US-Kongress:Trump, Russland, Deutsche Bank

Lesezeit: 2 min

Das Geldhaus gerät in den Strudel um eine Beeinflussung der US-Präsidentschaftswahl durch Moskau.

Von Claus Hulverscheidt und Meike Schreiber, New York/Frankfurt

Nach Brüssel sind es von Frankfurt aus gerade einmal gut 300 Kilometer, so nah wie am Himmelfahrtstag wird Deutsche-Bank-Chef John Cryan seinem prominentesten Kunden womöglich so schnell nicht wieder kommen. Doch von einem Treffen des Finanzmanagers mit dem in Europa weilenden Top-Klienten ist nichts bekannt. Dabei hätte es Gesprächsstoff genug gegeben, denn das Geldinstitut ist zusätzlich zu allen anderen juristischen Problemen nun auch noch in die Affäre um eine Beeinflussung der US-Präsidentschaftswahl durch Russland hinein geraten: In einem Brief haben mehrere demokratische Kongressmitglieder Cryan aufgefordert, zu erklären, ob sein Haus russischen Geldgebern im vergangenen Jahr dabei geholfen hat, Wahlkampfhilfen an den damaligen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump zu verschleiern.

Der Vorwurf ist politisch wie wirtschaftlich höchst brisant, zumal der Ruf der Bank in den USA ohnehin mächtig angekratzt ist. Das Gebaren in Russland, wo das Institut zwischen 2011 und 2015 vermögenden Kunden dabei half, rund zehn Milliarden Dollar außer Landes zu schaffen, trug dazu maßgeblich bei. Die Kunden kauften damals Aktien in Rubel, um sie über die Deutsche Bank in Dollar wieder zu verkaufen. Womöglich unterlief das Geldhaus damit nicht nur politische Sanktionen gegen Russland, sondern leistete auch Beihilfe zur Geldwäsche. Unabhängig davon steht seit mehr als einem Jahr die Frage im Raum, warum die Frankfurter mit Trump noch Geschäfte machten, als beinahe alle US-Banken dem damaligen Immobilienunternehmer längst keine Kredite mehr gewährten. Trump soll der Deutschen Bank noch gut 300 Millionen Dollar schulden.

In dem Schreiben der demokratischen Abgeordneten an Cryan werden die beiden Vorwürfe, die bisher wenig miteinander zu tun gehabt schienen, miteinander verquickt. Nach Angaben der Parlamentarier hält die Bank die Ergebnisse zweier interner Untersuchungen unter Verschluss, in denen es um Konten der Trump-Familie sowie andererseits um die russische Geldwäsche-Affäre geht. Nur wenn beide Dokumente von einem unabhängigen Prüfer untersucht würden, könne die Öffentlichkeit abschätzen, wie stark Trump Russland verbunden sei und wie sich dies auf politische Entscheidungen auswirken könne, so die Abgeordneten. Bisher werde der Kongress "darüber im Unklaren gelassen, ob Kredite der Deutschen Bank an Präsident Trump von der russischen Regierung garantiert wurden oder ob sie anderweitig in Verbindung zu Russland standen". Auch müsse das Geldhaus mitteilen, "wer von den riesigen Summen profitiert hat, die aus Russland heraus geschleust wurden". Das US-Parlament hat jüngst einen Sonderberater eingesetzt, der klären soll, ob Trump oder seine Helfer vor der Wahl Absprachen mit der Regierung in Moskau getroffen hatten.

Zwei interne Bankdokumente sollen zeigen, wie eng Trump mit Moskau verbunden ist

Die Gespräche der Deutschen Bank mit dem US-Justizministerium über einen Vergleich wegen der Geldwäsche-Vorwürfe sind nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg bereits weit gediehen. Die plötzliche Verquickung mit der Präsidentschaftswahl könnte einen Kompromiss nun wieder erschweren. Dass die Deutsche Bank verschweigt, mit wem sie seinerzeit in Moskau Geschäfte machte und ob darunter auch Kunden waren, die 2014 nach der Krim-Annexion durch Russland mit internationalen Sanktionen belegt worden waren, ärgert nicht nur die US-Demokraten. Auch viele Aktionäre wünschen sich mehr Transparenz. Einen Antrag, die Vorgänge extern untersuchen zu lassen, lehnte die Hauptversammlung vergangene Woche jedoch mehrheitlich ab.

Bislang konnte dem Institut weder Geldwäsche noch ein Sanktionsverstoß nachgewiesen werden. Vielmehr wurde die Bank aufgrund fehlender Kontrollen wohl von Kunden missbraucht. Entsprechend fielen die bislang verhängten Strafen niedriger aus als befürchtet. So einigte sich die Bank Anfang des Jahres mit der britischen Finanzaufsicht FCA und der zuständigen Behörde des US-Bundesstaats New York auf eine Buße von umgerechnet 590 Millionen Euro. Auch die deutsche Finanzaufsicht ermittelte. Sie kam zu ähnlichen Schlüssen wie die angelsächsischen Behörden, kann jedoch nicht einmal ansatzweise so hohe Strafen verhängen wie diese. Zum jetzigen Schreiben der US-Kongressabgeordneten wollten sich die Beteiligten nicht äußern.

© SZ vom 26.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: