US-Geschäft mit AT&T:Telekom bangt um sechs Milliarden

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Fiasko, zweiter Teil: Nach dem Einspruch der US-Regierung gegen den Verkauf des US-Geschäfts der Telekom muss der Konzern nun auch noch um eine milliardenschwere Entschädigungszahlung bangen.

Der Verkauf ihres US-Geschäfts ist nun endgültig zur Nervenprobe für die Telekom geworden: Erst legte die US-Regierung gegen den 39-Milliarden-Dollar-Deal Einspruch ein und jetzt auch noch das: Die Telekom muss um eine sechs Milliarden Dollar schwere Entschädigungszahlung von AT&T bangen. Die hatte das US-Unternehmen der Telekom für den Fall zugesagt, dass die Übernahme doch nicht zustande komme. Insider behaupten nun jedoch, dass einige Klauseln AT&T von der Zahlung befreien könnten.

Der Verkauf ihres US-Geschäfts wird für die Telekom immer mehr zum Debakel. Nach dem Einspruch der US-Regierung gegen den Deal muss der Konzern nun auch noch um eine Entschädigungszahlung bangen. (Foto: dapd)

"Es gibt eine Reihe von bestimmten Optionen, unter denen der Vertrag nicht zustande kommt", sagte eine mit dem Vertrag vertraute Person. So müsse die Übernahme innerhalb einer festgelegten Zeit über die Bühne gehen. Zudem sei der Deal daran gebunden, dass der Wert von T-Mobile USA infolge von Kartellauflagen bis zum Abschluss nicht unter eine gewisse Schwelle falle, hieß es. AT&T könne ohne Milliardenzahlung aus dem Deal mit der Telekom aussteigen, falls die Kosten der Auflagen über 7,8 Milliarden Dollar lägen, schreibt die New York Times. Die Telekom selbst wollte sich zu dem Thema nicht äußern. Der Aktienkurs des Bonner Unternehmens stürzte am Montagnachmittag im ebenfalls schwachen Umfeld steil nach unten.

US-Regierung befürchtet mangelnden Wettbewerb

Auch wenn der Deal doch noch zustande kommt, muss AT&T möglicherweise nicht den vollen Kaufpreis auf den Tisch legen. Möglich wäre, dass T-Mobile USA am Ende des Kartellverfahrens einige seiner Funkfrequenzen abgeben müsse und deshalb weniger wert wäre als beim Vertragsabschluss im März. "Beim Closing des Deals wird man sich den Unternehmenswert noch mal ganz genau anschauen", sagte ein Insider. AT&T will die Telekom-Tochter vor allem wegen der Frequenzen kaufen und mit ihnen das eigene Netz für die rapide steigende Internetnutzung über Handys aufrüsten. Die Frequenzen sind in den USA besonders begehrt, da in absehbarer Zeit keine neuen Bereiche auf den Markt kommen.

Der Deal war eigentlich schon fast abgeschlossen, als die US-Regierung die Übernahme doch noch ins Wanken brachte. Sie befürchtet, dass eine Fusion der Nummern zwei und vier auf dem US-Mobilfunkmarkt zu weniger Wettbewerb führen könnte. AT&T und die Telekom kündigten umgehend an, den Streit vor Gericht auszufechten. Gleichzeitig verfolgt das amerikanische Unternehmen noch einen Plan B und will mit dem Justizministerium, das den Fall zusammen mit der US-Regulierungsbehörde FCC genehmigen muss, verhandeln. Beobachtern zufolge könnte AT&T zu weitgehenden Zugeständnissen bereit sein.

Um die Fusion zu retten, könnte es sein, dass AT&T und die Telekom bis zu 25 Prozent von T-Mobile USA verkaufen müssen. Es wäre ein herber Rückschlag für Telekom-Chef René Obermann. Denn: Durch die Fusion von T-Mobile USA mit AT&T wollte er endlich ein langjähriges Problem loswerden. Von Obermanns Vorvorgänger Ron Sommer für 40 Milliarden Euro gekauft, schlitterte die US-Tochter vor einigen Jahren in die Krise. Die Sparte, die ein Viertel des Konzernumsatzes erzielt, trat auf der Stelle, während große Konkurrenten wie AT&T und Verizon mit exklusiven Telefonen und kleinere Anbieter mit Discountpreisen neue Kunden gewannen.

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