Schon am heutigen Mittwoch könnte Fiat den amerikanischen Autohersteller Chrysler übernehmen: Das Geschäft solle voraussichtlich noch am Mittwoch abgeschlossen werden, sagte eine mit den Firmenplänen vertraute Person. Chrysler selbst erklärte, man erwarte einen Abschluss "sehr bald".
Das Oberste Gericht der USA hatte zuvor den Weg für den raschen Einstieg des italienischen Autokonzerns Fiat beim insolventen Chrysler-Konzern frei gemacht.
Der Supreme Court hob die erst am Montag verfügte Blockade des Geschäfts durch die Richterin Ruth Bader Ginsburg wieder auf. Die Gläubiger, die gegen die Fusion geklagt hatten, hätten nicht nachweisen können, dass eine solche Verzögerung gerechtfertigt sei, hieß es in der Begründung des Obersten Gerichts.
Das Weiße Haus reagierte ausgesprochen zufrieden auf die Entscheidung. "Wir sind erfreut, dass es mit der Allianz zwischen Chrysler und Fiat nun vorangeht, aus der Chrysler als konkurrenz- und lebensfähiger Autobauer hervorgehen wird", teilte die US-Regierung mit.
"Werden niemals Abstand nehmen"
Hätten die Mailänder von ihrem Rücktrittsrecht Gebrauch gemacht, wäre Chrysler keine Alternative zur endgültigen Schließung geblieben. Der Detroiter Konzern hatte erklärt, 100 Millionen Dollar für jeden weiteren Tag Verzögerung zu verlieren. Die Chrysler-Gläubiger - zwei Pensionsfonds für Polizisten und Lehrer im US-Staat Indiana sowie ein staatlicher Bauprojektfonds - wehren sich allerdings dagegen, dass ihre Forderungen nach bisherigen Planungen weitgehend verfallen sollen.
Die Italiener können den Deal platzen lassen, wenn er bis zum 15. Juni nicht rechtlich sicher ist. Fiat-Chef Sergio Marchionne hatte sich aber trotz neuer Verzögerungen wiederholt zum geplanten Einstieg bei Chrysler bekannt und erklärt, Fiat sei entschlossen, auch über die gesetzte Frist des 15. Juni hinaus zu gehen.
Die Rentenfonds waren in den vergangenen Tagen bereits vor dem Insolvenzrichter und vor dem Berufungsgericht unterlegen. Daraufhin zogen sie mit ihrer Klage vor das Oberste US-Gericht.
Die Investoren sehen sich schlechter gestellt als andere Gläubiger von Chrysler. Sie zweifelten zudem daran, dass die Staatshilfen für Chrysler verfassungskonform zustandegekommen seien.
Verhalten der US-Regierung "unerhört"
Der Finanzdirektor von Indiana, Richard Murdock, äußerte sich enttäuscht über das Urteil des Supreme Court. Er sei weiter der Ansicht, dass die US-Regierung sich "unerhört" verhalten habe, sagte Murdock. Auch Verbrauchergruppen und mehrere Einzelpersonen hatten Eilanträge gegen den Verkauf eingereicht. Sie wendeten sich gegen eine Bestimmung in der Vereinbarung mit Fiat, nach der das neue Unternehmen von anhängigen wie von zukünftigen Garantieansprüchen für vom bisherigen Chrysler-Konzern gebaute Autos freigestellt würde.
Bisherigen Plänen zufolge soll Fiat zunächst 20 Prozent an Chrysler übernehmen. Zudem erhalten die Italiener Optionen auf eine spätere Mehrheit. Chrysler hofft, durch Fiat den Markt für kleinere, benzinsparende Autos zu erobern. Chrysler hat 38.000 Beschäftigte in den Vereinigten Staaten und 54.000 weltweit.