Mutmaßlicher Betrugsfall Kiener:Bangen ums Geld

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8000 Privatsparer sollen Helmut Kiener, dem "deutschen Madoff", aufgesessen sein. Durch den mutmaßlichen Betrugsfall drohen ihnen Verluste.

Markus Zydra

Das ist der Moment, in dem das labile System des Helmut Kiener ins Wanken gerät: Im Januar 2009 vermuten Aufpasser der britischen Bank Barclays, dass der 50-jährige Hedgefondsmanager Geld abgezweigt habe. Die Bank hatte Kiener engagiert, um den bankeigenen Fonds K1 Global Subtrust zu managen. In Finanzkreisen heißt es, die Barclays-Controller hätten bemerkt, dass Kiener einen Teil des Geldes in seine eigenen Fonds, K1 Invest und K1Global, mit Sitz auf den Jungferninseln umleitet. Seit Januar sei er deshalb draußen bei Barclays.

Auf den Jungferninseln haben die beiden Fonds von Helmut Kiener ihren Sitz. Dorthin soll er Gelder umgeleitet haben, so der Vorwurf. (Foto: Foto: dpa)

Und mit dieser Entlarvung bei den Briten bekommt Kiener plötzlich ein Geldproblem. Denn mit dem Barclays-Kapital soll er sich nicht nur ein schönes Leben finanziert, sondern auch K1-Anleger ausbezahlt haben, die Kasse machen wollten. Das konnte er ab Januar immer schlechter. Das mutmaßliche Schneeballsystem bricht zusammen, seit Mai erhalten K1-Anleger kein Geld mehr.

Kaum Ansprüche der Investoren

Jetzt werden beide K1-Fonds von der britischen Firma Grant Thornton aufgelöst, die derzeit die Gläubiger kontaktiert. Aus einem Schreiben geht hervor, dass insgesamt 8000 Sparer in die Fonds investiert haben. Es handelt sich um Genussrechte, die den Investoren kaum Ansprüche zugestehen. "Die Genussrechtsmittel werden bei der K1 Invest Ltd. zu Eigenmitteln der Gesellschaft, die von ihr frei verwendet werden können", heißt es im Wertpapierprospekt.

Darüber hinaus hat Kiener über seine Vertriebsfirma X1 Fund Allocation, für die das Amtsgericht Hamburg ein Insolvenzverfahren anordnete, bei der Barclays-Bank zwei Zertifikate in Auftrag gegeben. Das X1 Global Indexzertifikat und das Garantiezertifikat Swissselect26. Als Emittent ist Barclays verpflichtet die Wertpapiere zurückzunehmen - doch zu welchem Preis?

Wer vorzeitig aussteigen will, zahlt drauf

Das Garantiezertifikat hat eine Laufzeit bis zum Jahr 2026. Dann muss Barclays bezahlen, und zwar mehr als die eingezahlte Summe. "Es sind 113 Prozent des investierten Kapitals", heißt es in Finanzkreisen. Die Garantie beziehe sich auf den bislang erreichten Höchstkurs des zugrunde liegenden Fonds K1 Global Subtrust. Wer vorzeitig aussteigen will, zahlt drauf. "Aktuell stellt Barclays keinen Preis, weil der Fonds nicht zu bewerten ist. Deshalb nimmt Barclays das Papier zum Zerobondkurs zurück", heißt es. Dieser täglich neu berechnete Kurs liege derzeit bei 60 Prozent.

Mehr Probleme haben Anleger mit dem X1 Global-Zertifikat. Dieses Wertpapier bezieht sich auf den K1-Fonds, der zur Zeit aufgelöst wird. Barclays kann nur den Betrag ausbezahlen, der ihr vom Liquidator zugeteilt wird.

Seit Oktober in Untersuchungshaft

Nachdem das Institut im Januar aufgrund von Unregelmäßigkeiten seine Zusammenarbeit mit Kiener beendet hat, erstattet Barclays Anzeige. Ende Oktober wird Kiener in Aschaffenburg verhaftet. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft. Er soll die britische Bank um 220 Millionen Euro betrogen haben.

Nach Ansicht von Juristen ist das Institut aber nicht nur Opfer. "Barclays hätte vor Emission des Zertifikats prüfen müssen, ob Kieners Firma K1 seriös ist", sagt der Anwalt Peter Mattil. Die Verjährungsfrist der Prospekthaftung ende spätestens drei Jahre nach Prospektveröffentlichung - unabhängig vom Kaufzeitpunkt. Die britische Barclays, die durch die Ausgabe der Zertifikate sehr gut verdient hat, will sich nicht äußern.

© SZ vom 04.12.2009/mikö - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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