Die Staatsanwaltschaft Braunschweig zeigt sich wenig beeindruckt von der Anklageerhebung ihrer US-Kollegen gegen den früheren Volkswagen-Konzernchef Martin Winterkorn. "Nur weil die Amerikaner Herrn Winterkorn anklagen, ändert das nicht unser Ermittlungskonzept", sagte ein Sprecher der Ermittlungsbehörde am Freitag. Die Ermittlungen im Abgasskandal würden unverändert vorangetrieben. Man nehme die Vorgänge in den USA aber "interessiert zur Kenntnis".
Angedacht sei es, den Verteidigern noch im Sommer Akteneinsicht zu gewähren. Damit sei aber nicht gesagt, dass die Ermittlungen abgeschlossen würden. Die Anwälte hätten dann aber die Möglichkeit zur Stellungnahme, was weitere Untersuchungen nach sich ziehen könnte. Schon jetzt ergäben sich immer wieder neue Ansätze für Ermittlungen. Mit einem Abschluss der Betrugsermittlungen im Abgasskandal noch in diesem Jahr sei nicht zu rechnen, so der Sprecher.
Die US-Justiz wirft Winterkorn "bewussten und absichtlichen Betrug" vor
Die Behörde ermittelt inzwischen gegen 49 mutmaßlich Beteiligte: gegen 39 wegen Software-Manipulationen zum Stickstoffdioxid-Ausstoß, gegen sechs weitere im Zusammenhang mit falschen CO₂- und Verbrauchsangaben. In drei Fällen geht es zudem um Marktmanipulation und in einem Fall um einen Mitarbeiter, der zum Löschen von Daten aufgerufen haben soll.
Gegen Winterkorn wird - wie auch gegen den neuen VW-Konzernchef Herbert Diess und Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch - wegen des Verdachts der Marktmanipulation ermittelt. Bei Winterkorn geht es zusätzlich auch um das Verfahren wegen des Schadstoffausstoßes. Die Strafverfolger in Detroit werfen Winterkorn Verschwörung zur Täuschung der Behörden bei der Abgasmanipulation sowie Verstöße gegen US-Umweltgesetze vor.