Deutsche Haushalte verbrauchen mehr als 600 Terawattstunden Energie im Jahr - das sind 600 Billionen Wattstunden. Unser Energieverbrauch lässt kaum nach - trotz Wirtschaftskrise, trotz Klimawandel, trotz immer effizienterer Geräte.
Vielleicht passiert das, weil wir insgesamt immer mehr Geräte in unseren Alltag lassen; vielleicht aus Unwissenheit oder Nachlässigkeit, vielleicht aber auch weil sich angesichts der Taifunkatastrophe auf den Philippinen oder der enttäuschenden Klimakonferenz in Warschau ein Gefühl der Machtlosigkeit einstellt.
Das ist nachvollziehbar, aber teilweise unberechtigt. Denn die Bürger unterschätzen die enormen Einsparpotenziale in ihren Haushalten. In den kommenden Jahren ließe sich ohne schmerzhafte Einschnitte mehr als ein Viertel Energie einsparen. Hier lesen Sie, wie Sie dazu beitragen können.
Küche
- Machen Sie dem Kühlschrank die Arbeit nicht unnötig schwer: Stellen Sie ihn nicht direkt neben Herd oder Heizung. Und wenn beim Abendessen etwas übrig bleibt, lassen Sie die Reste der Lasagne erst abkühlen, bevor sie in den Kühlschrank wandert. Auch Einkäufe stressen den Kühlschrank weniger, wenn sie in einer Kühltasche nach Hause transportiert werden. Tür auf, Tür zu - möglichst schnell, sonst muss er mehr arbeiten.
- Profi- und Hobbyköche wissen Gasherde zu schätzen - energiebewusste Verbraucher auch: Geräte mit Gas arbeiten deutlich effizienter als klassische Elektroherde. Wer nun aber so einen in der Küche stehen hat, sollte das oft empfohlene, aber auch oft verzichtbare Vorheizen sein lassen. Dabei entsteht Wärme, die völlig ungenutzt verpufft. Umgekehrt kann man sich die mangelnde Effizienz älterer Geräte zunutzen machen, indem man Kochplatten oder Backofen früher ausschaltet und die noch minutenlang abstrahlende Restwärme nutzt. Außerdem: Deckel drauf, dann kocht Wasser schneller; und die Kochplattengröße möglichst exakt der Topfgröße anpassen.
- Den Abwasch mit der Hand zu erledigen, ist keine Fronarbeit im Dienste des Umweltschutzes: Moderne Spülmaschinen verbrauchen weniger Strom und Wasser (etwa zehn Liter) als für die gleiche Menge Geschirr in die Spüle fließen würde. Wie für die Waschmaschine gilt natürlich auch für den Geschirrspüler, dass er nur voll beladen angeschaltet werden sollte und dass man auf das Vorspülen getrost verzichten kann.
- Ziehen Sie den Stecker: Radio, Anrufbeantworter oder Kaffeemaschine sollten, wenn sie gerade nicht im Einsatz sind, ausgesteckt werden. Sonst ziehen sie weiter Strom, auch wenn sie gar nichts leisten. Der Standby-Verbrauch in Deutschland verursacht jährlich Kosten von mehr als drei Milliarden Euro.
- Wasserkocher sind übrigens sehr sinnvolle Geräte: Einen Liter Wasser zum Kochen zu bringen, kostet mit ihnen zwei Cent, auf der Herdplatte dagegen drei Cent.
- In der Küche wie in allen anderen Räumen gilt: Mit Energiespar- oder LED-Lampen lassen sich 75 Prozent der Stromkosten für die Beleuchtung sparen, während eine Glühbirne nur drei Prozent der Energie in Licht verwandelt, die sie verbraucht.
- Neue Geräte lohnen sich in der Regel: Zum Beispiel sparen A+++-Kühschränke 40 Prozent Energie gegenüber Geräten der Effizienzklasse A+. Und beim Austausch einer zehn Jahre alten Waschmaschine können jährlich 35 Euro gespart werden - den geringeren Wasserverbrauch eingerechnet sogar 57 Euro.
Bad
- Auch wenn Sie morgen so gerne Ihr Lieblingsshirt tragen möchten, warten Sie ab, bis es in der Waschmaschine genug Gesellschaft hat. Ein Durchschnittshaushalt mit zwei Personen spült mit dem Dreck aus den Klamotten auch 150 Kilowattstunden den Abfluss hinunter. Einige von ihnen lassen sich einsparen, indem man die Maschine nur voll beladen laufen lässt.
- Vorwäsche und hohe Temperaturen sind angesichts effizienter Geräte und Waschmittel meist nicht nötig, um die Wäsche sauber zu kriegen. Wenn Sie nicht gerade die jüngste Staphylokokken-Infektion Ihres Nachwuchs bekämpfen müssen, reichen 30 Grad, um ein hygienisches Ergebnis zu erzielen. Wasser kommt mit etwa zehn Grad Celsius aus der Leitung; es auf 30 Grad zu erwärmen braucht nur halb so viel Energie wie auf 50 Grad.
- Entsprechend gilt: Der Verzicht auf Vollbäder spart nicht nur Wasser, sondern auch Energie. Beim Duschen verbraucht man der Stiftung Warentest zufolge im Schnitt nur 40 bis 75 Liter statt 160 Liter Warmwasser und damit auch nur bis zu drei statt 6,5 Kilowattstunden Strom. Und ganz simpel: Putz- oder Gießwasser muss keine Badewannen-Temperatur haben.
- Der Name ist Programm: Tauschen Sie Ihre alte Brause gegen eine Sparbrause und stellen Sie das Wasser beim Duschen aus, während Sie sich einseifen. Das spart der Stiftung Warentest zufolge zwei Drittel der Stromkosten des Warmwasserbereiters.
Wohnzimmer
- Die oft wiederholte Standby-Mahnung dürfte mittlerweile in jeden Haushalt vorgedrungen sein. Abschalten ist das Mittel der Wahl - es lohnt sich auch, weil dadurch mehr als 80 Euro pro Jahr eingespart werden können.
- Am besten nimmt man die Geräte gleich über eine Mehrfach-Steckdose mit Schalter vom Netz. Wem das zu umständlich ist, der beschafft sich ein so genanntes Vorschaltgerät: So kann er weiterhin einfach via Fernbedienung ausschalten, das Gerät trennt den Fernseher nach kurzer Zeit automatisch vom Strom. Oder Sie nutzen Steckdosenleisten mit Abschaltautomatik: Wenn Sie den Computer ausschalten, trennt das automatisch auch den Drucker vom Stromnetz. Ansonsten verbrauchen fast alle elektrischen Geräte ständig kleine Mengen Strom, selbst wenn sie ausgeschaltet sind.
- Grundsätzlich gilt, wie auch bei Spül-, Waschmaschine oder Kühlschrank: Neue Geräte verbrauchen weniger Strom - häufig so viel weniger, dass sich eine Neuanschaffung nach einigen Jahren bereits lohnt.
- Suchen Sie nach dem Blauen Engel: Er weist energiesparende Geräte oder Herstellung aus und steht außerdem für Klimafreundlichkeit und geringe Schadstoffbelastung.
Büro
- Computer und Smartphones haben eingebaute Energiesparfunktionen - nutzen Sie sie (in Windows zum Beispiel in der Systemsteuerung unter "Energieoptionen"). PCs und Laptops (Letztere verbrauchen übrigens dem Referat für Verbraucherschutz der Bundesregierung zufolge im Vergleich 70 Prozent weniger Strom im Jahr) müssen nicht auf höchster Leistungsstufe laufen und sollten sich, wenn Sie mit den Kollegen in die Kantine gehen, in den Sleep-Modus verabschieden. Das spart in der Regel mehr als 90 Prozent des Verbrauchs.
- Ob Fernseher oder Computer: Große, leistungsstarke Geräte verbrauchen mehr Energie. Wer mit seinem PC nur surft und schreibt und nicht regelmäßig Heimkinoabende für Cineasten veranstaltet, sollte sich auch aus Kostengründen doppelt überlegen, ob er wirklich ein High-End-Gerät braucht. Trotzdem sind auch in Sachen Multimedia neuere Geräte sparsamer als alte: Wer zum Beispiel den alten Röhrenfernseher auf den Wertstoffhof bringt und dafür einen Flachbildschirm anschafft, kann der Stiftung Warentest zufolge mehr als die Hälfte seiner Stromkosten sparen.
- Nutzen Sie beim Drucken beide Seiten des Papiers. Es wird ja nicht nur Papier (und damit Holz und damit ein wertvoller Rohstoff verbraucht), sondern auch Energie: Um das Paket Druckerpapier herzustellen, das 7,99 Euro im Schreibwarenhandel kostet, wurden 26 Kilowattstunden verbraucht. Davon kann ein Ein-Personen-Haushalt fünf Tage lang kochen, heizen, drucken, fernsehen usw. In Recyclingpapier steckt nur die Hälfte der Energie, außerdem sind weniger Wasser und Bäume bei der Herstellung fällig. Drucken Sie außerdem, wenn es nicht für eine wichtige Präsentation ist, mit einer schlechteren Auflösung - das spart Toner.
- Googeln schafft Zugang zu viel Wissenswertem. Trotzdem sollte man die eigenen Suchanfragen ab und zu in Frage stellen: Mit jedem Klick wird eine enorme Maschinerie in Gang gesetzt wird, die ungefähr so viel Strom verbraucht wie eine Energiesparlampe in einer Stunde. Google selbst widerspricht dieser Studie des für Zukunftsstudien und Technologiebewertung allerdings und betont, verbraucht werde nur einen Bruchteil: 100 Suchanfragen entsprächen etwa der Menge Energie, die für das Bügeln eines Hemdes benötigt werde. Wer klimaschonend surfen will, kann beispielsweise die Suchmaschine www.ecosia.org nutzen.
Heizung
- Der mit Abstand größte Posten im Verbrauch eines Haushalts ist die Energie, die fürs Heizen draufgeht: 85 Prozent des Gesamtverbrauchs entfallen darauf. Gegensteuern kann man auch hier mit moderneren Heizkesseln und Pumpen. Der Umbau wird staatlich gefördert. Als Faustregel: Modernisieren lohnt sich meist bei mehr als 15 Jahre alten Anlagen und wenn es im Heizkeller wärmer ist als im Rest der Wohnung - denn dann geht augenscheinlich zu viel Energie verloren.
- Viele alte Heizungspumpen laufen unnötigerweise rund um die Uhr - wer auf Hocheffizienzpumpen umstellt, die nur so viel arbeiten wie auch Wärme benötigt wird, braucht nur ein Zehntel der Energie. Das kann der Stiftung Warentest zufolge 90 Prozent der Stromkosten sparen.
- Im Alltag gilt: 20 Grad in der Wohnung sind ausreichend, lieber einen Pulli drüberziehen (wie schon der britische Premier David Cameron empfohlen hat, dessen Statement vielleicht unglücklich war, aber ökologisch betrachtet durchaus in die richtige Richtung ging). Jedes Grad weniger senkt die Heizkosten um sechs Prozent. Lüften mit weit geöffneten Fenster und ausgedrehter Heizung für ein paar Minuten statt gekippt über den gesamten Vormittag. Auch das Entlüften der Heizkörper oder programmierbare Thermostate helfen.
Ganz grundsätzlich: Lassen Sie sich beraten oder machen Sie sich schlau. Der Möglichkeiten sind viele, zeigen die folgenden Linktipps. Verbraucher mit wenig Geld haben außerdem die Möglichkeit, sich kostenlos Expertenhilfe ins Haus zu holen. Über die Aktion Stromsparcheck können sie Kontakt zu Beratern aufnehmen, die in ihrem Haushalt Tipps geben und außerdem Zeitschaltuhren, Strahlregler et cetera installieren.
Ratgeber Strom sparen:So senken Sie Ihre Energiekosten
Energie wird immer teurer, viele Privathaushalte ächzen schon jetzt unter den Ausgaben für Strom und Heizung. Doch statt bang der nächsten Abrechnung entgegenzublicken, lohnt es sich, aktiv zu werden. Wie Sie Ihre Energiekosten senken und im Alltag Strom sparen.
Linktipps:
- Empfehlungen für energiesparende Geräte finden Sie beispielsweise beim Öko-Institut und beim Blauen Engel.
- Informationen der Deutschen Energie-Agentur (dena) zur Unterhaltungselektronik
- Energiespar-Tipps und Informationen der Initiative Energieeffizienz zu Fernseher, Audioanlage und Co.
- Informationen zur Beschaffung von Bürogeräten
- Broschüre des Umweltbundesamtes zum Energiesparen bei Computer, Internet und Co.
- Datenbank der Deutschen Energie-Agentur (dena) zu energieeffizienten Bürogeräten
- Informationen des Bundesumweltministeriums zur Energieeffizienz von Haushaltsgeräten und Online-Energiesparchecks
- Energiespartipps des Umweltbundesamtes
- Informationen der Stiftung Warentest zum Stromverbrauch von Elektrogeräten
- Informationen der Initiative Energieeffizienz
- Ratgeber des Bundesumweltministeriums zu Heizkosten und Wärme im Gebäude
- Tipps des Umweltbundesamtes zum Heizkostensenken
- Energieberatung der Verbraucherzentralen