Verkehr:Rostige Fahrradwracks machen Kommunen viel Arbeit

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Bremen (dpa) - Wenn es um ausgediente Fahrräder geht, gilt oft "Aus den Augen, aus dem Sinn". Sie stehen zu Zehntausenden mit verbogenen Felgen, fehlenden Sätteln und rostigen Lenkern angekettet an Zäune oder Geländer. Die Kommunen haben die Arbeit.

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Bremen (dpa) - Wenn es um ausgediente Fahrräder geht, gilt oft „Aus den Augen, aus dem Sinn“. Sie stehen zu Zehntausenden mit verbogenen Felgen, fehlenden Sätteln und rostigen Lenkern angekettet an Zäune oder Geländer. Die Kommunen haben die Arbeit.

Die Liebe zu ihrem Zweirad endet für viele Radler irgendwann im Desinteresse. Zwar wird Deutschland immer mehr zu einem Land der Fahrradfahrer, viele Städte gestalten Straßen fahrradfreundlich um. Doch zu Tausenden stehen verlassene Fahrradwracks in Städten und Gemeinden - angeschlossen an Laternen, Straßengitter oder Zäune. Sie haben platte Reifen, verbogene oder fehlende Vorderräder, rostige Lenker und bieten manchmal sogar bereits blühenden Pflanzen Halt.

Bremen steht exemplarisch für viele Städte: Hier wird gern und viel Fahrrad gefahren. Die Abstellflächen am Hauptbahnhof, an der Uni oder im Viertel sind überfüllt. Von 2011 bis 2013 sammelten die Mitarbeiter des Umweltbetriebs fast 2000 herrenlose Schrotträder ein. Grundlage ist das Ortsgesetz über die Entsorgung von Abfällen, erklärt Thomas Katzke von der Umweltbehörde. Räder, „bei denen aufgrund des augenscheinlichen Zustands keine Anhaltspunkte für die Funktionsfähigkeit und eine bestimmungsgemäße Nutzung vorliegen“, wird eine rot-weiße Banderole mit einer vierwöchigen Frist angeklebt.

„Ein Fahrrad, das lange rumsteht, das einfach nur platte Reifen und eine verrostete Kette hat, ist kein Schrott“, sagt Armin Wätjen von der Kundenberatung des Umweltbetriebs. „Wir überprüfen an so einem Fahrrad eigentlich alles.“ Die Entscheidung sei Erfahrungssache. Wenn eine Reparatur teurer wäre als das ganze Fahrrad, kommt eine Banderole dran. Etwa 70 bis 80 Prozent der gekennzeichneten Räder seien nach Ablauf der vier Wochen noch am Platz. Dann kommt die Akkuflex zum Einsatz, der kein Schloss lange widerstehen kann.

Weitere sechs Monate lang können die Eigentümer ihren fahrbaren Untersatz zurückfordern. „Was selten geschieht“, wie Katzke sagt. So lange stehen die Räder bei einer Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft. Anschließend nehmen sich Mitarbeiter die Fahrräder vor und versuchen, die besten Stücke wieder aufzumöbeln. Auf diese Weise entstehen pro Jahr etwa 400 fahrtüchtige und verkehrssichere Recycling-Räder für soziale Einrichtungen und Projekte, unter anderem in Ghana. Die übrigen Fahrzeugwracks kommen in den Schrott. Alles zusammen kostet etwa 50 000 Euro pro Jahr - und wird aus den Abfallgebühren finanziert.

Alte und vergessene Fahrräder sind nicht nur ein Problem für das Stadtbild. Nach Katzkes Erfahrung blockieren sie häufig Parkplätze oder gefährden sogar den Verkehr. Die Polizei hat noch eine weitere Erfahrung gemacht. Wenn alle Möglichkeiten zum Anschließen blockiert sind, bleibt oft nur, sein Fahrrad zwar ab-, aber nicht anzuschließen. Das erleichtert organisierten Dieben das Handwerk. Denn so abgestellte Fahrräder können schnell ein paar Schritte zu einem Lieferwagen getragen werden.

Nach Einschätzung von René Filippek vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) mit Zentrale in Bremen sind es nicht immer nur von ihren Besitzern freiwillig aufgegebene Fahrräder, die zum Problem werden. Manchmal wurde ein Vorderrad oder der Sattel gestohlen. „Dann überlegt der Besitzer, es einfach stehen zu lassen.“ Auch gebe es Menschen, die ein altes Rad an den Bahnhof stellen, es aber nur ganz selten brauchen. „Das verwildert dann.“

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