Toyota:Mit der Wucht der Pedale

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Die ganze Welt lacht über die "ungewollte Beschleunigung" von Toyota-Modellen. Konzernchef Toyoda stellt dem nun eine technische Neuerung entgegen: Wer zwei Pedale tritt, hält trotzdem an.

Nach millionenfachen Rückrufen will der weltgrößte Autobauer Toyota in alle künftigen Modelle ein neues Bremssystem einbauen. Toyota-Chef Akio Toyoda wies zugleich Vorwürfe zurück, Sicherheitsprobleme vertuscht zu haben.

Die Bremspedale seiner Autos bereiten dem japanischen Konzern seit Wochen Ärger: Millionen Autos mussten zurückgerufen werden. Jetzt soll es ein neues Bremssystem richten. (Foto: Foto: AP)

Wegen klemmender Gaspedale, rutschender Fußmatten und Bremsproblemen bei Hybrid-Autos ruft Toyota mehr als acht Millionen Wagen zurück, die meisten davon auf dem wichtigen US-Markt. "Wir haben niemals etwas verschleiert", versicherte Akio Toyoda am Mittwoch auf seiner dritten Pressekonferenz binnen eines Monats.

Die US-Behörde für Verkehrssicherheit hatte zuvor ein Ermittlungsverfahren wegen der klemmenden Gaspedale und rutschenden Fußmatten gestartet. Die Beamten wollen herausfinden, ob Toyota schnell genug auf die gefährlichen Defekte reagiert hat. "Wir haben keine Information zurückgehalten", sagte der Toyota-Chef.

Lenkungsprobleme beim Corolla?

Der Autobauer prüft unterdessen mögliche Probleme mit der Steuerung bei seinem Erfolgsmodell Corolla. Was genau Ursache für die Beschwerden in den USA ist, sei noch unklar. Sollte es jedoch sicherheitsrelevante Details geben, "resultiert dies in einem Rückruf", sagte Shinichi Sasaki, für Qualitätskontrolle zuständiger Top-Manager.

Toyota setzt angesichts des Debakels auf Qualitätsverbesserung: Neben der Ankündigung des neuen Bremssystems gründete der Konzern einen Sonderausschuss zur Qualitätskontrolle, dem Toyoda persönlich vorsitzt. Die erste Sitzung sei am 30. März, wie Toyota mitteilte.

Die zu prüfenden Sachverhalte werden zudem von externen Experten begutachtet. Das neue Bremssystem drosselt den Motor, wenn das Gas- und das Bremspedal gleichzeitig betätigt werden.

In Japan entschuldigte sich der Konzern mit ganzseitigen Anzeigen in lokalen und nationalen Tageszeitungen für den Rückruf von vier Hybrid-Modellen, darunter der bisherige Verkaufsschlager Prius. "Wir entschuldigen uns von ganzem Herzen für die großen Unannehmlichkeiten und Ängste, die wir Ihnen allen verursacht haben", heißt es in den Anzeigen.

Damit wollte Toyota auch darüber informieren, dass die Kunden das notwendige Software-Update nun auch für den Lexus HS350h und den nur in Japan angebotenen Sai erhalten. 70 bis 80 Prozent der Reparaturen für das Hybrid-Modell Prius seien bis Ende dieses Monats möglich, sagte der Toyota-Chef.

Ähnliche Anzeigen mit Entschuldigungsworten für die massiven Rückrufe hatte das Unternehmen auch in amerikanischen Zeitungen geschaltet. Toyoda signalisierte unterdessen, dass er an den für die kommende Woche angesetzten Anhörungen durch den US-Kongress selbst nicht teilnehmen werde.

Er treffe zwar Vorbereitungen für eine Reise in die USA, nannte aber keinen Termin. Der Präsident von Toyota Motor Sales U.S.A., Yoshimi Inaba, sei am besten geeignet, Toyota bei den Anhörungen durch den US-Kongress zu vertreten, sagte der Konzernchef.

Die fehlerhaften Gaspedale und rutschenden Fußmatten sollen nach Angaben der US-Behörde für Verkehrssicherheit für 34 Todesopfer verantwortlich sein. Bislang war man von 21 Toten in den vergangenen zehn Jahren im Zusammenhang mit dem Problem ungewollter Beschleunigung ausgegangen.

© sueddeutsche.de/dpa/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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