Verkehr:Erst Flop, jetzt top: Einst verschmähte Motorräder sind beliebt

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Stuttgart (dpa/tmn) - Nicht immer ist neuen Motorradmodellen ein Verkaufserfolg beschieden. Häufig verschwinden innovative oder optisch ausgefallene Bikes sang- und klanglos wieder vom Markt - um später als Renner am Gebrauchtmarkt wie Phönix aus der Asche zu steigen.

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Stuttgart (dpa/tmn) - Nicht immer ist neuen Motorradmodellen ein Verkaufserfolg beschieden. Häufig verschwinden innovative oder optisch ausgefallene Bikes sang- und klanglos wieder vom Markt - um später als Renner am Gebrauchtmarkt wie Phönix aus der Asche zu steigen.

Innovationen sorgen nicht immer dafür, dass ein Produkt auch erfolgreich wird. Auch Motorradbauer mussten das erfahren. Manch eine Maschine war dem Verbraucher zu teuer. Oder sie war falsch am Markt positioniert. Doch gerade wegen ihrer Eigenheiten zählen die Ladenhüter von einst heute zu den gesuchten Modellen.

Zu den gleichermaßen kuriosen wie innovativen Fahrzeugen gehörte der Motorroller C1 von 2000. Wegen seines Kabinen-Dachs musste er viel Spott und Häme über sich ergehen lassen. „Der Grund für den Misserfolg war aber der zu hohe Preis“, sagt Klaus Herder, ehemaliger Besitzer eines C1. Knapp 10 000 D-Mark kostete das Basismodell.

Ein Vorteil: Auf vielen Märkten entfiel wegen der Sicherheitszelle mit Überrollbügel und Anschnallgurt die Helmpflicht. Ein 11 kW/15 PS starker Einzylinder-Viertaktmotor aus dem Hause Rotax mit 125 Kubikzentimetern Hubraum trieb den C1 anfangs an. 2001 gesellte sich noch ein 176-Kubik-Aggregat dazu, das dem „C1 200“ 13 kW/18 PS bescherte. Heute kostet ein C1 bis zu 6000 Euro.

Herder hat ein Herz für die Außenseiter ihrer Zeit. Gleich drei BMW K1 nannte er sein Eigen. „Damals war BMW noch eine stockbiedere Marke“, sagt er. Als die K1 1988 präsentiert wurde, passte sie mit ihrem kantigen Design und der Lackierung in Rot oder Blau mit knalligem Signalgelb so gar nicht ins Modellportfolio.

Dabei wartete der längs und liegend eingebaute Vierzylinder-Motor der K1 mit 16 Ventilen auf. Trotz der Drosselung auf 74 kW/100 PS war sie 240 km/h schnell. „Damals wollte sie keiner, heute ist man am Motorradtreffpunkt der König mit dem Teil“, sagt Herder. Rund 7000 Exemplare wurden zwischen 1988 und 1993 weltweit verkauft. Heute werden bis zu 7000 Euro für sehr gute Exemplare fällig.

Ein ähnliches Schicksal wie die K1 traf die Harley Davidson XLCR 1000 im Café-Racer-Stil. Das langgezogene Heck, die auffällige Auspuffführung, die Cockpitverkleidung und die Gussräder waren anders als alles, was die US-Marke im Programm hatte. Die Resonanz fiel entsprechend aus: Nur 3233 Exemplare verließen die Werkshallen. „Ein großer Teil der XLCRs verstaubte viele Jahre in den dunkelsten Ecken bei den Händler oder wurde sofort umgebaut“, erzählt Harley-Sprecher Rudi Herzig. Heute beginnen die Preise für gut erhaltene Exemplare bei 15 000 Euro.

Ein Traum für Freunde von Naked Bikes mit bulligem V2-Motor ist auch die Yamaha TR1. Zu ihrer Bauzeit wollten sie gerade einmal 2200 Käufer haben. „Die 1000er hat Yamaha bei ihrer Markteinführung 1981 als Sportmaschine angepriesen“, erinnert sich Markus Biebricher, der bereits seine dritte TR1 besitzt. „Diesen Ansprüchen wurden weder das Fahrwerk noch die Leistung gerecht“, so der Motorradfan.

Dabei wartete das Modell für 8400 D-Mark mit innovativen Details auf. So lief die Antriebskette in einem mit Spezialfett gefüllten Kasten und schaffte mehrere Zehntausend Kilometer ohne Wechsel. Und wenn man die Schraubverbindungen am mittragenden Motor löste, ließ sich die TR1 in zwei Teile zerlegen. „Das Drehmoment aus ganz tiefen Drehzahlen begeistert V2-Liebhaber heute noch“, sagt Biebricher. Die Nachfrage nach dem Klassiker hält die Preise hoch. Bis zu 4000 Euro werden für gute Exemplare fällig.

Viele japanische Hersteller versuchten sich Anfang der 80er Jahre auch an Turbo-Motorrädern. Erfolge brachte das nicht. Die Honda CX 500 Turbo etwa kam in Deutschland auf nur 379 Exemplare. Von der weiter entwickelten CX 650 Turbo waren es sogar nur 56. Das waren „Prestigeobjekte, die zeigen sollten, was technisch möglich ist“, erklärt Manfred Kolb von Honda. Neben dem großen Durst und dem exorbitanten Preis war auch die Fahrbarkeit ein Faktor, der die Kunden vom Kauf abhielt. „Die CX 650 Turbo ließ sich deutlich zahmer fahren als die 500er“, spielt Kolb auf den schlagartigen Leistungseinsatz des Turboladers an.

Honda wollte stolze 13 203 D-Mark für die 500er haben. Wer heute eine kaufen möchte, muss 4000 Euro für ein mäßiges Exemplar einplanen. Eine 650er in fast neuwertigem Zustand kostet bis zu 15 000 Euro.

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