Skandal-Anleger Kiener:Wo sind all die Euros hin ...

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Um 280 Millionen Euro soll Anleger Helmut Kiener die Banken Barclays und BNP Paribas geprellt haben. Jetzt kommt heraus: Das ganze Geld ist wohl weg.

Markus Zydra

Der Empfänger des Briefes mag sich verhöhnt vorkommen, denn er wird als "Anspruchsberechtigter" der K1 Invest Ltd. bezeichnet. Doch wie es aussieht, gibt es nichts, womit diese berechtigten Ansprüche bedient werden könnten. Der erste Fonds des mutmaßlichen Kapitalbetrügers Helmut Kiener ist nahezu mittellos, wie der Insolvenzverwalter Grant Thornton nun den Gläubigern in seiner ersten Einschätzung mitgeteilt hat. Einzig bei der niederländischen Rabobank sollen noch 260.000 Euro liegen, doch selbst an diesen Betrag kommt der Insolvenzverwalter nicht heran, was Schlechtes verheißt. "Das Bankguthaben lautet nicht auf den Namen der Gesellschaft K1 Invest", heißt es in dem Schreiben, das der Süddeutschen Zeitung vorliegt.

Der Psychologe Helmut Kiener soll die französische Bank BNP Paribas sowie das britische Barclays-Institut um 280 Millionen Euro geprellt haben. (Foto: Foto: AFP)

Der Psychologe Helmut Kiener sitzt seit Ende Oktober in Würzburg in Untersuchungshaft. Er soll die französische Bank BNP Paribas und das britische Institut Barclays um 280 Millionen Euro geprellt haben. Die Banken vertrauten Kiener das viele Geld an, damit er es durch Investitionen in Hedgefonds stetig vermehre. Der 50-Jährige hatte mit traumhaften Renditen von 17,5 Prozent jährlich geworben, allerdings hatte er auch regelmäßig Ärger mit der deutschen Finanzaufsicht Bafin, was den ausländischen Banken wohl entgangen war.

Auch Privatsparer haben über Genussrechte viel Geld in die Kiener-Fonds gesteckt. In einem K1-Prospekt von 2006 heißt es, Genussrechte in Höhe von 90 Millionen Euro seien von 4400 Anlegern eingesammelt worden. Der Betrag ist in den Boomjahren danach wohl weiter gewachsen. Kiener, so der Verdacht, soll sowohl das Kapital der Banken als auch der Sparer in seine beiden insolventen Fonds K1 Invest und K1 Global mit Sitz auf den britischen Jungferninseln geschleust haben, um dann Flugzeuge, Schiffe, Helikopter und Immobilien zu kaufen - für den Eigenbedarf.

Alles Geld ist weg

Verantwortlich für die Bilanz des K1 Invest war die Treukapital Treuhandverwaltung in der Schweiz - dort war auch schon der Staatsanwalt. Noch am 31. Juli 2009 wies Treukapital für den K1 Invest ein Vermögen von 348 Millionen Euro aus, so Grant Thornton. "Unsere bisherigen Untersuchungen weisen darauf hin, dass diese Anlagewerte, soweit sie tatsächlich existieren, mit hoher Wahrscheinlichkeit keinen Wert aufweisen", lautet nun das ernüchternde Ergebnis. Auch beim Treuhänder HSBC Bank hat der Insolvenzverwalter drei Beteiligungen gefunden, deren Wert nach Aussage des Instituts null sei. Alles Geld ist weg - innerhalb von vier Monaten.

Sehr verstörend wirkt auch der Hinweis von Grant Thornton, man habe noch nicht einmal genügend Kapital gefunden, um die eigenen Auslagen zu finanzieren. Wenn das so weitergehe, dann würde man die Möglichkeit prüfen, "Gelder von Dritten zu beschaffen." Damit können nur die Sparer gemeint sein. "Der Insolvenzverwalter wird wohl etwaige Forderungen damit begründen, dass das Recht der britischen Jungferninseln anwendbar ist", sagt der Anwalt Peter Mattil. "Die Anleger sollten nichts bezahlen, denn es gibt eine Spezialvorschrift, nach der in diesem Fall deutsches Recht zur Anwendung kommt."

In nächster Zeit soll die Vermögenslage des zweiten Kiener-Fonds, K1 Global, vom Insolvenzverwalter dargelegt werden. Wenn es auch dort kein Kapital mehr gibt, dann können betroffene Anleger eigentlich nur noch Schadenersatzansprüche geltend machen. "Hier kommen als Verpflichtete Helmut Kiener wegen Betrug , die Vermittler wegen Falschberatung , die Treuhänder und Prüfer wegen Schlechterfüllung in Betracht", sagt Mattil. Jeder Fall müsse aber individuell geprüft werden.

© SZ vom 08.12.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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