Gaskrise:Uniper mit 40 Milliarden Verlust

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Der Gashändler Uniper ist tief in den roten Zahlen. (Foto: Oliver Berg/dpa)

So viel Minus hat noch nie ein börsennotiertes deutsches Unternehmen gemacht. Nun muss sich der Gashändler mit dem Bund als Retter neu aufstellen.

Eine vier mit zehn Nullen: Die Gaskrise hat dem Energiekonzern Uniper den größten Verlust eines börsennotierten deutschen Unternehmens seit Bestehen der Bundesrepublik eingebrockt. In den ersten neun Monaten rutschte Deutschlands größter Gashändler so tief in die roten Zahlen, weil der Konzern und sein Vorläufer Ruhrgas über Jahrzehnte auf günstiges Gas aus Russland setzte. Nach dem Stopp der russischen Lieferungen muss Uniper das Gas am Markt einkaufen, wo die Preise explodiert sind. Nun muss sich der Konzern neu aufstellen - mit dem Bund als Retter in der Not und neuem Eigentümer.

In dem Verlust seien Kosten für Gas-Ersatzmengen von zehn Milliarden Euro enthalten, teilte Uniper am Donnerstag mit. Daneben schlugen erwartete künftige Verluste aus Bewertungseffekten in Höhe von 31 Milliarden Euro zu Buche. Die Düsseldorfer hatten bereits in der vergangenen Woche einige vorläufige Zahlen vorgelegt und vor weiteren Belastungen in zweistelliger Milliardenhöhe gewarnt.

Mit dem jetzigen Rekord-Verlust überholt Uniper die Deutsche Telekom, die 2002 einen Verlust von rund 25 Milliarden Euro in den Büchern hatte. Der Energiekonzern Eon verbuchte 2016 einen Fehlbetrag von 16 Milliarden Euro. "Um die Versorgungssicherheit der Kunden zu gewährleisten, kauft Uniper seit einiger Zeit Gasmengen zu deutlich höheren Preisen ein und hat dadurch bekanntlich erhebliche Verluste angehäuft, denn die Gasersatzbeschaffungskosten werden nicht auf die Verbraucher umgelegt", erläutere Finanzchefin Tiina Tuomela. "Dass dies massive Spuren in unserem Finanzergebnis hinterlässt, hat sich schon in den Halbjahreszahlen abgezeichnet."

Es gibt auch einen Hoffnungsschimmer: Der sinkende Gaspreis

Die Uniper-Aktie notierte 5,3 Prozent im Minus bei weniger als drei Euro, Ende 2021 war sie noch über 42 Euro wert - ein Kursrutsch von 93 Prozent. Von der staatlichen Kfw-Bank hat der Konzern nach eigenen Angaben Kredite in Höhe von 18 Milliarden Euro erhalten. Bis Ende Oktober seien rund 14 Milliarden Euro davon genutzt worden. Doch es gibt auch Hoffnungsschimmer. Auf dem Gasmarkt hat sich die Lage nach den Rekordpreisen im August etwas entspannt. Uniper profitiere davon, dass der Gaspreis in den vergangenen Wochen wegen des warmen Wetters und der gut gefüllten Gasspeicher stark gesunken sei, erklärte Tuomela. Die täglichen Verluste bei der Ersatzbeschaffung gingen inzwischen fast gegen Null. Zeitweise hatten sie Vorstandschef Klaus-Dieter Maubach zufolge bei über 100 Millionen Euro gelegen.

Nach immer neuen Löchern will der Staat 99 Prozent der Uniper-Anteile erwerben. Hierzu dient eine Kapitalerhöhung bei Uniper von acht Milliarden Euro zu 1,70 Euro je Aktie. Zum gleichen Preis je Aktie übernimmt der Bund die Anteile des finnischen Mutterkonzerns Fortum. Einige Details müssen noch vom Bund mit Uniper und Fortum geklärt werden. Die Umsetzung dieses Stabilisierungspakets habe höchste Priorität, sagte Uniper-Finanzchefin Tuomela. Zudem müssen die Aktionäre zustimmen. Hierfür sei eine außerordentliche Hauptversammlung in der zweiten Dezemberhälfte geplant.

Eine weitere ist wegen der hohen Verluste fällig, Uniper will sie möglichst vor Weihnachten zusammenlegen. Offen ist, wie es mit dem möglichen Verkauf der russischen Tochter Unipro weitergeht, an der Uniper knapp 84 Prozent hält. Die gute Performance des Geschäfts habe das Interesse gesteigert, die Situation in Russland sei aber nicht einfach, sagte Finanzchefin Tuomela. Zu einzelnen Gesprächen äußere sich der Konzern grundsätzlich nicht. Die Sparte russische Stromerzeugung konnte in den ersten neun Monaten ihren operativen Gewinn auf 331 Millionen Euro verdoppeln.

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