Vier-Tage-Woche bei Opel:Opelaner nehmen sich VW zum Vorbild

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Für die Rettung Opels sind die Mitarbeiter zu einer Vier-Tage-Woche bereit. Die verhinderte bei Volkswagen einst Massenentlassungen.

Paul Katzenberger

Im Konflikt um die Rettung des angeschlagenen Autoherstellers Opel konkretisiert sich der Beitrag, den die Mitarbeiter zum derzeit diskutierten Sparplan leisten könnten.

Opel Eisenach: Die Belegschaft im modernsten Werk des Autoherstellers signalisiert Zugeständnisse. (Foto: Foto: dpa)

Die Not ist dabei so groß, dass die Belegschaft bis auf ein Fünftel des Gehalts verzichten will. Bereits am Wochenende hatte der Betriebsratschef des Opel-Werkes in Eisenach, Harald Lieske, der Thüringer Allgemeinen gesagt, dass auf die Beschäftigen ein Lohnverzicht im zweistelligen Prozentbereich zukommen könnte.

Lieskes Stellvertreter Ulrich Böckel hält diese Größenordnung an Lohneinbußen allerdings für die absolute "Schmerzgrenze". "So wie die Diskussionen derzeit bei uns laufen, wären die Mitarbeiter wohl zu einer Vier-Tage-Woche ohne Lohnausgleich bereit", sagte Böckel zu sueddeutsche.de. Konkret würde das einem Lohnausfall von 20 Prozent entsprechen.

Als Beispiel für eine solche Regelung dienten Sparmaßnahmen bei Volkswagen in der Vergangenheit, so Böckel weiter. Deutschlands größter Autohersteller hatte 1994 wegen einer Absatzkrise gemeinsam mit dem damaligen Personalvorstand Peter Hartz, VW-Betriebsratschef Klaus Volkert und der IG Metall einen neuen Weg der Beschäftigungssicherung beschritten, indem er die Arbeitszeit um 20 Prozent von 35 auf 28,8 Stunden in der Woche verkürzte. Der Lohn wurde entsprechend gekürzt.

Belastungen in dreistelliger Millionenhöhe

Mit dem Modell gelang es tatsächlich, die Nachfrageeinbußen Mitte der neunziger Jahre abzufangen. Als das Geschäft bei VW aber wieder brummte, behielt der Autokonzern die verkürzte Arbeitszeit offiziell bei - die erforderlichen Produktionserhöhungen konnten nur durch Überstunden geschultert werden. Für die VW-Bilanz bedeutete dies Belastungen in dreistelliger Millionenhöhe. Der als Sanierer zu Volkswagen geholte ehemalige Daimler-Chrysler-Manager Wolfgang Bernhard schaffte das Modell schließlich 2006 ab. VW steuerte umgehend aus der Krise.

Der einst gefeierte Ex-VW-Personalvorstand Peter Hartz, der mit dem Modell Massenentlassungen verhindert hatte, fiel in der Folge tief. Denn die Liaison zwischen VW-Vorstand und -Betriebsrat erwies sich als allzu innig: Um die Arbeitnehmervertreter wohlgesonnen zu stimmen, hatte der Konzern gemeinsame Sex-Reisen und Bordellbesuche gesetzeswidrig aus Firmenmitteln bezahlt. Sowohl Hartz als auch Volkert wurden 2007 und 2008 wegen Untreue zu Freiheitsstrafen verurteilt. Während die Haftstrafe für Hartz zur Bewährung ausgesetzt wurde, musste Volkert den Gang ins Gefängnis antreten.

Zu dem Verdienstausfall, der mit einer Vier-Tages-Woche einhergehe, seien die Opel-Mitarbeiter aber nicht über einen langen Zeitraum bereit, betonte Böckel. "Längerfristig muss der Lohnverzicht im Rahmen bleiben." Denkbar sei etwa eine Abschaffung der Boni und Sonderzahlungen, die den derzeitig gültigen Tarif überschritten. "Das ist wie in jeder Familie, in schwierigen Zeiten rückt die Belegschaft zusammen."

"Das wird noch eine schwierige Kiste"

Jeder Beitrag der Beschäftigen müsse aber in ein Gesamtkonzept eingebettet sein, das beispielsweise Produktionszahlen enthalte, die am Markt auch durchsetzbar seien. "Das wird noch eine schwierige Kiste", warnte der Opel-Betriebsrat. Welche Sparmaßnahmen der Opel-Mutterkonzern General Motors von den Beschäftigten einfordern werde, sei dem Betriebsrat aber noch nicht bekannt.

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