Verkehr:Verdi ruft zu Warnstreik bei der BVG am 1. März auf

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Ein Bus mit einer Verdi-Fahne steht hinter einer Schranke. (Foto: Annette Riedl/dpa)

Fahrgäste von Bussen, Trams und U-Bahnen in Berlin müssen wieder improvisieren: Die BVG-Beschäftigten sind nächste Woche noch einmal aufgerufen, die Arbeit niederzulegen. Für sie geht es um viel.

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Berlin (dpa/bb) - Bei Berlins U-Bahnen, Bussen und Trams steht ein weiterer Warnstreik bevor. Die Gewerkschaft Verdi hat die Beschäftigten der Berliner Verkehrsbetriebe und der Tochtergesellschaft Berlin Transport zu einem ganztägigen Warnstreik am 29. Februar sowie am 1. März bis 14 Uhr aufgerufen. Das teilte die Gewerkschaft am Donnerstag mit. Hintergrund sind die laufenden Tarifverhandlungen. Es bestünden weiterhin deutliche Differenzen am Verhandlungstisch, hieß es von Verdi.

Es ist der zweite Warnstreik bei der BVG in diesem Jahr. Das Unternehmen verhandelt mit Verdi über die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten. Auch an mehreren Orten in Brandenburg sind in der nächsten Woche Warnstreiks geplant - am Mittwoch bei der Uckermärkischen Verkehrsgesellschaft in Prenzlau, Schwedt und Angermünde, am Donnerstag bei der Ostprignitz-Ruppiner Nahverkehrsgesellschaft. In den Verhandlungen in Brandenburg geht es auch um mehr Geld für die Beschäftigten.

Die Gewerkschaft wird am 1. März auch in allen weiteren Bundesländern außer Bayern den öffentlichen Personennahverkehr bestreiken. Mit dem koordinierten Vorgehen soll der Druck auf sämtliche Arbeitgeber, mit denen derzeit verhandelt wird, erhöht werden. Anfang Februar legte Verdi so große Teile des öffentlichen Personennahverkehrs bundesweit lahm. Nach Gewerkschaftsangaben waren damals mehr als 80 Städte und rund 40 Landkreise betroffen.

Wie in Berlin geht es in den meisten Bundesländern in den Verhandlungen um die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten. Bei den Verhandlungen mit der BVG fordert Verdi längere Wendezeiten auf allen Linien, Urlaubsgeld von 500 Euro im Jahr oder 33 Tage Urlaub für alle Beschäftigten ohne Staffelung. Die Forderungen unterscheiden sich in den einzelnen Bundesländern.

Vor allem die Wendezeiten spielten zuletzt eine große Rolle, also die planmäßige Zeit zwischen der Ankunft an einer Endhaltestelle bis zur Weiterfahrt in die Gegenrichtung. „Die Arbeitgeber wollen nicht sehen, dass die aktuellen Arbeitsbedingungen im Widerspruch zu fundamentalen menschlichen Bedürfnissen stehen“, teilte der Fachbereichsleiter für den öffentlichen Personennahverkehr bei Verdi Berlin-Brandenburg Jeremy Arndt mit. Ausreichende Wendezeiten seien jedoch zentral, um den Fahrerinnen und Fahrern Toilettengänge zu ermöglichen.

Die BVG hält eine Umsetzung der Verdi-Forderung für unrealistisch. Es brauche dafür mehr Personal, mehr Fahrzeuge und auch mehr Infrastruktur, um die Fahrzeuge während der Wendezeit abzustellen. Das Unternehmen nannte den Warnstreik-Aufruf unverständlich und überzogen. „Die Bundesebene von Verdi versucht, alle Verkehrsunternehmen im Land über einen Kamm zu scheren, unabhängig von Ausgangssituation und Rahmenbedingungen - und das auf dem Rücken der Berliner Fahrgäste.“

In Brandenburg will Verdi 20 Prozent - mindestens aber 650 Euro - mehr für die Beschäftigten im Nahverkehr rausholen. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll zwölf Monate betragen. In dem Bundesland betrifft der Tarifkonflikt Verdi zufolge 15 kommunale Verkehrsunternehmen mit insgesamt rund 3500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Bundesweit wirkt sich die Tarifrunde laut Gewerkschaft auf mehr als 130 kommunale Unternehmen und rund 90.000 Beschäftigte in den Städten und Landkreisen aus.

Verdi hat bei den Verhandlungen grundsätzlich das Ziel ausgegeben, die Beschäftigten zu entlasten und die ÖPNV-Berufe mit den Tarifabschlüssen attraktiver zu machen. Sämtliche Verkehrsunternehmen leiden unter dem anhaltenden Personalmangel. Insbesondere Busfahrerinnen und Busfahrer sind schwer zu finden. In Berlin ist die BVG aus diesem Grund seit Monaten mit einem eingeschränkten Busfahrplan unterwegs.

© dpa-infocom, dpa:240222-99-83775/3

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