Start-up und Familienunternehmen:"Mein erstes Vater-Tochter-Bühnengepräch ever"

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Vater und Tochter sprechen oft über Mitarbeitermotivation und Diversität. (Foto: Stephan Rumpf)

Verena Pausder hat ein Start-up gegründet, ihr Vater Rudolf Delius führt in neunter Generation ein Familienunternehmen. "Wir konkurrieren ja nicht, wir profitieren voneinander", erzählen sie beim SZ-Wirtschaftsgipfel.

Von Lea Hampel, Berlin

Auf Twitter hatte Verena Pausder extra ein Herzchen zur Ankündigung der Veranstaltung am Dienstagmittag beim SZ-Wirtschaftsgipfel gepostet: Das sei ihr "erstes Vater-Tochter-Bühnengepräch ever", schrieb sie, dann: Herzchen. "Natürlich haben wir schon mal miteinander gesprochen in den vergangenen 40 Jahren", scherzte sie vorab. Aber auf einer Bühne, das sei nun doch etwas Neues, zumal, wenn es ums Geschäft geht.

Dabei kann man davon ausgehen, dass sie fast jedes Mal, wenn sie sich sehen, über Geschäftliches reden. Schließlich sind beide leidenschaftliche Unternehmer: Rudolf Delius führt in neunter Generation das familieneigene Textilunternehmen in Bielefeld. Seine Tochter Verena Pausder wiederum hat ihre erste Gründung, einen Sushiladen, schon mit 19 Jahren absolviert und nach dem Studium eine Salatbarkette eröffnet. Bekannter geworden ist sie, als sie im Jahr 2012 "Fox and Sheep" gegründet hat. Sie hatte auf der Suche nach digitalen Lernanwendungen für ihre Kinder eine Marktlücke entdeckt. Heute leitet sie die Haba Digitalwerkstätten.

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Doch nicht erst seit Pausder erwachsen ist, spielt Geschäftliches eine Rolle im Alltag. Beim Mittagessen, erzählte Delius auf der Bühne am Dienstag, hätten seine zwei Töchter ruhig sein müssen, weil zu der Zeit parallel die Börsennachrichten liefen. Und auch heute geht es oft um die Firma, weil Pausder Gesellschafterin ist.

Der tatsächliche Austausch zwischen den beiden ist aber weniger einer übers Tagesgeschäft als vor allem eine Debatte über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Berliner New und Bielefelder Old Economy. Delius sieht es als Vorteil, dass seine Tochter eigene Wege gegangen ist. "Verena kann uns Impulse besser bringen, als wenn sie die letzten 20 Jahre in Bielefeld gewesen wäre." Vater und Tochter sprechen oft über Mitarbeitermotivation und Diversität. Von den Startups lerne er Schnelligkeit und positives Denken. Gleichzeitig hat sich Pausders Sicht auf das Familienunternehmen und ihren Vater verändert. Früher habe sie vor allem zu ihm aufgeschaut und alles bewundert, was er tat. Heute begegnen sie sich eher auf Augenhöhe.

Dennoch gab es nicht nur harmonische Phasen in der Vater-Tochter-Beziehung. Als Pausder für ihre Salatbarkette ihren Bausparvertrag auflöste und die Gründung scheiterte, habe ihr Vater das Geld einbehalten, berichtete sie. Er wiederum erinnert sich, dass er manche ihrer Investitionen schwierig fand. "Bis ich 25 war, ging das so, danach war ich eine ganz liebe Tochter", sagt Pausder mit einem Schmunzeln. Wirklich gestritten werde dennoch wenig in der Familie. "Wir konkurrieren ja nicht, wir profitieren voneinander", erklärt Delius das. Pausder wiederum schiebt es auf die Mentalität. Westfalen kehrten Dinge eben lieber unter den Teppich.

Ob sie künftig öfter auch übers Tagesgeschäft reden werden, ist gerade unklar. Anfang 2020 wird Delius in der kaufmännischen Leitung durch einen externen Nachfolger beerbt. Verena, sagt er, gehöre aber zur "stillen Reserve", die jeder Mittelständler habe, falls es mit der neuen Führung nicht klappe, sagt er mit einem Augenzwinkern. Die Tochter selbst nennt das "Ass im Ärmel".

© SZ vom 13.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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