Umweltproteste:Ein Indianerstamm legt sich mit der Bayern LB an

Dakota Access Pipeline protest

In Chicago demonstrierten Aktivisten gemeinsam mit Indianern des Stammes Standing Rock Sioux gegen die Dakota Access Pipeline.

(Foto: Tannen Maury/dpa)
  • Die Indianer vom Stamm der Standing Rock Sioux wollen eine Pipeline stoppen, die durch ihnen heiliges Land außerhalb des Reservats verlaufen soll.
  • Zu ihren Gegnern gehört nicht nur ein US-Energieunternehmen, sondern auch eine Reihe von Banken. Darunter auch: die Bayern LB.

Von Kathrin Werner, New York

Erst waren sie nur ein kleines Grüppchen mit selbstgemalten Plakaten, das sich zu Gebetskreisen traf. Die Indianer vom Stamm der Standing Rock Sioux wollten so die Pipeline stoppen, die in der Nähe ihres heiligen Landes gebaut werden soll und die sie "Black Snake", schwarze Schlange nennen. Doch dann bekamen die Indianer Unterstützung. Hunderte Ureinwohner von anderen Stämmen reisten nach North Dakota, per Auto, per Pferd. Umweltgruppen schlossen sich an, eine Million Menschen unterstützen den Protest bei Facebook.

Gegner der Indianer ist nicht nur Energy Transfer Partners (ETP) aus Texas, Erbauer der Öl-Leitung, sondern auch eine mächtige Gruppe internationaler Banken. Wie die Umweltgruppe Food and Water Watch ermittelte, gehört die Bayern LB dazu: Die bayerische Landesbank hat rund 120 Millionen Dollar zur Projektfinanzierung für den Bau der Black Snake beigesteuert. Die Deutsche Bank und die Commerzbank haben zumindest indirekt zur Pipeline beigetragen, indem sie Firmen, die am Bau beteiligt sind, Unternehmenskredite gegeben haben. Bei der Deutschen Bank waren es laut Food and Water Watch rund 275 Millionen Dollar und bei der Commerzbank rund 20 Millionen Dollar.

Die 1900 Kilometer lange Dakota Access Pipeline sollte Ende dieses Jahres in Betrieb gehen und pro Tag rund 500 000 Fass Öl (etwa 80 Millionen Liter) transportieren. Das Öl stammt aus dem Fracking-Ölfeld Bakken in North Dakota. Es soll durch South Dakota und Iowa zu einer vorhandenen Pipeline in Illinois und von dort zu den Raffinerien in Texas fließen. Fast alle zuständigen Behörden haben das Projekt, das rund 3,7 Milliarden Dollar kostet, vor Monaten genehmigt. Deshalb dachten die Banken, sie seien auf der sicheren Seite.

Die US-Regierung hat die Arbeiten aber vorerst gestoppt. Die Standing Rock Sioux fürchten, dass Lecks in der Pipeline ihr Trinkwasser verschmutzen. Außerdem gibt es Streit um Landrechte wegen eines umstrittenen Vertrags mit den Indianern aus dem Jahr 1851. Inzwischen gehen Polizei und Nationalgarde brutal gegen die Demonstranten vor. Der Gouverneur will das Protestcamp räumen lassen.

Insgesamt 17 Banken haben laut Food and Water Watch Kredite für den Bau der Pipeline gegeben, insgesamt 2,5 Milliarden Dollar. Führer des Bankenkonsortiums und damit an erster Stelle verantwortlich sind die amerikanischen Banken Citibank und TD Bank sowie die japanischen Geldhäuser Mizuho und Bank of Tokyo Mitsubishi UFJ. Die Chefs der Banken sollen am Mittwochnachmittag Post von Umweltgruppen bekommen haben, die zusammen gegen die mächtigen Finanziers vorgehen wollen. "Wir verlangen, dass alle Kreditauszahlungen zurückgestellt werden", schreiben die Umweltschützer in dem Brief. Außerdem sollen sich die Banken dafür einsetzen, dass der Bau nicht fortgesetzt wird, bis die Rechte der Indianer gesichert sind. Der Brief ging auch an den Chef der Bayern LB, Johannes-Jörg Riegler.

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