die Problemtochter Gamesa in Spanien jetzt doch vollständig übernehmen. Die Anleger finden das gut.

Eigentlich sollten die Spanier der große Hoffnungsträger für Siemens Energy sein, dem weltweit tätigen Hersteller von Gas- und Dampfturbinen. Denn Gamesa baut Windkraftanlagen und steht deshalb für die Zukunft der Energieversorgung. Die in Spanien börsennotierte Firma, die zu zwei Dritteln Siemens Energy gehört, macht aber seit Jahren Probleme und hohe Verluste, verfehlt immer wieder die Prognosen und hat große operative Probleme.

Jetzt will Siemens Energy offenbar durchgreifen - spät, aber immerhin. Konzernchef Christian Bruch arbeitet an einer Komplettübernahme von Gamesa, das Unternehmen soll dann von der Börse in Madrid genommen werden. Damit, so die Hoffnung, gibt es künftig mehr Durchgriff, um die Firma endlich auf Kurs zu bringen. Der Vorstand des Energietechnik-Konzerns, von dem sich das ehemalige Mutterunternehmen Siemens getrennt hatte, erwäge ein Übernahmeangebot in bar für die restlichen Anteile, teilte Siemens Energy am Mittwoch mit. "Das Ergebnis dieser Erwägung ist offen", erklärte das Unternehmen aber.

Die Offerte könnte schon nächste Woche kommen

Die Aufräumaktion in Spanien wird teuer: Zum aktuellen Aktienkurs müsste Siemens Energy dafür rund 3,5 Milliarden Euro in die Hand nehmen - Geld, das das Unternehmen eigentlich nicht hat. Wie die Finanzierung geregelt wird, ist offen. Die zunächst vom Handel ausgesetzte Aktie von Siemens Gamesa schnellte um elf Prozent auf 15,71 Euro nach oben. Siemens-Energy-Papiere legten 3,5 Prozent zu. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, könnte das Angebot bereits kommende Woche vorgelegt werden und sehe allenfalls einen kleinen Kursaufschlag vor. Das Kursziel der Analysten liege im Schnitt bei 18 Euro. Nach dem Kurssprung kommen die Spanier auf einen Börsenwert von rund 10,6 Milliarden Euro - Siemens Energy dagegen schafft es nur auf insgesamt gut zwölf Milliarden Euro. Konzernchef Bruch will am 24. Mai auf einem Kapitalmarkttag seine Strategie für die nächsten Jahre vorstellen.

Gamesa hatte zuletzt bei der neuen Windturbinen-Generation 5.X große Anlaufschwierigkeiten, zudem belasten die Kosten für Rohstoffe. In den Lieferverträgen mit den Kunden sind dagegen feste Preise vereinbart. Nun soll der ehemalige Siemens-Krisenmanager Jochen Eickholt das Ruder herumreißen. Eine Streichung vom Kurszettel würde eine noch engere Anbindung der spanischen Tochter ermöglichen.

Auch Siemens-Energy-Großaktionär Siemens machte zuletzt Druck. Der Münchner Konzern will seinen restlichen 35-Prozent-Anteil so schnell wie möglich auf 25 Prozent abbauen, schreckt aber wegen des niedrigen Aktienkurses bisher zurück. Siemens-Finanzvorstand Ralf Thomas hatte zuletzt die Erwartung geäußert, dass auf dem Kapitalmarkttag einschneidende Maßnahmen vorstellen werden: "Das wird wegweisend, davon gehen wir aus."

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