Versicherer:"Zeynep" kostet knapp eine Milliarde

Lesezeit: 1 min

Ein 55 Meter hoher Baukran ist in Bremen auf den Rohbau eines Bürogebäudes gestürzt. Verletzt wurde niemand. (Foto: Jörn Hüneke/dpa)

Der Orkan "Zeynep" wird sehr teuer für die Versicherer - der gesamte wirtschaftliche Schaden könnte aber noch viel höher sein.

Von Herbert Fromme, Köln

Der Sturm Zeynep hat in Europa mindestens neun Menschen das Leben gekostet und versicherte Schäden von mehr als 900 Millionen Euro allein in Deutschland verursacht. Das schätzen die Versicherungsmathematiker des Kölner Beratungsunternehmens Meyerthole Siems Kohlruss (MSK). Es handele sich um den intensivsten Sturm seit Kyrill im Jahr 2007, das Naturereignis hatte vor etwa 15 Jahren die Versicherer mehr als drei Milliarden Euro gekostet. Doch anders als damals folgt der Sturm Zeynep direkt einem anderen Sturm - Ylenia. Und schon der belastete die Versicherer nach MSK-Schätzungen um 500 Millionen Euro. Zusammen genommen sind die Auswirkungen auf die Assekuranz also enorm - wenn auch nicht so hoch wie bei Kyrill. Andererseits ist die Sturmsaison auch noch nicht vorbei.

Dabei geht es in diesen Berechnungen immer nur um die versicherten Schäden. Darüber hinaus sind viele Schäden und Zerstörungen nicht versichert, der gesamte wirtschaftliche Schaden ist damit also deutlich höher. Solche Schadenschätzungen beruhen auf Modellen der Experten, in die Wetterbedingungen, versicherte Werte und Erfahrungen aus der Vergangenheit einfließen. Sie werden bei fast allen Katastrophen nach Vorliegen weiterer Informationen korrigiert, und dann meistens nach oben. MSK betreibt zahlreiche Datenpools, mit denen die Unternehmensberatung bestehende Schadendaten auswertet und dann Prognosen erstellt.

Begleitet wurde der Sturm Zeynep von Sturmfluten an der Nordsee. Hamburg hat eine sehr schwere Sturmflut mit 3,50 Meter über dem mittleren Hochwasser erlitten. Das Zentrum des Sturmfelds lag im Norden Deutschlands. "Südlich einer Linie von Saarbrücken bis Nürnberg waren die Auswirkungen gering", sagte MSK-Geschäftsführer Onnen Siems.

Neben Deutschland waren weitere europäische Länder - Großbritannien, die Niederlande und Belgien - besonders betroffen. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC schätzt den versicherten Schaden durch Zeynep für das Vereinigte Königreich auf 200 Millionen Pfund bis 350 Millionen Pfund (umgerechnet 240 Millionen Euro bis 420 Millionen Euro).

Mit mehreren schweren Stürmen seit Jahresbeginn deutet sich an, dass 2022 für die Versicherer erneut ein Jahr der Großschäden aus Naturkatastrophen wird. 2021 mussten sie dafür bereits 12,5 Milliarden Euro aufbringen, vor allem für die Überflutungen im Sommer. Die Naturkatastrophen sind vor allem auf den Klimawandel zurückzuführen. Die meisten Versicherer wie beispielsweise Marktführer Allianz haben dennoch hohe Gewinne im Jahr 2021 erzielt und Dividende ausgeschüttet, weil die Großschäden vor allem von regional aktiven Gesellschaften getragen wurden und über den Weg der Rückversicherung auf viele Unternehmen verteilt wurden.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: