Ravensburger:Puzzeln am Limit

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Die Welt ist im Puzzle-Fieber: Auch im vergangenen Jahr legte der Absatz von Puzzles beim großen deutschen Spielwarenhersteller Ravensburger noch einmal deutlich zu. (Foto: Felix Kästle/dpa)

In der Pandemie stehen Spiele hoch im Kurs. Das beschert dem Hersteller Ravensburger hohe Umsätze, aber auch Produktionsengpässe.

Von Christina Kunkel

Ob es entspannend ist, sich auf der Suche nach genau diesem einen passenden Teil durch hunderte Puzzlestücke zu wühlen, das mögen Menschen durchaus unterschiedlich empfinden. Was sie beim Spielwarenhersteller Ravensburger zumindest feststellen: Auch das zweite Pandemiejahr hat viele Menschen dazu gebracht, sich ganz analogen Hobbys zu widmen - wie eben Puzzles. 32,4 Millionen Stück verkaufte das Unternehmen 2021, das waren noch einmal vier Millionen mehr als im Jahr zuvor. Das beliebteste Motiv war dabei nicht etwa ein sonniger Traumstrand oder eine beeindruckende Skyline. "Es ist ein 1000-Teile-Puzzle, das man individuell mit einem eigenen Foto gestalten kann", sagt Finanzchef Hanspeter Mürle.

Und es gibt noch ein überraschendes Comeback: "Malen nach Zahlen" ist wieder im Trend, eben weil viele Menschen in der Pandemie vermehrt "ihre Kreativität ausleben wollen", erklärt Vorstandschef Clemens Maier, Ur-Enkel des Firmengründers Otto Maier. 2,6 Millionen Stück habe man im vergangenen Jahr weltweit verkauft, ein großer Renner seien die Mal-Anleitungen vor allem in Italien gewesen.

Und doch: Von den Umsatzsteigerungen aus dem ersten Pandemiejahr 2020 ist Ravensburger weit entfernt. Damals hatte das schwäbische Familienunternehmen noch ein Rekordplus von mehr als zwanzig Prozent vermeldet. Die Gründe lagen auf der Hand: Die meisten Menschen saßen monatelang daheim im Lockdown, Kinder wie Erwachsene wollten sich irgendwie beschäftigen. Und das taten sie nicht nur deutlich öfter mit Zocken am Computer und Serien gucken auf Netflix - viele entdeckten auch Gesellschaftsspiele, Puzzles oder Baukästen für sich. Das gilt auch weiterhin, sagt Clemens Maier, es liege nicht an mangelnder Nachfrage, dass Ravensburger 2021 beim Umsatz nur um ein Prozent auf 636 Millionen wuchs, andere stehen besser da. Nach Angaben des Deutschen Verbands der Spielwarenindustrie stiegen die Umsätze der Branche 2021 um vier Prozent auf fast vier Milliarden Euro.

USA trüben die Bilanz

So ist Ravensburger laut Finanzvorstand Mürle im vergangenen Jahr in der Produktion an seine Kapazitätsgrenzen gestoßen. Trotz Drei-Schicht-Betrieb, Wochenendarbeit und Überstunden konnte man die große Nachfrage nicht in allen Märkten ausreichend bedienen. In den USA, dem zweitgrößten Absatzmarkt, gingen die Einnahmen um 19 Prozent zurück, während alle anderen Märkte deutlich zulegten. Die Verantwortlichen erklären das mit Lieferproblemen, die dadurch verstärkt wurden, dass die Logistik in den USA besonders komplex ist. Dort hatte Ravensburger in den vergangenen Jahren die Firmen Wonder Forge und Thinkfun übernommen mit jeweils eigenen Logistikzentren. Bei deren Zusammenlegung habe es gehakt, auch weil man wegen des angespannten Arbeitsmarkts im vergangenen Jahr große Probleme gehabt habe, Fahrer zu finden, die die Ware quer durchs Land transportieren. "Seit Mitte Dezember haben wir diese Probleme aber weitgehend im Griff", sagte Finanzvorstand Mürle. Dazu seien Container aus Europa oft mit großer Verzögerung angekommen, wo Ravensburger seine Spielwaren am Firmensitz in Oberschwaben sowie im tschechischen Polička herstellt.

Um mehr produzieren zu können, investiert das Unternehmen seit Anfang 2020 bis Ende des laufenden Jahres mehr als 100 Millionen Euro. Auch die Zahl der Mitarbeitenden ist im vergangenen Jahr um 109 auf 2413 gewachsen. Und doch dauert es laut Mürle länger als sonst, neue Maschinen für die Produktion zu bekommen, auch Saisonkräfte zur Verstärkung sind rar.

Aber auch für die Kunden wird sich in den nächsten Monaten etwas ändern: Ravensburger wird die Preise im Schnitt um rund fünf Prozent anheben. "Das trifft alle Produkte," kündigte der Finanzvorstand an. Grund dafür seien gestiegene Kosten für Transport und Energie, aber auch für Material wie Papier, Pappe und Kunststoff-Granulat.

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