Wohnungsmangel:Vonovia stoppt Neubau-Projekte

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Der Haushaltsstopp trifft den Wohnungsbau in München. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Unsicherheiten am Immobilienmarkt verschärfen sich. Nun zieht Vonovia die Konsequenzen - und baut nicht mehr. Dabei hatte die Politik andere Pläne.

Der Immobilienriese Vonovia stoppt alle für 2023 vorgesehenen Neubauprojekte. Grund dafür sind die steigenden Baukosten und die Zinsen. "Wir werden in diesem Jahr keinen Beginn von Neubau-Projekten haben. Die Inflation und die Zinsen sind enorm gestiegen und davor können wir nicht die Augen verschließen", sagte Vonovia-Vorstand Daniel Riedl der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. Betroffen seien vor allem Planungen in Berlin und Dresden.

"Bei Objekten, die wir früher für zwölf Euro Kaltmiete pro Quadratmeter anbieten konnten, müssten wir jetzt eher Richtung 20 Euro gehen, um unsere Kosten von 5000 Euro pro Quadratmeter hereinzuholen", sagte Riedl. Diese Mieten seien in weiten Teilen Deutschlands "völlig unrealistisch". Um den bundesweiten Bedarf von 700 000 Wohnungen zu decken, seien auch Mieten von acht oder neun Euro erforderlich. Der Bund müsse eingreifen, klare Förderrichtlinien liefern und die Digitalisierung von Bauanträgen vorantreiben.

Vonovia-Chef Rolf Buch hatte im November bereits die Investitionen für den Neubau auf rund 350 Millionen Euro unter die Vorjahreswerte gesetzt und dabei auf die gestiegenen Kosten verwiesen. Der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim-Oliver Müller, hatte zuletzt bereits gewarnt, dass der dringend benötigte Wohnungsneubau durch die Kostenexplosion ausgebremst werde. "Viele Projekte wurden erst einmal auf Eis gelegt oder sogar storniert", sagte er.

Für Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) kommt die Entscheidung zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Eigentlich hatte sie zusammen mit der Bundesregierung angekündigt, 400 000 neue Wohnungen pro Jahr zu bauen, 100 000 davon als Sozialwohnungen. Denn in Deutschland fehlen Hunderttausende Wohnungen, vor allem größere und bezahlbare in den Ballungsräumen. Dennoch wird viel zu wenig gebaut.

Aus dem Neubau-Ziel der Bundesregierung wird nichts

Um das Ziel zu erreichen, wurde ein separates Bauministerium samt Milliardenetat geschaffen. Doch schon Mitte Januar gestand sich auch Geywitz ein: Es klappt nicht mit dem Neubau-Ziel. Das hat es nicht im abgelaufenen Jahr - und wird es wohl noch weniger im gerade begonnenen. "Ich gehe nicht davon aus, dass die Zahl von 400 000 Wohnungen in den Jahren 2022 und 2023 erreichbar ist", sagte sie dem Internetportal Web.de in einem Interview. Das Ziel bleibe aber, "2024 und 2025 an diese Zahl heranzukommen".

Dass sich daran schnell etwas ändert, daran schwindet in der Immobilienbranche inzwischen der Glauben. Und der Baustopp von Vonovia wirft die Pläne wieder mal zurück. Wie düster die Stimmung inzwischen ist, illustrierte zuletzt bereits eine interne Umfrage des Bundesverbands freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen. Anstatt der geplanten rund 150 000 neuen Wohnungen wollten die mittelständischen Mitgliedsfirmen in diesem Jahr wohl nur etwa 65 000 in Angriff nehmen, 2024 werde die Zahl wohl bis auf gut 50 000 fallen.

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