Frankfurt/Main (dpa) - Frauen sind in den Topetagen deutscher Börsenschwergewichte einer Studie zufolge zuletzt kaum noch vorangekommen.
Der Elan bei der Steigerung des Anteils von Managerinnen in Aufsichtsräten und Vorständen habe nachgelassen, hieß es in einer Auswertung der Organisation „Frauen in die Aufsichtsräte“ (Fidar), die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. „Das Ziel der Parität ist noch in weiter Ferne und bei der aktuellen Veränderungsgeschwindigkeit kaum erreichbar“, sagte Fidar-Gründungspräsidentin Monika Schulz-Strelow.
Ausgewertet wurden die 160 Firmen der Dax-Familie sowie 19 weitere börsennotierte und paritätisch mitbestimmte Unternehmen. Demnach legte der Anteil von Frauen in den Aufsichtsräten von 35,3 Prozent bei der letzten Auswertung Ende Mai 2023 auf durchschnittlich 36,5 Prozent zum Stichtag 1. Januar 2024 zu. In den Vorständen wurde ein Anstieg von 18,3 Prozent auf 18,9 Prozent verzeichnet.
„Der Ball liegt bei den Unternehmen, Veränderung zu gestalten“, mahnte Schulz-Strelow. „Wenn sie ihn nicht aufnehmen, wird der Gesetzgeber agieren und die gesetzlichen Maßnahmen erweitern beziehungsweise weiter verschärfen.“
Frauenquote in Aufsichtsräten wirkt
Gesetzliche Vorschriften zeigen, dort wo sie gelten, der Auswertung zufolge Wirkung. So ist der Anteil von Frauen sowohl in Aufsichtsräten als auch in Vorständen von Unternehmen deutlich höher, für die eine 30-Prozent-Quote für die Besetzung des Aufsichtsrates gilt. Aktuell fallen 100 börsennotierte und paritätisch mitbestimmte Unternehmen unter die Quote. Dort lag der Anteil der Topmanagerinnen den Angaben zufolge in den Kontrollgremien zum Jahreswechsel bei 38,1 Prozent und in den Vorständen bei 20,6 Prozent.
Weniger weibliche Führungskräfte schafften es dagegen in die Topetagen der restlichen 79 Firmen, die nicht unter die Quote fallen. Der Frauenanteil in den Aufsichtsräten lag hier bei 31,6 Prozent und in den Vorständen bei 16,2 Prozent. Die Zahlen zeigten erneut, dass freiwillige Formen der Selbstverpflichtung in Deutschland nur unzureichend genutzt würden, hieß es in der Studie.
Neben der Quote für den Aufsichtsrat müssen börsennotierte und paritätisch mitbestimmte Unternehmen mit mehr als 2000 Beschäftigten und mehr als drei Vorstandsmitgliedern bei Neubesetzbesetzungen in dem Gremium auch darauf achten, dass mindestens eine Frau in der Führungsetage sitzt. Fidar zufolge fallen aktuell 60 Firmen unter das Mindestbeteiligungsgebot im Vorstand. Der Anteil von Managerinnen im Vorstand (22 Prozent) und Aufsichtsrat (37,4 Prozent) liegt hier über den Durchschnittswerten der untersuchten 179 Unternehmen.
Fidar erwartet von den Unternehmen insgesamt deutlich mehr Engagement. „Dazu gehört neben der Festlegung von Zielgrößen für Aufsichtsrat, Vorstand sowie die erste und zweite Managementebene auch eine verbindliche Strategie für alle Führungsebenen, um die gleichberechtigte Teilhabe umzusetzen“, forderte Fidar-Präsidentin Anja Seng.
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