Start-up:Geld für das Wachstum

Lesezeit: 2 Min.

Die Münchner Firma Workaround, besser bekannt als Proglove, erhält 40 Millionen Dollar von einem Investor. Was damit geschieht, ist schon klar.

Von Elisabeth Dostert, München

Wachstum verläuft selten linear. Eine neue Finanzierungsrunde könnte nun beim Münchner Start-up Workaround, besser bekannt unter dem Namen seiner Produktfamilie Proglove, für einen Schub sorgen. Für 40 Millionen Dollar hat sich die US-Investmentfirma Summit Partners an Workaround beteiligt. Zur Beteiligungshöhe wollen sich weder Proglove-Vorstandschef Andreas König noch Matthias Allgaier, Managing Director des Investor, äußern. Allgaier wird künftig auch dem Aufsichtsrat von Proglove angehören.

Dafür wissen die beiden Männer ganz genau, was mit dem Geld geschehen soll. "Wir wollen expandieren", sagt König. Besonders stark wolle Proglove in den USA wachsen, dem größten Markt für sogenannte Wearables, also kleine Rechner, die am Körper getragen werden. Proglove stellt Scanner her, die auf einem Handschuh oder einer Manschette fixiert sind, und die dazugehörige Software. Im Vergleich zu herkömmlichen Geräten können Proglove zufolge mit den Handschuhen pro Scan bis zu vier Sekunden eingespart werden. In den Fabriken summieren sich die Sekunden über die gesamte Belegschaft hinweg auf Stunden und Tage. Die Scanner versetzten den Mitarbeiter in die Lage, effizienter zu arbeiten, sagt Vorstandschef König.

Den Markt für Scanner beziffert Proglove auf weltweit mehr als fünf Milliarden Dollar. Bis 2027 werde mit einer jährlichen Wachstumsrate von knapp acht Prozent gerechnet. Noch schneller wächst König zufolge Proglove. Der Umsatz lege im "dreistelligen Prozentbereich zu". Der Umsatz bewege sich in zweistelliger Millionenhöhe. Die nachlassende Konjunktur sorgt König nicht. Zum einen habe Proglove in den vergangenen Jahren die Abhängigkeit von der Autoindustrie von 50 auf 20 bis 30 Prozent gesenkt und neue Kunden in Logistik und E-Commerce gewonnen. Und zum anderen lasse sich mit den Handschuh-Scannern die Produktivität steigern, damit profitiere Proglove tendenziell eher von Sparprogrammen in den Betrieben.

Gewinn macht Workaround nicht. "Ich glaube aber, dass eine Firma mittel- bis langfristig nicht nur Umsatz, sondern auch Gewinn machen muss", sagt König. So sieht das auch Investor Allgaier, für die die 2014 gegründete Firma kein Start-up mehr ist, sondern ein Wachstumsunternehmen. Auf die Finanzierung von Unternehmen mit hohen Wachstumsraten habe sich Summit Partner spezialisiert. Zu den Beteiligungen in Deutschland zählt auch das auf RFID-Lesegeräte spezialisierte Münchner Unternehmen Elatec.

Seit der Gründung Mitte der 80er-Jahre habe sich Summit Partners weltweit an etwa 500 Unternehmen mit mindestens 20 Prozent beteiligt. Im Durchschnitt halte man die Beteiligung gut fünfeinhalb Jahre. Bei etwa 200 Firmen sei der Ausstieg über einen Börsengang erfolgt. Auf die Frage, ob ein solcher auch für Proglove geplant ist, antwortet Allgaier: "Es kommt, was kommt. Erst einmal wolle man Proglove als Marktführer etablieren."

König will aus Proglove ein Unicorn machen, ein Unternehmen mit einer Bewertung von mehr als einer Milliarde Dollar. Mit der jüngsten Finanzierungsrunde ist er diesem Ziel näher gekommen. Die Bewertung dürfte sich nun in Richtung 200 Millionen Euro bewegen. In insgesamt drei Finanzierungsrunden hat Proglove mittlerweile nach eigenen Angaben rund 50 Millionen Euro eingenommen. Zu den früheren Investoren zählen Intel Capital, Getty Lab, Bayern Kapital und Deutsche Invest Capital Partners (DIVC). Der Einstieg von Summit Partners sei im Wesentlichen über eine Kapitalerhöhung erfolgt. Außerdem haben sich laut Allgaier zwei kleinere Aktionäre von ihren Anteilen getrennt. Namen will er nicht nennen.

© SZ vom 09.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: