Verwirrspiel um Vattenfall-Chef:Er geht, er geht nicht

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Chaos bei Vattenfall: Erst heißt es, Chef Josefsson werde ersetzt. Dann behauptet dieser eilig, er bleibe bis zur Pension. Es geht dabei auch um die Frage, wer bei einer Atomkatastrophe in Deutschland haftet.

Im Gerangel um die Führung des schwedischen Krümmel-Betreibers Vattenfall AB ist Konzernchef Lars Josefsson in die Offensive gegangen. Er genieße weiter die volle Unterstützung des Direktoriums, sagte Josefsson. Josefsson war bei der schwedischen Regierung wegen der Strategie des Staatskonzerns in die Kritik geraten.

Josefsson: "Wir sind dabei, nach rechtlichen Wegen zu suchen, die tatsächlich dieses mikroskopisch kleine Risiko eliminieren könnten." (Foto: Foto: ddp)

In Deutschland steht Vattenfall vor allem wegen einer Pannenserie im norddeutschen Atomkraftwerk Krümmel unter Beschuss. Die umstrittene Haftungsverpflichtung für die deutsche Tochter im Fall einer Nuklearkatastrophe wolle Vattenfall verringern, sagte Josefsson weiter. Die Haftungsverpflichtung sei aber ohnehin nur ein Randthema.

Vattenfall hatte zuvor mitgeteilt, in Kürze werde ein Nachfolger für Josefsson bekanntgegeben. Dies habe aber nichts mit Druck der Regierung in Stockholm zu tun. Josefsson selbst sagte, es habe - außer von einer Gewerkschaft - keine Rücktrittsforderungen gegeben. Er werde wie geplant im kommenden Jahr in Pension gehen. Die Suche nach seinem Nachfolger sei im Frühjahr begonnen worden und stehe kurz vor dem Abschluss, fügte der 59-Jährige hinzu.

"Mikroskopisch kleines Risiko"

Zu der Haftungsverpflichtung für Unfälle in deutschen Vattenfall-Meilern sagte Josefsson: "Wir sind dabei, nach rechtlichen Wegen zu suchen, die tatsächlich dieses mikroskopisch kleine Risiko eliminieren könnten."

Der schwedische Mutterkonzern Vattenfall AB ist verpflichtet, Fehlbeträge der deutschen Tochter Vattenfall Europe auszugleichen. Das geht aus einem Schreiben des Bundesumweltministeriums hervor - als Antwort auf eine Anfrage nach der Haftung des schwedischen Konzerns bei einer Katastrophe in einem deutschen Vattenfall-Kernkraftwerk.

Bei der schwedischen Wirtschaftsministerin Maud Olofsson war Vattenfall-Chef Josefsson vor allem wegen Überlegungen zum Verkauf des schwedischen Stromnetzes in die Kritik geraten.

Olofsson zeigte sich besorgt über Medienberichte, dass Vattenfall mit einem solchen Verkauf Mittel für Atominvestitionen in Großbritannien aufbringen wolle. Das gescheiterte Vorhaben habe der Marke Vattenfall geschadet. Ihre Kritik schürte Spekulationen, dass Josefsson binnen Wochen seinen Rücktritt ankündigen werde.

Die Trennung der großen Stromerzeuger von ihren Netzen, die ein Monopol bilden, ist eine alte Forderung von Verbraucherschützern und auch von der EU-Kommission. In Deutschland steht das Vattenfall-Netz mittlerweile vor dem Verkauf. In der vergangenen Woche hatte EON mit dem Verkauf seines Höchstspannungsnetzes den Weg für eine Neuordnung des Stromtransports in Deutschland geebnet.

© sueddeutsche.de/Reuters/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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