Was Experten raten:Niemanden bloßstellen

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"Es hat einen großen Vorteil, wenn ich mich gut reflektieren kann", sagt die Expertin. (Foto: imago images/Westend61)

Was können Chefs tun, um die Fehlerkultur in ihren Unternehmen zu verbessern? Und worauf sollten Mitarbeiter achten? Eine Beraterin gibt Tipps.

Interview: Helena Ott

Wenn Handgriffe intuitiv sind, ist es schwer, sie zu ändern. So ist das auch bei Veränderungen im Beruf. In der modernen Arbeitswelt wird von Mitarbeitern häufig verlangt, dass sie Dinge, die sie "schon immer so gemacht haben", plötzlich anders machen. Claudia Schmidt, seit zwölf Jahren Geschäftsführerin der Beratungsfirma Mutaree aus Erbach in Hessen, hilft Firmen, die wegen der Digitalisierung oder neuen Produkten ihre Arbeitsabläufe verändern müssen. Schmidt weiß, dass Fehler untrennbar mit Veränderung verbunden sind.

SZ: Wie schafft man es, in seinem Team auf der Arbeit einen guten Umgang mit Fehlern zu etablieren?

Claudia Schmidt : Grundsätzlich muss man sich erst einmal fragen: Wollen wir etwas gemeinsam erreichen oder stehen wir in Konkurrenz? Denn dann hilft auch eine gute Fehlerkultur nichts. Das A und O ist, sich darauf zu verständigen, dass man im Team gemeinsam weiterkommen will und Spaß dabei hat.

Trotzdem können Fehler passieren, oder?

Ja, natürlich. Wichtig ist, seinem Team ganz transparent zu vermitteln, wo Fehler in Ordnung sind, weil etwas Neues ausprobiert wird, und welche Fehler vermeidbar sind und deshalb weniger toleriert werden.

Oft trauen sich Mitarbeiter nicht, zu sagen, dass ihnen ein Fehler passiert ist. Warum?

Wenn Mitarbeiter von vornherein unter Kontrolle stehen und befürchten müssen, abgestraft zu werden, vielleicht sogar noch vor Kollegen, dann wird es unwahrscheinlich, dass sie Fehler zugeben.

Was ist eine gute Reaktion auf einen Fehler als Führungskraft ?

Man sollte dem ganzen Team Bescheid geben. Nicht, um den Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin vorzuführen, sondern dass der gleiche Fehler nicht noch einmal passiert. Und in der Regel sind Gruppen sehr kreativ dabei, Lösungen zu finden, und die Mitarbeiter näher an den praktischen Problemen als die Führungskräfte.

Aber arbeitet man nicht schludriger, wenn man weiß, dass Fehler nicht sanktioniert werden?

Nein, das glaube ich nicht. Wir alle haben Lust, erfolgreich zu arbeiten und wollen geschätzt werden. Wenn ich weiß, dass mich niemand bloßstellt, sag' ich auch Bescheid, wenn ich Mist gebaut habe, und kann mich darauf verlassen, dass ich Hilfe bekomme, das Problem zu lösen.

Was kann denn jeder einzelne Mitarbeiter zu einer guten Fehlerkultur beitragen?

Es hat einen großen Vorteil, wenn ich mich gut reflektieren kann und weiß, was mir schwerfällt und wo meine Stärken sind, und das auch kommunizieren kann.

© SZ vom 06.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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