Justiz:Kalender und Süßes für Gefangene in Bremen

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Ein Weihnachtsbaum steht in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Bremen-Oslebshausen. (Foto: Sina Schuldt/dpa)

Umarmungen für den Gefängnisseelsorger - wenn Pastor Christian Fischer mit Weihnachtstüten vor der Zelle steht, ist die Dankbarkeit groß. Doch wer ermöglicht Geschenke für fast 600 Gefangene in Bremen?

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Bremen (dpa/lni) - Alle Gefangenen in der Bremer Justizvollzugsanstalt bekommen eine Weihnachtstüte mit Tee, Kaffee, Süßigkeiten und einem Taschenkalender. Ermöglicht wurden die Geschenke durch Spenden, wie der evangelische Gefängnisseelsorger, Pastor Christian Fischer, erzählte. Demnach haben für die Aktion Privatleute und Einrichtungen insgesamt mehr als 8000 Euro gespendet. „Das ist eine deutliche Steigerung zu den vergangenen Jahren“, sagte Fischer im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

Von den Spenden wurden für alle rund 570 in der Justizvollzugsanstalt Bremen-Oslebshausen inhaftierten Männer, Frauen und Jugendliche etwa Schokolade, Spekulatius und Lebkuchen gekauft. Fischer und der katholische Gefängnisseelsorger, Diakon Richard Goritzka, überreichen die Weihnachtstüten. Sie haben die Aktion organisiert.

Einige Tüten wurden Mitte Dezember verschenkt, die anderen werden in den Tagen vor Weihnachten übergeben. „Es ist eine der schönsten Aktionen, die ich im Knast habe“, sagte Fischer. Viele Gefangenen seien überrascht und sehr dankbar. So habe er aus Freude über eine Tüte schon Küsse und Umarmungen von Insassen erhalten. Weihnachten ist demnach für viele Gefangene eine schwere Zeit. Das Geschenk sei eine Botschaft: „Es gibt Menschen, die denken an euch.“

Der Taschenkalender ist dem Gefängnisseelsorger zufolge sehr beliebt bei den Insassen. „Je länger man da ist, desto schwerer fällt auch die Orientierung an der Zeit. Sie verlieren irgendwann ein bisschen das Zeitgefühl“, erklärte Fischer. Er verwies darauf, dass die Gefangenen den Kalender zudem für Notizen nutzen.

Die Weihnachtsaktion gibt es seit rund 20 Jahren. Sie fing klein an, dann stieg die Zahl der Spenderinnen und Spender. Anfangs baten die Gefängnisseelsorger um gepackte Tüten im Wert von je zehn Euro. Einige Menschen schrieben dazu freundliche Briefe oder stecken Bilder in die Tüten, die Kinder gemalt hatten. Der Aufwand, die Tüten zu prüfen, damit nichts Verbotenes ins Gefängnis gelangt, war allerdings hoch. Daher bitten die Seelsorger seit dem Jahr 2020 um Geldspenden, damit die Tüten zentral und sicher gepackt werden können. Persönliche Grußkarten sind weiterhin etwas Besonderes für Gefangene, wie Fischer sagte. Auch in diesem Jahr werden einige an Gefangene verteilt.

© dpa-infocom, dpa:231221-99-370467/2

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