Stuttgart:Hermann will Fußverkehr fördern: Geld allein reicht nicht

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Stuttgart (dpa/lsw) - Wenn es nach Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) geht, sollen die eigenen Füße als Verkehrsmittel künftig eine größere Rolle spielen. Zu Fuß gehen sei nicht nur gesund, emissionsfrei und preiswert, sagte Hermann während eines Fachgesprächs der Landtagsfraktion der Grünen am Montag in Stuttgart. Es schaffe auch Begegnungen und sei somit "ein Schlüssel zu einer besonderen Lebensqualität in der Stadt, in der Kommune aber auch im Dorf".

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Stuttgart (dpa/lsw) - Wenn es nach Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) geht, sollen die eigenen Füße als Verkehrsmittel künftig eine größere Rolle spielen. Zu Fuß gehen sei nicht nur gesund, emissionsfrei und preiswert, sagte Hermann während eines Fachgesprächs der Landtagsfraktion der Grünen am Montag in Stuttgart. Es schaffe auch Begegnungen und sei somit „ein Schlüssel zu einer besonderen Lebensqualität in der Stadt, in der Kommune aber auch im Dorf“.

Ziel des Verkehrsministers sei es, dass 30 Prozent aller Wege 2030 zu Fuß zurückgelegt werden. Zuletzt war dieser Anteil in Baden-Württemberg zurückgegangen. 2017 betrug er 21 Prozent, wie aus der Verkehrserhebung „Mobilität in Deutschland“ hervorgeht. Zwei Gruppen erreichen schon den angestrebten Anteil: die über 80-Jährigen und die bis 11-Jährigen. „Die, die eigentlich am besten laufen können, die laufen am wenigsten“, sagte Hermann bezogen auf die Altersgruppen dazwischen. Um das zu ändern, wolle man für eine Kultur des Gehens werben und die entsprechende Infrastruktur schaffen.

Hermann zufolge geht es auch um die grundsätzliche Frage, wem die Stadt gehöre. Viele Städte seien nach dem Zweiten Weltkrieg vor allem autogerecht gestaltet worden. Auch wenn dieses Leitbild vielerorts mittlerweile in Frage gestellt werde, bestimme es immer noch die Stadtgestaltung, sagte der Minister.

Das Land fördert seit 2015 mit sogenannten Fußverkehrs-Checks Kommunen, die die Situation für Fußgänger verbessern wollen. Dabei finden vor Ort Begehungen und Workshops mit Bürgern und Verantwortlichen statt. 52 Kommunen haben nach Angaben des Ministers schon teilgenommen. Darüber hinaus will das Land mehr als 300 000 Euro in 1000 neue Zebrastreifen investieren. Auch Mittel aus dem neuen Gesetz zur Förderung kommunaler Infrastruktur sollen genutzt werden. Finanzen seien allerdings oftmals nicht das Problem. Vielmehr fehle es oft an Planungskapazitäten und Baudienstleistern, erklärte Hermann.

Baden-Württemberg gelte bundesweit als Vorreiter, was die Förderung des Fußverkehrs angehe. Das bestätigte Ingo Rohlfs, Landessprecher des Fachverbands Fußverkehr. Dies sei allerdings auch ein Zeichen dafür, wie wenig bundesweit getan werde. Verglichen mit anderen Verkehrsmitteln sei es besonders komplex, Fußverkehr systematisch zu fördern, erklärte Rohlfs. Es sei wesentlich schwieriger, Fußverkehr zu planen, als beispielsweise eine Autostraße, da auch ästhetische oder soziale Faktoren eine Rolle spielten. „Wir brauchen da so wahnsinnig viel Qualifikation, die gibt es in den Kommunen nicht.“

Rohlfs empfiehlt die Einrichtung einer vom Land betriebenen, mobilen Expertengruppe, die die Kommunen vor Ort unterstützen soll. Die Gemeinden sollen sich um die Dienste der Gruppe bewerben können. Ein entsprechendes Konzept stellte Rohlfs während des Gesprächs am Montag vor. Die sonstigen diskutierten Maßnahmen allein reichen nach seiner Einschätzung nicht aus, um den angestrebten Fußverkehrsanteil zu erreichen.

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