Thyssenkrupp:Wut im Werk

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Hochofen von Thyssenkrupp in Duisburg-Hamborn: In der Stahlsparte des Ruhrkonzerns arbeiten etwa 28 000 Menschen. (Foto: Thomas Imo/imago)

Bei Deutschlands größtem Stahlhersteller fürchten Beschäftigte um die Zukunft ihrer Arbeitsplätze. Der Konzern kündigt Investitionen an - und verspricht einige Monate Sicherheit.

Von Benedikt Müller

Einige Tausend Stahlwerker haben am Dienstag ihren Unmut über den Kurs des kriselnden Thyssenkrupp-Konzerns kundgetan. "Dieser Konzern wurde von unfähigen Managern zugrundegewirtschaftet", schimpfte Stahlbetriebsratschef Tekin Nasikkol. Thyssenkrupp habe die 28 000 Stahlkocher in Deutschland wie "Schmuddelkinder" behandelt, so Nasikkol. "Wir brauchen Investitionen in unsere Arbeitsplätze." Die IG Metall ließ Stahlwerker mehrerer Standorte in Bussen zu der Kundgebung in Duisburg anreisen, die symbolisch um kurz vor zwölf Uhr begann.

Die Branche leidet unter einem weltweiten Preiskampf; obendrein werden CO₂-Emissionsrechte für Hersteller in Europa immer teurer. Der Umbau hin zu weniger klimaschädlichen Anlagen wird Milliarden kosten. Doch Thyssenkrupps wichtigste Kunden, die Autohersteller, schwächeln. Unter dem Strich fuhr der ganze Konzern, der etwa auch noch Aufzüge, Autoteile und Anlagen herstellt, im vergangenen Geschäftsjahr Millionenverluste ein.

Am Dienstagnachmittag hat Thyssenkrupp ein Strategiepapier für die Stahlsparte vorgelegt. Der Konzern werde sein Stammgeschäft "langfristig wettbewerbsfähig machen", teilt er mit. "Wir müssen investieren. Und das tun wir auch." Der finanzielle Spielraum sei freilich begrenzt. Bereits jetzt plane Thyssenkrupp in der Stahlsparte Investitionen von 570 Millionen Euro jährlich. Über zusätzliche Ausgaben wolle man nun mit den Arbeitnehmervertretern sprechen.

Die IG Metall und der Betriebsrat wollen das Konzept nach eigenem Bekunden prüfen und diskutieren. "Für diesen Prozess haben wir etwas Zeit gewonnen", sagt Knut Giesler, Chef der IG Metall in Nordrhein-Westfalen. Denn der Konzern wolle einen Tarifvertrag um drei bis sechs Monate verlängern, der Arbeitsplätze und Stahlstandorte vorerst garantiert und ansonsten Ende dieses Jahres ausgelaufen wäre.

Thyssenkrupp ist seit einer gescheiterten Expansion nach Amerika hoch verschuldet. Zuletzt wollte der Konzern die hiesigen Stahlwerke in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Konkurrenten Tata Steel auslagern - und versprach den Beschäftigten in dem Fall jahrelange Jobgarantien. Doch die EU-Kommission hat die Fusion im Mai wegen Wettbewerbsbedenken untersagt. Daraufhin hat Thyssenkrupp angekündigt, bis zu 2000 Stahlstellen abbauen zu wollen. Dieses Ziel gelte weiter, heißt es.

© SZ vom 04.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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