Start-up:"Wir sind nicht aus dem Silicon Valley, sondern aus Ostwestfalen"

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Das Unternehmen Lichtwart gibt es seit 2020. "Wir kümmern uns nur um die Beleuchtung, die unterm Sternenhimmel zu sehen ist", sagt einer der Gründer. (Foto: oh)

Das Start-up Lichtwart bringt an manchen Orten und Örtchen Licht ins Dunkel. Die Geräte überwachen aber auch die Elektronik.

Von Elisabeth Dostert, Hannover

Ein graues Kunststoffgehäuse mit Steckern und Buchsen, das Ganze nicht größer als ein 6er-Karton Eier. Die Erfindung von Johannes Mailänder und Gregor Giataganas sieht - freundlich ausgedrückt - ziemlich unspektakulär aus. Die beiden sind Gründer der Firma Lichtwart aus Herford. "Wir sind nicht aus dem Silicon Valley, sondern aus Ostwestfalen. Unser Modul soll robust und zuverlässig sein, nicht in erster Linie schön aussehen", sagt Mailänder. "Das Geheimnis des Moduls, die Elektronik, steckt unter der grauen Klappe", sagt Giataganas. Die beiden sind auf der Hannover Messe, wo die Firma diese Woche ihre Innovation vorstellte. Über das Geheimnis ihrer Erfindung wollen sie aber nicht so konkret reden.

Der Name ihres 2020 gegründeten Start-ups - Lichtwart - beschreibt ziemlich genau, was die Beiden erreichen wollen: die Module steuern Lichtanlagen und Außenleuchten an Gebäuden und Wegen. "Wir kümmern uns nur um die Beleuchtung, die unterm Sternenhimmel zu sehen ist. Wir beleuchten keine Büros oder Fabriken von innen", so Mailänder. Ein paar Kunden hat das Start-up schon. So hat es WC-Anlagen an Autobahnen in Baden-Württemberg mit seinen Modulen ausgestattet. Sie sind mit einem Bewegungsmelder versehen. "Nähert sich jemand der Anlage, wird das Licht hochgefahren. Eine Grundhelligkeit gibt es immer, man soll ja sehen, wo die WC-Anlage steht", sagt Mailänder. Nach einer Weile, wenn sich nichts bewegt, wird das Licht dann wieder gedimmt.

Die beiden sind Gründer der Firma Lichtwart aus Herford: Johannes Mailänder und Gregor Giataganas. (Foto: oh)

Das Modul wird über eine Sim-Karte und die Cloud der Telekom gesteuert. "Jeder Nutzer hat über PC, Tablet oder Smartphone Zugriff auf die Anlage", sagt Giataganas. Durch das Modul lasse sich je nach Anlage zwischen 20 und 40 Prozent Energie einsparen. In gleichem Maße lassen sich auch die Lichtemissionen senken. Das Gerät melde, wenn und welches Teil der Lichtanlage ausfällt, zum Beispiel das Netzteil mit den angeschlossenen LEDs oder der Strom. "Damit erübrigen sich regelmäßige Kontrollfahrten von Service-Mitarbeitern, und sie haben immer den richtigen Ersatz dabei", erläutert Giataganas.

Ein Modul koste je nach Modell zwischen 700 und 1600 Euro - relativ teuer für so ein kleines Teil. Aber: "Darüber lassen sich bis zu 64 Netzteile steuern", sagt Mailänder. Seit der Markteinführung 2021 seien gut 80 Module verkauft worden. Hergestellt werden sie von einem Zulieferer in Ostwestfalen. Namen wollen die Gründer nicht nennen. "2023 werden wir knapp 200 Module verkaufen", sagt Giataganas. Lichtwart wolle jetzt Personal einstellen und sei auf der Suche nach Investoren. Bislang gehört die Firma Mailänder, seiner Cousine und Giataganas. Sie sind auch Gesellschafter des Familienunternehmens Bertelmann. "Ich habe Licht in der DNA", sagt Mailänder. Sein Ur-Großvater Ernst Bertelmann hat die Firma 1945 gegründet. "Er reparierte Glühbirnen", erzählt Mailänder. Später stieg er dann auf Leuchtreklame um. Das machen sie heute noch.

Lichtwart arbeitet auch für den Batteriekonzern Varta: Sie steuern dort die Leucht-Logos an allen Niederlassung in Deutschland. Das Modul könne dafür sorgen, dass eine komplette Anlage runterfährt wird, falls mal ein Teil ausfällt. "Es kann ja schon peinlich sein, wenn nur ein Buchstabe nicht mehr leuchtet", sagt Mailänder. Und natürlich hat er Beispiele parat, zum Beispiel das "S" von Shell oder das "Sc" von DB Schenker. Mailänder und Giataganas können schon lange nicht mehr unbedarft an Leuchtanlagen vorbeifahren. Sie machen dann Fotos und Mailänder schreibt die Firma an. "Mir ist aufgefallen, dass bei Ihnen was ausgefallen ist." Nicht alle antworten.

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