Wettbewerbsklage:US-Kartellamt geht gegen Intel vor

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Intel hat wieder Ärger mit dem Kartellamt: Die US-Wettbewerbsbehörde FTC verklagte den Konzern wegen Machtmissbrauchs.

M. Koch und T. Riedl

Die US-Konsumentenschutzbehörde FTC hat ein Verfahren gegen Intel eröffnet. Sie wirft dem weltweit größten Chiphersteller vor, "dem Wettbewerb zu schaden und sein Monopol zu stärken".

Kartellbehörden fast überall auf der Welt erheben Vorwürfe gegen Intel. (Foto: Foto: AP)

Intel soll PC-Hersteller wie Dell, Hewlett-Packard, und IBM zehn Jahre lang mit "Drohungen und Belohnungen" davon abgehalten haben, Prozessoren des Konkurrenten AMD einzusetzen. Ähnliche Vorwürfe erheben Kartellbehörden fast überall auf der Welt gegen Intel.

In Europa wurde das Unternehmen bereits mit einem Rekordbußgeld belegt. Erst vor kurzem zahlte Intel dem kleineren Rivalen AMD 1,25 Milliarden Dollar, damit er seine Vorwürfe fallen lässt.

Schluss mit gütig

Doch diese Einigung reicht den US-Behörden offenbar nicht. Der Leiter der Wettbewerbsabteilung der FTC, Richard Feinstein, brach nun alle Versuche ab, die Streitigkeiten zwischen Intel und seiner Behörde außergerichtlich zu klären.

Am Mittwoch sagte Feinstein, Intel habe sich auf eine systematische Kampagne eingelassen, um Bedrohungen für seine Monopolstellung auszuschalten. Dabei geht es der FTC nicht nur um das Schicksal von AMD. Auch auf dem Markt für Grafikkarten soll Intel zu unfairen Mitteln greifen. Davon betroffen sei etwa das kalifornische Unternehmen Nvidia. Leidtragende seien letztlich die Konsumenten, sagt Feinberg. Sie müssten höhere Preise zahlen.

Intel reagierte umgehend auf das neue Verfahren. Die Anschuldigungen seien "töricht" und basierten "überwiegend auf Behauptungen, die die FTC in letzter Minute hinzugefügt und nicht geprüft hat", ließ der Konzern verlauten.

Urteil wird in einem Jahr erwartet

Die FTC rechnet damit, dass im einem Jahr ein Urteil gefällt wird. Die Klage der FTC folgt auf ein ähnliches Verfahren, das der New Yorker Generalstaatsanwalt Andrew Cuomo vor einem Monat gegen Intel eröffnet hat.

Unstrittig ist die marktbeherrschende Stellung, die Intel einnimmt. Mehr als vier von fünf der weltweit verarbeiteten Computerchips kommen von Intel, den Rest liefert AMD.

Die Klage gegen Intel ist ein Hinweis darauf, dass die Technologiebranche ins Zentrum der Aufmerksamkeit der US-Wettbewerbsbehörden gerückt ist. Im Mai stellte Christine Varney, die Leiterin der Anti-Kartellabteilung im Justizministerium, klar: "Es gibt keinen angemessenen Ersatz für Wettbewerb, erst recht in Zeiten ökonomischer Not."

An der Wall Street wurde die Intel-Aktie für das neuerliche Kartellverfahren abgestraft. Der Titel ging mit einem Minus von 1,7 Prozent aus dem Handel. Die Titel des Rivalen AMD kletterten hingegen um fünf Prozent.

© SZ vom 17.12.2009/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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