Volkswagen:VW-Chef Blume ringt um die "Performance"

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VW-Konzernchef Oliver Blume will den Autobauer stärker an den Wünschen des Kapitalmarkts ausrichten. (Foto: Christoph Schmidt/dpa)

Der Konzern muss sparen und effizienter werden, vor allem die Marke VW verdient zu wenig Geld. Wie soll das erst werden, wenn Volkswagen immer mehr Elektroautos verkauft?

Von Christina Kunkel

Der Aufsichtsrat von Volkswagen berät am Dienstag über neue Ziele für den Autokonzern. Dabei soll es vor allem um ein Thema gehen: das große Sparprogramm von mehr als drei Milliarden Euro allein bei der sogenannten "Volumengruppe", zu der die Marken VW, Skoda und Seat gehören. Das bestätigen mehrere Personen aus dem Konzern der SZ. Zuerst hatte das Handelsblatt darüber berichtet. Konzernweit soll demnach das Ergebnis durch Kostensenkungen um mehr als fünf Milliarden Euro verbessert werden.

"Die Situation ist ernst", schrieb VW-Markenchef Thomas Schäfer zuletzt in einem Führungskräfte-Newsletter. Auch VW-Finanzchef Patrik Mayer wird darin zitiert: "Mit einer Rendite von drei Prozent wie im ersten Quartal können wir unsere Zukunft schlicht nicht finanzieren." Für die Marke VW gilt ein Renditeziel von 6,5 Prozent bis 2026, für die gesamte Volumengruppe sind es acht Prozent.

Die Sorgen um die Marge sind deshalb groß, weil sie selbst in einer Zeit, in der VW noch überwiegend mit Verbrennern Geld verdient, deutlich unter den Erwartungen liegt. Viele fragen sich jetzt in Wolfsburg: Wie soll das dann erst werden, wenn der Konzern immer mehr Elektroautos verkauft? Schließlich werfen diese aktuell noch weniger Gewinn ab als Diesel und Benziner.

Und dann gibt es noch den wachsenden Konkurrenzdruck auf dem wichtigsten Einzelmarkt China. Dort hatte der einheimische Autohersteller BYD es zuletzt geschafft, VW beim Absatz zu überholen. Geht die China-Offensive der Wolfsburger mit neuen Modellen und besserer Software nicht auf, könnte VW langfristig Marktanteile und Gewinn in China verlieren - und damit auch weiter Druck auf die Gewinnmarge entstehen.

Die Investoren werden an die Rennstrecke geladen

Dass die Sparpläne, die VW ein bisschen positiver formuliert "Performance-Programm" nennt, jetzt im Aufsichtsrat beraten werden, hat mit einem wichtigen Termin in der kommenden Woche zu tun. Dann will der Autokonzern nämlich bei einem Kapitalmarkt-Tag am Hockenheimring Investoren aus aller Welt zeigen, wie zukunftsfähig das Unternehmen und vor allem seine einzelnen Marken sind. Schon lange sehen es die Manager an der Konzernspitze als problematisch an, dass der Sportwagenbauer Porsche an der Börse mehr wert ist als VW.

Um die Investoren zu überzeugen, haben Konzern-Chef Oliver Blume und Finanzchef Arno Antlitz den einzelnen Marken schon vor Monaten aufgetragen, Börsengänge zu simulieren. Diese sollen zwar - anders als bei Porsche - nicht umgesetzt werden, doch damit sollen die Markenverantwortlichen sich mit dem Wettbewerb messen, also zum Beispiel Audi mit BMW und Mercedes, oder die Marken aus der Volumengruppe mit Stellantis oder Ford. Daraus ergeben sich dann auch die jeweiligen Renditeziele: Zwölf bis 14 Prozent sollen es etwa bei Audi werden, Porsche hatte schon länger angekündigt, sogar 20 Prozent erreichen zu wollen.

Die 6,5 Prozent Rendite, die für die Marke Volkswagen als Ziel gelten, hängen maßgeblich am Erfolg des Sparprogramms. In diesem Zuge wird am Dienstag im Aufsichtsrat auch über ein Thema gesprochen, das in Wolfsburg traditionell besonders konfliktträchtig ist: die Zukunft des Stammwerkes. Welche und vor allem wie viele Autos zukünftig in Wolfsburg gebaut werden, könnte sich nach Einschätzungen aus Konzernkreisen noch als "heikel" entpuppen. Von einer Million produzierter Autos am Stammsitz, von der man bei VW früher einmal träumte, ist der Autobauer inzwischen weit entfernt. Zuletzt sollen nur rund die Hälfte davon in Wolfsburg vom Band gelaufen sein.

Jetzt plant Konzern-Chef Blume offenbar, die Kapazitäten im Stammwerk zu senken. Aus Konzernkreisen wird die Zahl von nur noch rund 600 000 Fahrzeugen genannt. VW bestätigt diese Zahlen offiziell nicht. Arbeitsplätze sollen dafür nicht abgebaut werden, sondern dadurch wegfallen, dass in den nächsten Jahren viele Beschäftigte in den Ruhestand gehen. Dennoch dürften die Arbeitnehmervertreter bei diesen Plänen besonders genau hinschauen.

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