Umweltkatastrophen:Verdreckt, verseucht, getötet

Unzählige Male haben Unternehmen schlimme Umweltkatastrophen verursacht - oft mit verheerenden Langzeitschäden. Eine Übersicht in Bildern.

Umweltkatastrophen

Seveso

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(Foto: AP)

Unzählige Male haben Unternehmen schlimme Umweltkatastrophen verursacht - oft mit verheerenden Langzeitschäden. Juli 1976 Es war ein Ereignis, das weltweit Entsetzen hervorrief: Auf dem Gelände der Firma Icmesa, ein Tochterunternehmen von Givaudan - und damit letztlich des Basler Pharmakonzerns Roche - trat nach einer Explosion eine Staubwolke aus, die einige Kilogramm des hochgiftigen Tetrachlordibenzodioxin enthielt. Seveso war eine der Gemeinden, die an das Firmengelände angrenzten. Sie gab später dem Gift einen Namen: Tetrachlordibenzodioxin - das Sevesogift. Hunderte Menschen mussten aus der Gefahrenzone evakuiert und medizinisch behandelt werden, Tausende Tiere verendeten oder mussten notgeschlachtet werden. Nach der Katastrophe machten Bilder wie das von Alice Senno die Runde, die damals vier Jahre alt war und wie viele andere mit der berüchtigten Chlorakne zu kämpfen hatte. Die Aufnahme entstand dreieinhalb Monate nach der Katastrophe.

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Ixtoc I

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(Foto: ag.ap)

Juni 1979 Bei dem Unglück auf der mexikanischen Ölplattform Ixtoc I in der Bucht von Campeche strömten 400.000 Tonnen Öl ins Meer. Der Unfall war bis zu der Explosion der Bohrinsel Deepwater Horizon - gemessen an den ausgetretenen Ölmengen - die zweitgrößte Ölkatastrophe der Geschichte. Schlimmer war nur noch die Ölpest im Golfkrieg von 1991, bei der 800.000 Tonnen Öl ins Meer gelangten - möglicherweise aber noch viel mehr. Vieles erinnert dabei an den aktuellen Fall Deepwater Horizon: Nach dem Wechsel eines Förderrohrs traten aus der Quelle Ixtoc I unkontrolliert Gas und Öl aus, die Plattform des mexikanischen Staatskonzerns Pemex explodierte und versank im Meer. Bis das Loch in der Erde nach zwei Entlastungsbohrungen geschlossen werden konnte, quoll neun Monate lang Rohöl heraus, das bis an die texanische Küste gespült wurde. Mexikos Regierung lehnte eine Entschädigung für die Zerstörungen indes ab. 

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Schweizerhalle

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(Foto: AP)

November 1986 Schock in der Schweiz: Ein Chemiewerk des Unternehmens Sandoz brennt in einem der Basler Vororte. Mit dem Löschwasser gelangen enorme Mengen an Gift in den Rhein, das ein gewaltiges Fischsterben auslöste. Auf einer Strecke von einigen hundert Kilometern wurden einzelne Arten vollständig ausgelöscht. Der Rhein verfärbte sich aufgrund eines Farbstoffes rötlich, allerdings galt diese Verfärbung als eher harmlos.

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Bhopal

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(Foto: ag.dpa)

Dezember 1984 Weil ein Arbeiter in einer Pestizidfabrik des US-Chemiekonzerns Union Carbide in der indischen Stadt Bhopal ein Sicherheitsventil nicht richtig verschlossen hatte, gelangten mehrere Tonnen hochgiftiger Stoffe in die Atmosphäre. Die Gaswolke breitete sich über den umliegenden Armenvierteln aus, wo das Gas binnen weniger Minuten Tausende Menschen tötete. Noch heute werden Kinder mit Fehlbildungen geboren. Untersuchungen des Unglücks ergaben, dass es gravierende Sicherheitsmängel in der Fabrik gab. Der Konzern zahlte zwar Entschädigungen von 470 Millionen US-Dollar an Indien, das Geld kam jedoch nur teilweise bei den noch lebenden Opfern an.

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Piper Alpha

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(Foto: AP)

Juli 1988 Occidental Petroleum war Mehrheitseigner der Plattform Piper Alpha in der Nordsee, auf der es 1988 eine gewaltige Explosion gab. Dabei starben 167 Menschen - mehr als bei jedem anderen Bohrinselvorfall. Die Katastrophe kostete die Versicherungen 3,6 Milliarden Dollar.  Die Bohrinsel diente ursprünglich zur Förderung von Öl, wurde dann aber umgebaut. Fehler beim Umbau führten am Ende zur Katastrophe.

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Exxon Valdez

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(Foto: ag.ap)

März 1989 In der Nacht war der Tanker Exxon Valdez auf ein Riff vor Alaska aufgelaufen, der Kapitän lag zu dieser Zeit betrunken im Bett. Das einwandige Schiff hatte 163.000 Tonnen Rohöls geladen, von denen die Exxon Baton Rouge einen Großteil aus dem havarierten Schiff pumpen konnte (Bild). Trotzdem liefen rund 40.000 Tonnen Öl in den Prinz-William-Sund.  Das Unglück der Exxon Valdez war bis zur Explosion der Plattform Deepwater Horizon die größte Ölkatastrophe der USA, da im kalten Alaska der Ölteppich nur langsam abgebaut wurde. Rund 250.000 Seevögel, Hunderte Seeotter, Seehunde, Adler und viele andere Tiere verendeten. Nach einem der längsten Prozesse der US-Geschichte zahlte der Konzern Exxon Mobile 3,4 Milliarden Dollar für Säuberung und Entschädigung. Die Fischer erhielten statt der anfangs zugesprochenen fünf Milliarden Dollar Schadensersatz nur 500 Millionen Dollar.

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Pallas

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(Foto: AP)

Oktober 1998 Der brennende Holzfrachter Pallas (links) vor Amrum. Das Schiff war gestrandet und verlor daraufhin rund 100 Tonnen Diesel. Gemessen an den jährlich rund 10.000 Tonnen Öl, die schon durch den Betrieb von Bohrinseln im Meer landen, scheint das nicht viel zu sein. Doch die Schäden an der Tierwelt waren im empfindlichen Wattenmeer enorm: Allein 16.000 Vögel verendeten.

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Baia Mare

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(Foto: ag.rtr)

Januar 2000 Ein Dammbruch in der rumänischen Stadt Baia Mare ließ giftige, mit Schwermetallen versetzte Natriumcyanidlauge aus einer Golderzaufbereitungsanlage ausfließen. Mehr als 100.000 Kubikmeter Lauge überschwemmten die angrenzenden Gebiete und gelangten zudem über mehrere Flüsse bis in die Donau. Durch die Umweltkatastrophe starben mehr als 1400 Tonnen Fische, außerdem verseuchte die Lauge das Grundwasser ungarischer und rumänischer Städte.

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Deepwater Horizon

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(Foto: rtr)

April 2010 Seit der Explosion der Bohrinsel Deepwater Horizon im April strömen jeden Tag ungefähr 16.000 Tonnen Öl aus dem Bohrloch in den Golf von Mexiko. Die Belastungen für das Meer und die angrenzenden Küsten sind enorm, bis Ende Mai verschmutzten bereits ungefähr 600.000 Tonnen Öl das Wasser. Damit übertrifft das Unglück bereits jede andere Ölkatastrophe, bis auf Ölpest im Golfkrieg von 1991. Mehrere Versuche des Ölkonzerns BP, das Loch im Förderrohr in 1500 Meter Tiefe zu verschließen, scheiterten. Derzeit versucht das Unternehmen das Leck mit einer Stahlglocke zu versiegeln. Eine Entlastungsbohrung, die den Ölausfluss verringern soll, ist in Planung, das Öl könnte noch bis August sprudeln.

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