Telekommunikation:Amazon bringt Fire Phone nach Deutschland zum Kampfpreis

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Berlin (dpa) - Sonst dauerte es oft länger, bis Amazons neue Geräte Deutschland erreichten. Beim Fire Phone geht es ganz schnell: Ende des Monats kommt das Gerät auch hierzulande auf den Markt. Die Deutsche Telekom unterstützte Amazon massiv bei der Entwicklung des Telefons.

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Berlin (dpa) - Sonst dauerte es oft länger, bis Amazons neue Geräte Deutschland erreichten. Beim Fire Phone geht es ganz schnell: Ende des Monats kommt das Gerät auch hierzulande auf den Markt. Die Deutsche Telekom unterstützte Amazon massiv bei der Entwicklung des Telefons.

Amazon setzt zum Deutschland-Start seines ersten Handys Fire Phone auf einen Kampfpreis. Das Smartphone wird ab mittleren Tarifen bei der Deutschen Telekom bereits für einen Euro verkauft. Auch in den USA kappte Amazon gut einen Monat nach dem Start den Preis mit Mobilfunk-Vertrag von 199 Dollar auf 99 Cent. Zuletzt hatte es Spekulationen über schwache Verkäufe des Fire Phone gegeben.

In Deutschland vertreibt die Telekom das Amazon-Smartphone exklusiv. Sie half auch bei der Entwicklung mit. Seit Montag kann das Telefon vorbestellt werden, in den Handel kommt es am 30. September.

Amazon will Verbrauchern das Fire Phone mit zusätzlichen Diensten und mehreren neuartigen Funktionen schmackhaft machen. Unter anderem bekommen die Nutzer uneingeschränkten Online-Speicherplatz für Fotos. Für ein Jahr gibt es den Service Prime mit einem Abo-Zugang zu Filmen und Videos sowie kostenlosen Amazon-Lieferungen.

Eine der neuen Funktionen heißt „Firefly“ und ist eine Art Suchmaschine für die reale Welt. Fotografiert man damit einen Gegenstand, kann man zum entsprechenden Produkt im Amazon-Angebot kommen. Man braucht insgesamt nur vier Klicks, um einen Artikel auf diese Weise bei Amazon zu bestellen. „Firefly“ kann aber auch bis auf die einzelne Serienfolge genau erkennen, welche Sendung gerade im Fernsehen läuft und funktioniert ebenfalls für Musik und Kunstwerke. Außerdem kann man damit Text, Telefonnummern und QR-Codes einlesen.

Das Telefon passt das Bild auf dem Display an die Augenposition des Nutzers an. Menüs können auch mit Kipp-Bewegungen ausgeklappt werden. In Rezensionen zum US-Start im Juli waren die Umsetzung der neuen Funktionen und die Bedienung zum Teil auf harsche Kritik gestoßen. Amazon-Manager Ian Freed, der für das Fire Phone zuständig ist, will sich davon nicht beirren lassen. „Wenn man Innovationen auf den Markt bringt, gibt es Leute, die sie mögen - und Kritiker.“ Es sei wichtig, dass die Kunden das Gerät mögen. „Der Rest kommt dann von allein.“ So sei auch das erste Kindle-Lesegerät, für das er beim Start im Jahr 2007 zuständig gewesen sei, kritisiert worden - habe sich aber bei den Verbrauchern durchgesetzt.

Sowohl bei „Firefly“ als auch bei der Display-Technik gibt es Schnittstellen für App-Entwickler. Bisher nutzten unter anderem Anbieter von Smartphone-Spielen diese Möglichkeit. Bei der Hilfsfunktion „Mayday“ lässt sich per Video ein Amazon-Mitarbeiter ansprechen, der auch die Bedienung des Smartphones übernehmen kann. Wenn es um Fragen zu Netz oder Tarifen geht, kann erstmals auch ein Telekom-Mitarbeiter ebenfalls mit Bild zugeschaltet werden, sagte der Marketingchef von Telekom Deutschland, Michael Hagspihl.

Zum US-Start kostete das Fire Phone auch mit Vertrag 199 Dollar - so wie andere Premium-Smartphones. Ohne Vertrag wurde der Preis auf 649 Dollar angesetzt. Amazon und die Telekom machen keine Angaben dazu, wer von ihnen zu welchen Anteilen das Gerät subventioniert.

„Amazon versucht schon seit vielen Jahren, die Preise niedrig zu halten. Wir wollen das Geld verdienen, wenn die Kunden das Gerät nutzen und nicht, wenn sie es kaufen“, sagte Freed. Er kommentierte nicht die Schätzungen, wonach in den USA gut einen Monat nach dem Start nur rund 35 000 Amazon-Telefone im Einsatz seien. Branchenbeobachter waren durch die Auswertung von Daten zur Internet-Nutzung auf diese Zahl gekommen.

Amazon und die Telekom arbeiteten seit mehreren Jahren zusammen an dem Gerät. Spezialisten des Bonner Konzerns seien bereits bei der Entwicklung dabei gewesen, sagte Hagspihl. „Es ist eine strategische Partnerschaft.“ Die Unternehmen machten keine Angaben dazu, ob T-Mobile auch in weiteren Ländern der Exklusiv-Partner sein werde.

Die Telekom hat laut Hagspihl noch keine Erkenntnisse dazu, ob Nutzer des Fire Phone mit den neuen Diensten wie „Firefly“ oder Streaming-Angeboten einen höheren Datendurchsatz haben werden.

Amazon wagt sich mit seinem Smartphone in einen heftig umkämpften Markt. Samsung ist der weltgrößte Smartphone-Anbieter und auch in Deutschland die Nummer eins. Apple ist mit seinem iPhone stark in der Klasse der Premium-Smartphones, auf die auch Amazon zielt.

Amazon kündigte den Deutschland-Start des Fire Phone einen Tag vor dem Apple-Event an, von dem unter anderem größere iPhone-Modelle erwartet werden.

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