US-Finanzmarkt:Katastrophe verhindert - JPMorgan schluckt Pleite-Bank First Republic

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Eine Filiale der taumelnden First Republic Bank in San Francisco. (Foto: Loren Elliott/Reuters)

Die US-Regierung wollte Banken nicht mehr zu groß werden lassen - jetzt wird JPMorgan noch mächtiger. Der Einlagensicherungsfonds fordert eine neue "Rettungskultur".

Die wegen der Bankenkrise ins Straucheln geratene US-Bank First Republic wird vom Finanzkonzern JPMorgan Chase übernommen. Zunächst wird die US-Einlagensicherung FDIC Treuhänderin des Instituts, wie die kalifornische Finanzregulierungsbehörde DFPI mitteilte. JP Morgan übernimmt demnach im nächsten Schritt First Republic mit allen Einlagen und praktisch allen Vermögenswerten. An dem Bieterverfahren für First Republic haben Insidern zufolge ein halbes Dutzend Banken teilgenommen, darunter Citizens Financial und PNC Financial Services.

Etwas mehr als einen Monat lang war die Silicon Valley Bank die zweitgrößte Bankenpleite in der Geschichte der USA gewesen. Dann verdrängte die First Republic Bank, ein kalifornischer Kreditgeber, der sich auf wohlhabende Kunden spezialisiert hatte, sie von diesem Platz. Die US-Aufsichtsbehörde einigte sich mit JPMorgan Chase & Co. auf die Übernahme der Vermögenswerte der Bank, darunter Kredite in Höhe von 173 Milliarden Dollar, Wertpapiere in Höhe von 30 Milliarden Dollar sowie Einlagen in Höhe von 92 Milliarden Dollar, nachdem sich die Gespräche zur Rettung des Kreditinstituts wochenlang hingezogen hatten.

Mit einem Vermögen von 229 Milliarden Dollar (Stand: 13. April) liegt First Republic knapp hinter der Washington Mutual Inc., die 2008 mit 307 Milliarden Dollar an derartigen Beständen und Gesamteinlagen von 188 Milliarden Dollar implodierte. Damals beschlagnahmte der staatliche Einlagensicherungsfonds FDIC das Bankgeschäft des in Seattle ansässigen Unternehmens und verkaufte es für 1,9 Milliarden Dollar an JPMorgan. Von den größten FDIC-Zusammenbrüchen in diesem Jahrhundert ereigneten sich drei in den letzten Wochen, nämlich die Zusammenbrüche der Silicon Valley Bank und der Signature Bank Anfang März. Die Vermögenswerte der Silicon Valley Bank beliefen sich zum Zeitpunkt ihres Zusammenbruchs auf 167 Milliarden Dollar.

Trotz der Hilfsaktion blieb die Lage prekär

Aktien der First Republic Bank waren bereits am Freitag vorübergehend vom Handel ausgesetzt worden, nachdem sie um mehr als 50 Prozent auf ein Rekordtief eingebrochen waren. Das Geldhaus kämpft seit dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank und der Signature Bank damit, dass viele Kunden ihr Geld abziehen. Hintergrund der Probleme waren plötzlich steigende Leitzinsen. Trotz einer Hilfsaktion der größten US-Geldhäuser in Abstimmung mit dem Finanzministerium und der Notenbank blieb die Lage prekär.

In einer konzertierten Aktion hatten Großbanken zunächst 30 Milliarden Dollar in die First Republic Bank gesteckt, um sie zu retten. Zu Beginn vergangener Woche hatte die First Republic jedoch einen Einlagenabfluss von mehr als 100 Milliarden Dollar im ersten Quartal offenbart. Am Freitag wurde bekannt, dass die FDIC eine weitere Verschlechterung der Lage bei der Bank festgestellt und eine neue Rettungsaktion in Gang gesetzt hatte.

JPMorgan und die FDIC haben sich darauf geeinigt, die Last der Verluste sowie etwaige Rückflüsse aus den Einfamilienhaus- und Gewerbekrediten des Unternehmens zu teilen, so die Behörde am Montag in einer Erklärung. "Unsere Regierung hat uns und andere aufgefordert, sich zu beteiligen, und das haben wir getan", sagte Jamie Dimon, Chief Executive Officer von JPMorgan, in einer Erklärung. Die Aktien von JPMorgan stiegen vorbörslich zeitweise um 3,8 Prozent. Die Transaktion macht JPMorgan, die größte Bank des Landes, noch größer - ein Ergebnis, das Regierungsvertreter in der Vergangenheit tunlichst vermieden haben.

Die Hoffnung: nicht mehr Gewinne privatisieren und Verluste sozialisieren

Die Größe von JPMorgan und ihr Anteil an der US-Einlagenbasis würden sie unter normalen Umständen daran hindern, ihre Einlagenbasis durch eine Übernahme weiter auszubauen. Außerdem haben sich prominente demokratische Gesetzgeber und die Regierung Biden an der Konsolidierung in der Finanzindustrie und anderen Sektoren gerieben. JPMorgan rechnet mit einem einmaligen Gewinn in Höhe von 2,6 Milliarden Dollar im Zusammenhang mit der Transaktion, heißt es in einer Erklärung.

Die FDIC und JPMorgan werden sich sowohl die Verluste als auch die potenziellen Rückflüsse aus den Krediten teilen, wobei die Behörde darauf hinweist, dass sie "die Rückflüsse aus den Vermögenswerten maximieren sollte, indem sie sie im privaten Sektor belässt". Die FDIC schätzt, dass sich die Kosten für den Einlagensicherungsfonds auf etwa 13 Milliarden Dollar belaufen werden. "Wir sollten anerkennen, dass Bankenzusammenbrüche in einem dynamischen und innovativen Finanzsystem unvermeidlich sind", sagte Jonathan McKernan, ein Mitglied des FDIC-Vorstands, in einer Erklärung. "Wir sollten uns auf diese Bankzusammenbrüche vorbereiten, indem wir uns auf strenge Kapitalanforderungen und einen wirksamen Abwicklungsrahmen konzentrieren, da dies unsere beste Hoffnung ist, die Rettungskultur in unserem Land zu beenden, die Gewinne privatisiert und Verluste sozialisiert."

Elf US-Banken hatten versucht, First Republic über Wasser zu halten, indem sie am 16. März frische Einlagen in Höhe von 30 Milliarden Dollar zusagten, wobei JPMorgan, Bank of America Corp., Citigroup Inc. und Wells Fargo & Co. jeweils fünf Milliarden Dollar beisteuerten. Goldman Sachs Group Inc. und Morgan Stanley sowie andere Banken boten im Rahmen eines gemeinsam mit den US-Aufsichtsbehörden ausgearbeiteten Plans kleinere Beträge an. Darüber hinaus griff First Republic auf die Federal Home Loan Bank und eine Liquiditätslinie der Federal Reserve zurück. Doch das war nicht genug. Die Aktie, die im März 2022 einen Höchststand von 170 Dollar erreicht hatte, sank bis Ende April unter fünf Dollar.

Die Bank wurde im Laufe der Jahre mehrmals gekauft und verkauft. 2007 zahlte Merrill Lynch & Co. 1,8 Milliarden Dollar für die Übernahme von First Republic. Mit dem Kauf von Merrill Lynch im Jahr 2009 ging das Unternehmen in den Besitz der Bank of America über. Mitte 2010 wechselte es erneut den Besitzer, als Investmentfirmen wie General Atlantic und Colony Capital First Republic für 1,86 Milliarden Dollar kauften und anschließend an die Börse brachten.

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