Was ist Trotz? "Widerstand gegen eine Autorität aus dem Gefühl heraus, im Recht zu sein", steht im Duden. Die Autorität, gegen die Tim Cook, Chef des Technologiekonzerns Apple aufbegehrt, ist der größte Handelsplatz der Welt: die Wall Street.
Der Apple-Chef hat derzeit die Märkte gegen sich. An acht Handelstagen in Folge ist die Aktie des iPhone-Herstellers nun gefallen - das hatte es seit rund 18 Jahren nicht gegeben. In einem Fernsehinterview sagte Cook nun, was er davon hält: "Ich denke, es ist eine riesige Überreaktion." Die zehn Milliarden Dollar Gewinn, die Apple nach wie vor im Quartal erzielt, seien schließlich "mehr als jedes andere Unternehmen macht". Kein Grund zur Sorge also?
Nun ja. Apple ist nach wie vor erfolgreich, keine Frage. Doch der erste Umsatzrückgang seit dem Jahr 2003, den Apple kürzlich bekannt geben musste, lässt sich auch anders deuten. Womöglich ist der Markt für teure Smartphones inzwischen gesättigt, im Vergleich zum vorherigen Quartal verkaufte das Unternehmen immerhin 16 Prozent weniger Smartphones.
Er verteidigt die Apple Watch
Cook will jedoch die Vermutungen zerstreuen, wonach der Markt für teure Smartphone-Modelle in Zukunft kein Wachstum mehr hergeben wird. Zwar räumte er ein, dass Kunden inzwischen langsamer auf neue iPhone-Modelle umsteigen als beim Start der deutlich größeren Geräte vor einem Jahr.
Doch gebe es in jedem Land eine Schicht, die Apple ansprechen könne, sagte Cook. So werde etwa die chinesische Mittelschicht in fünf Jahren auf 500 Millionen Menschen anwachsen. Außerdem seien dort zuletzt 40 Prozent der iPhones als Ersatz für Smartphones mit dem Google-System Android gekauft worden. "Der Markt muss nicht gewaltig wachsen, damit Apple wächst", sagt Cook.
Er verteidigte auch die Computer-Uhr Apple Watch, das jüngste Produkt des Technologiekonzerns, das bislang weit hinter den Erwartungen zurückbleibt. Apple befinde sich noch im "Lernmodus". Doch das werde sich bald ändern: "In einigen Jahren werden die Leute sagen: Wie konnte ich diese Uhr nicht tragen wollen?" Ein Satz, der nach dem alten Apple klingt, nach Visionen. Seit Cook an der Spitze des Konzerns steht, vermissen Beobachter diese Denkweise. Der 55-Jährige, der zuvor als "Chief Operating Officer" eher für harte Zahlen denn für kühne Ideen stand, hat den Konzern zwar bis zum jüngsten Gewinnrückgang erfolgreich gelenkt. Doch die Popularität seines verstorbenen Vorgängers, Steve Jobs, konnte er bislang nicht erreichen.