Verkehr:Nahverkehrsplan: So sollen Züge durch Thüringen rollen

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Ein Regionalzug fährt im Bahnhof ein. (Foto: Thomas Banneyer/dpa/Archivbild)

Mehr Zug, weniger Auto: Die Verkehrswende soll auch mit einem Ausbau des Nahverkehrs gelingen. In Thüringen gibt ein neuer Plan bis zum Jahr 2027 die Marschrichtung vor. Auf einigen Strecken sind Änderungen geplant. Manches bleibt noch unkonkret.

Von Stefan Hantzschmann, dpa

Erfurt (dpa/th) - Alte Strecken neu auflegen, ein besserer Takt und am besten elektrifiziert: Thüringens Landesregierung will in den kommenden Jahren den Nahverkehr verbessern. Doch ein neuer Plan bis zum Jahr 2027 ist einigen Verkehrsexperten in den Fraktionen zu unkonkret. Außerdem steht das Land vor einem Problem: Die Bevölkerungszahl, und damit auch die Zahl der erwerbstätigen Pendler, geht zurück. Gibt es bald viele Züge für wenig Menschen?

Die Grünen-Verkehrspolitikerin Laura Wahl sieht darin keinen Widerspruch. Sie verweist darauf, dass die Autoren des Entwurfs von einer stabilen Nachfrage im Öffentlichen Personennahverkehr ausgehen. „Und da ist das Deutschland-Ticket noch gar nicht eingerechnet.“ Das Ticket sei ein „Gamechanger“ und „unschlagbar günstig im Vergleich zum Auto“. Sie rechne damit, dass man mit dem Ticket von einer steigenden Nachfrage ausgehen könne. Der Entwurf des Nahverkehrsplans ist noch nicht final, Änderungen sind möglich. Einige Pläne im Überblick:

Nordthüringen

Im Norden des Freistaates sind dem Entwurf zufolge Änderungen der Linien RE 11, RE 8 und RB 52 geplant. Die Linie RE 11, die bisher auf der Strecke Erfurt - Döllstädt - Leinefelde - Kassel Wilhelmshöhe fuhr, soll künftig die Strecke Erfurt - Gotha - Leinefelde - Göttingen bedienen. Zusammen mit der Linie RE 1 soll damit ein stündliches, umsteigefreies Angebot mit Anschlüssen an den Fernverkehr in und aus Richtung Norddeutschland entstehen. Während der Halt in Döllstädt (Unstrut-Hainich-Kreis) etwas weniger häufig angefahren werden könnte, sollen die Stationen in Gräfentonna, Dachwig, Elxleben, Kühnhausen, Erfurt-Gispersleben und Erfurt Nord häufiger bedient werden.

Ostthüringen

Die Linie RE 15, die derzeit zwischen Saalfeld und Jena fährt, soll bis nach Leipzig verlängert werden und sie soll in Naumburg (Sachsen-Anhalt) Anschlüsse nach Erfurt und Halle bekommen. Die RE 16 (Erfurt-Halle) soll dabei künftig stündlich fahren statt alle zwei Stunden. Durch die Neustrukturierung sollen die bisherigen Linien RE 17 (Erfurt-Naumburg) und RE 18 (Halle-Jena) entfallen und in die Linien RE 15 und 16 integriert werden.

Mittelthüringen

Die Linie RB 20 soll eingekürzt werden. Bisher fährt der Zug auf der Strecke Eisenach - Erfurt - Leipzig. Künftig wird er nur noch bis Naumburg fahren. Grund ist eine neue S-Bahn-Linie Naumburg - Leipzig. „Die Brechung der bisher durchgehenden SPNV-Linie in Naumburg und damit der Entfall der umsteigefreien SPNV-Verbindung Eisenach/Erfurt/Weimar - Leipzig entspricht nicht den verkehrlichen Zielstellungen des Freistaats Thüringen“, heißt es dazu im Entwurf. Man habe das aber akzeptieren müssen. SPNV steht für Schienenpersonennahverkehr.

Südthüringen

Auf der Linie RB 41 (Eisenach - Sonneberg - Neuhaus am Rennsteig) soll sich die Fahrtzeit verkürzen durch den Wegfall von Standzeiten. Die RB 40 (Meiningen - Schweinfurt) soll künftig über den Knotenpunkt Grimmenthal fahren. Dadurch soll es bessere Anschlüsse zwischen Unterfranken, Südthüringen und Erfurt geben.

Alte Strecken reaktivieren

Thüringen will alte Strecken wieder für den Nahverkehr nutzen, auch im Nahverkehrsplan ist davon die Rede. Konkret geht es um mögliche Reaktivierungen der Pfefferminzbahn (Straußfurt - Großheringen und einer möglichen Verlängerung nach Jena), der Kyffhäuserbahn (Bretleben - Bad Frankenhausen), der Unstrutbahn (Wangen - Artern), der Max- und Moritzbahn (Probstzella - Ernstthal), der Höllentalbahn (Blankenstein - Marxgrün), der Werrabahn (Südthüringen - Coburg), der Rennsteigbahn (Ilmenau - Themar) sowie der Ohratalbahn (Gotha - Gräfenroda). Genaueres steht aber noch nicht fest; eine Konzeptstudie dazu soll erst noch kommen.

Wahl sagte, dass es zwar gute Ideen im Nahverkehrsplan gebe, aber zu wenige verbindliche Aussagen vorhanden seien, wie das Angebot in den nächsten Jahren ausgebaut wird. „Damit wird aus meiner Sicht dieser Nahverkehrsplan den Herausforderungen der Zeit - nämlich Klimaschutz und die Nachfragesteigerung dank Deutschland-Ticket - in keiner Weise gerecht.“ Wahl lobte, dass es stündliche Verbindungen Erfurt-Gotha-Leinefelde-Göttingen geben soll. Das sei eine beliebte Strecke. Allerdings werde die umstiegsfreie Verbindung Erfurt-Kassel aufgegeben. Da müsse geprüft werden, ob sich der Zug in Leinefelde beispielsweise trennen könne.

© dpa-infocom, dpa:231009-99-494422/4

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