Wege aus der Krise:Griechenland will Inseln verpachten

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50 Milliarden Euro - so viel soll den krisengeschüttelten Griechen die Privatisierung von Staatseigentum einbringen. Neben Anteilen an Energiekonzernen sind auch einsame Inseln im Angebot. Der israelische Verteidigungsminister meldet Interesse an.

Christiane Schlötzer, Istanbul

Das Angebot reicht von einem Steinhaufen in der Ägäis, gerade mal einen halben Quadratkilometer groß, bis hin zu unberührten Traumstränden: Griechenland will 40 unbewohnte Inseln für bis zu 50 Jahre verpachten. Das Land am Rand der Staatspleite sucht verzweifelt nach neuen Geldquellen, weshalb man nun auch staatlichen Besitz auf den Markt bringt.

Sonnenuntergänge auf einer einsamen Insel erleben, und noch dazu auf der eigenen. Dieser Traum könnte in Griechenland wahr werden. (Foto: Oleg Shipov/iStockphoto.com)

Bislang ist die Privatisierung von Staatseigentum kaum vorangekommen. 50 Milliarden Euro soll sie bis 2020 einbringen. Das hat Athen den internationalen Geldgebern versprochen. Seit Kurzem hat die entsprechende Behörde einen neuen Chef und verspricht mehr Schwung. Verkauft werden sollen Staatsunternehmen, beispielsweise Anteile am Erdgaskonzern Depa. Inseln sollen dagegen nur mit langfristigen Leasingverträgen angeboten werden. Der staatliche Privatisierungsfonds nahm 562 von 6000 Inseln unter die Lupe und fand 40, die sich fürs Verpachten eignen.

Allerdings müssen noch Gesetze geändert werden, die Privaten das Bauen auf Staatsland erlauben. Die Regierung hofft, dass Touristikunternehmen dort Golfplätze oder Luxushotels errichten. Aber es gibt auch Interesse von unerwarteter Seite. Israels Verteidigungsminister Ehud Barak hätte nach einem Bericht der Zeitung Haaretz vom Mittwoch gern eine griechische Insel gepachtet oder gekauft - für militärische Trainingszwecke. Die israelische Armee konnte Barak von dieser Idee allerdings noch nicht überzeugen.

Der Verkauf von Staatsbesitz ist in Griechenland hoch umstritten. Dass einige kleine Inseln seit Generationen in Privatbesitz sind, beispielsweise Skorpios in Händen der Familie Onassis, ändert daran wenig. 1996 führte ein Streit zwischen Griechenland und der Türkei darüber, wer den unbewohnten Ägäis-Felsen Imia (türkisch: Kardak) besitzt, fast zu bewaffneten Auseinandersetzungen.

Türkische Firmen haben übrigens ihr Interesse an den Angeboten rasch bekundet. Das türkische Touristikunternehmen Setur hat zusammen mit einem griechischen Partner schon im Mai einen Hafen auf der Insel Lesbos gepachtet - für 40 Jahre.

© SZ vom 13.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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