Schadensbilanz:Versicherer erwarten moderate Kosten durch Sturm "Zoltan"

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Auch zerbeulte Autos, wie hier in Köln, hinterließ der Wintersturm "Zoltan". (Foto: Kohring/IMAGO/Beautiful Sports)

Der Wintersturm hat schwere Schäden an Gebäuden und Autos verursacht, Bahnstrecken und Autobahnen wurden gesperrt. Doch bei den versicherten Schäden lag er eher im Durchschnitt, sagen die Experten.

Von Herbert Fromme, Köln

200 Millionen Euro. Auf diese Summe schätzen die Mathematiker des Beratungsunternehmens Meyerthole Siems Kohlruss (MSK) die versicherten Schäden, den Sturm "Zoltan" verursacht hat. "Sie liegen damit in der Größenordnung, die die Versicherer fast jedes Jahr für ein Wintersturmereignis zahlen", so MSK-Geschäftsführer Onnen Siems. Damit sei die Belastung aber weit entfernt von der durch das Sturmtief "Zeynep". Dessen versicherter Schaden hatte 2022 etwa eine Milliarde Euro betragen, sagt Siems. Für das gesamte Jahr 2023, einschließlich "Zoltan", rechnet er damit, dass die Branche fast vier Milliarden Euro an versicherten Schäden durch Naturgefahren tragen muss. Das ist zwar immer noch weniger als der langjährige Durchschnitt, der nach MSK-Angaben bei etwa 4,2 Milliarden Euro liegt. Aber die Summe steigt.

Auf die 200-Millionen-Schätzung für "Zoltan" kommen die Versicherungsmathematiker mithilfe komplexer Modelle: Sie basieren auf Daten über versicherte Gebäude und deren Werte, den Zugbahnen der Sturmtiefs und Erfahrungen aus vergangenen Ereignissen. Siems sieht auch die derzeitige Hochwassergefahr gelassen, zumindest was die Belastung der Versicherer angeht. "Wir rechnen nicht mit außergewöhnlich hohen Schäden", sagt er. "Die Pegel steigen zwar, aber von katastrophalen Entwicklungen wie bei der Elbeflut 2002 sind wir weit entfernt."

Wie teuer das Sturmtief "Zoltan" die einzelnen Versicherer genau kommen wird, weiß noch keine Gesellschaft. "Dafür ist es zu früh", lautet die einhellige Antwort auf die Frage nach der Schadenbelastung. Betroffen waren vor allem Hausbesitzer und Autofahrer. Abgedeckte Dächer, von Bäumen und Ästen zerbeulte Autos, vom Hochwasser überraschte Autofahrer, deren Fahrzeuge schwer beschädigt wurden.

In Troisdorf bei Köln stürzte beispielsweise der 20 Meter hohe Schornstein eines denkmalgeschützten Gebäudes einer Kaffeerösterei durch das Dach in die Produktionshalle. In Plüderhausen bei Stuttgart riss der Sturm einen etwa fünf mal sechs Meter großen Teil des Daches eines Feuerwehrgerätehauses ab. In Hamburg löste der starke Nordwestwind eine Sturmflut aus, bei der das mittlere Tidehochwasser um 3,33 Meter über dem mittleren Hochwasser lag. Dadurch wurden Straßen und Plätze der Hansestadt stellenweise überflutet. Außergewöhnlich hohe Schäden durch die Sturmflut wurden jedoch nicht gemeldet, Hamburg war gut vorbereitet.

Die Rückversicherer werden durch "Zoltan" eher nicht belastet, heißt es bei MSK. Dafür seien die Schäden nicht hoch genug. Solche Summen müssten die Gesellschaften selbst tragen, ihr Rückversicherungsschutz greift meistens erst bei höheren Belastungen.

Das erste Naturereignis, das 2023 bundesweit Schäden verursachte

Das Sturmtief war am Donnerstag auf Deutschland getroffen, berichtet die Meteorologin Stephanie Fiedler. Sie ist Professorin an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel sowie am Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung und berät MSK. Das Zentrum des Tiefs sei vom Atlantik in Richtung Skandinavien gezogen. "Durch die starken Luftdruckgegensätze zwischen dem Tief und dem Hoch im Südwesten entstehen mit der nordwestlichen Anströmung hohe Windgeschwindigkeiten, die an der norddeutschen Küste in Bodennähe besonders stark sind", sagt Fiedler.

In ganz Deutschland traten Sturmböen auf, im Norden sogar orkanartige Böen mit mehr als 103 Kilometern pro Stunde. "Zoltan" erreichte nach Einschätzung der Meteorologin nicht die Stärke eines Orkans, war allerdings ein Sturm, der erhebliche Behinderungen im Verkehr und zahlreiche Feuerwehreinsätze nach sich zog. Auch wenn "Zoltan" kein außergewöhnlich schwerer Wintersturm war, war er doch das erste Naturgefahren-Ereignis des Jahres 2023, das in ganz Deutschland und nicht nur in einer Region Schäden verursachte.

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