Die Ratingagentur Moody's hat Portugal eine heftige Ohrfeige verpasst und als erste Agentur die Bonitätsnote des schuldengeplagten Landes auf Ramschstatus gesenkt.
Es gebe ein hohes Risiko, dass Portugal ein zweites Hilfspaket benötige, bevor es an die Kapitalmärkte zurückkehren könne, begründete Moody's den Schritt. Es sei möglich, dass das Land die mit der EU und dem Internationalen Währungsfonds vereinbarten Defizitziele nicht erreiche und sich 2013 nicht zu tragbaren Zinsen Geld leihen könne.
Die Agentur bewertet die Kreditwürdigkeit des Landes, das bereits Hilfen der Europäischen Union und des Internationalem Währungsfonds (IWF) über 78 Milliarden Euro erhält, nun mit Ba2 und damit vier Stufen unter dem bisherigen Rating.
Portugals Regierung erklärte, dass die Herabstufung zwar die Anfälligkeit ihrer Wirtschaft in der Schuldenkrise verdeutliche. Moody's würde aber die jüngst eingeführte Sondersteuer und die politische Unterstützung für den Sparkurs ignorieren.
"Schuldenkrise dürfte uns noch lange, lange beschäftigen"
Doch Anleger interessierte das nicht - zu groß ist die Sorge, dass neben Griechenland ein weiterer Euro-Staat zusätzliche Unterstützung beantragen könnte. Die Ausfallprämien für die Schulden mehrerer Staaten schnellten an diesem Mittwoch deutlich nach oben: Die Prämien für fünfjährige italienische Papiere stiegen um fast zehn Prozent, die für spanische um rund fünf Prozent. Das zeigt, wie groß die Nervosität am Finanzmarkt ist, auch wenn beide Länder immer noch erheblich besser bewertet werden als Portugal.
Der Euro sackte binnen weniger Stunden um anderthalb Cent ab. Die Devisenexperten der Commerzbank stimmen der Einschätzung von Moody's grundsätzlich zu. "Es ist jetzt schon absehbar: Das Hickhack um weitere Hilfen, welches wir gerade im Fall Griechenlands erleben, könnte uns nächstes Jahr im Fall Portugals drohen", heißt es in einem Kommentar. "Die Schuldenkrise der Peripherieländer dürfte uns noch lange, lange beschäftigen."
Die Bundesregierung hat die Abwertung für Portugal und die Mutmaßungen über ein zweites Hilfspaket für das Land scharf kritisiert. Finanzstaatssekretär Jörg Asmussen sagte: "Ich würde ganz klar sagen: es ist sehr voreilig, darüber überhaupt schon zu spekulieren." Das portugiesische Programm stehe schließlich erst am Anfang. Zudem gebe es eine neue Regierung, die sich klar zu Anpassungen verpflichtet habe. "Ich würde dringend raten, dass man der neuen Regierung Zeit gibt, das, was sie zugesagt hat, auch umzusetzen", sagte Asmussen. "Wir sind zuversichtlich, dass die neue Regierung den Willen hat und auch die Möglichkeiten, dieses erste Programm umzusetzen und Portugal wieder auf einen klaren Wachstumspfad zu bringen."