Klimawandel:Wetterextreme kosten Versicherer knapp fünf Milliarden Euro

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Ein Hagelsturm zerstörte am 26. August 2023 zahlreiche Häuser im südlichen Oberbayern, zum Beispiel in Bad Bayersoien im Landkreis Garmisch-Partenkirchen. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Sturm, Hagel und Starkregen: Die Unwetter im Sommer hatten es in sich - und waren ganz schön teuer für die Versicherer.

Von Friederike Krieger, Köln

Wetterextreme wie Sturm, Hagel und Starkregen haben die deutschen Versicherer in diesem Jahr fast fünf Milliarden Euro gekostet. Die versicherten Schäden an Häusern, Hausrat, Betrieben und Kraftfahrzeugen seien 2023 gegenüber dem Vorjahr voraussichtlich um 900 Millionen Euro auf 4,9 Milliarden Euro gestiegen, so Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Versichererverbands GDV. "Sie liegen damit leider ziemlich stabil auf dem hohen Niveau des langjährigen Durchschnitts."

Auf die Sachversicherung, also Wohngebäude- und Hausratpolicen, entfällt mit 3,6 Milliarden Euro der größte Anteil der Schäden. 2,7 Milliarden Euro davon sind durch Sturm und Hagel entstanden, 900 Millionen Euro durch weitere Naturkatastrophen wie Überschwemmungen infolge von Starkregen. Während die Schadenbilanz in der Sachversicherung leicht unterdurchschnittlich ausfällt, mussten die Kfz-Versicherer mehr zahlen als üblich. Rund 465 000 Schäden kosteten sie 2023 etwa 1,3 Milliarden Euro. Der langjährige Durchschnitt liegt hier bei 1,1 Milliarden Euro.

Schadenträchtig waren vor allem die Sommermonate, große Verwüstungen durch Herbst- und Winterstürme blieben 2023 weitgehend aus. Allein im August haben laut GDV heftige Unwetter Schäden in Höhe von 1,5 Milliarden Euro verursacht, also fast ein Drittel des Gesamtschadens. Die Sachversicherer mussten 950 Millionen Euro und die Kfz-Versicherer rund 550 Millionen Euro zahlen.

Vor allem Tief Denis hatte am letzten Augustwochenende für schwere Verwüstungen in Südbayern gesorgt. Dort brachte das Unwetter zehn Zentimeter große Hagelkörner mit sich, die Gebäude und Autos stark beschädigten. Dabei wurde auch das 20 000 Quadratmeter große Dach des Klosters Benediktbeuern fast komplett zerstört.

Viele Hausbesitzer sind bei Überschwemmungen nicht versichert

Zuvor hatten bereits im Juni die Unwetter Kay und Lambert Schäden in Höhe von 740 Millionen Euro verursacht. Davon entfielen rund 390 Millionen Euro auf die Sachversicherung und die übrigen 350 Millionen Euro auf die Kfz-Versicherung.

Während die meisten Immobilien in Deutschland gegen Schäden durch Sturm und Hagel abgesichert sind, haben viele Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer die Zusatzdeckung gegen Elementarschäden wie Überschwemmungen nicht abgeschlossen. Laut GDV verfügen erst 54 Prozent der Wohngebäude über einen entsprechenden Schutz. Experten und Teile der Politik drängen daher auf eine Pflichtversicherung gegen diese Risiken. Der GDV ist dagegen. Er plädiert für eine sogenannte Opt-out-Lösung, bei der Kunden automatisch gegen Elementarschäden abgesichert sind, den Schutz aber abwählen können.

Zudem sei eine staatliche Vorsorge für Großschäden und verbindliche Schritte zu einer Anpassung von Klimafolgen notwendig. "Es wird vielerorts geplant und gebaut, als ob es den Klimawandel und seine Folgen nicht gäbe", sagte Asmussen. Daher sollte im Bauordnungsrecht eine Anpassung an den Klimawandel verankert werden. Zudem sollte es weniger Flächenversiegelungen und mehr Bauverbote in Überschwemmungsgebieten geben, so Asmussen. Passiere das nicht, könne der Versicherungsschutz infolge des Klimawandels perspektivisch teurer werden.

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