Ehemaliger SPD-Chef:Sigmar Gabriel soll Favorit für Chefposten der Autolobby sein

Sigmar Gabriel, 60, trat 1977 in die SPD ein. Seine politische Karriere begann er in seiner Heimatstadt Goslar. (Foto: Wolfgang Kumm/dpa)
  • Der ehemalige SPD-Chef Sigmal Gabriel gilt offenbar als Favorit für den Präsidentenposten beim Verband der Automobilindustrie.
  • Er sei der "Wunschkandidat der Autokonzerne, der Zulieferer und der Familienunternehmen", zitiert die Bild am Sonntag einen Top-Manager der Autoindustrie.

Der ehemalige SPD-Chef Sigmar Gabriel steht offenbar kurz davor, Cheflobbyist der deutsche Autoindustrie zu werden. Er sei klarer Favorit für den Präsidentenposten beim Verband der Automobilindustrie (VDA), meldet die Bild am Sonntag. Bereits kommende Woche wolle der Verband die Details mit Gabriel klären. Zwar gebe es mit Ex-Staatsministerin Hildegard Müller (CDU) noch eine weitere Kandidatin für den Spitzenposten. Ihr würden jedoch nur Außenseiterchancen eingeräumt.

Der VDA gilt als einer der einflussreichsten Lobbyverbände in Deutschland. Sein amtierender Präsident Bernhard Mattes wird zum Jahresende sein Amt niederlegen. Zuletzt hatte es Kritik aus der Industrie gegeben, der ehemalige Ford-Chef sei politisch nicht gut genug vernetzt, um die Interessen der Autohersteller vertreten zu können.

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Damit verliert einer der einflussreichsten Lobbyverbände in Deutschland seinen Chef - und das in einer besonders schwierigen Zeit für die Autoindustrie.

Von Markus Balser, Berlin, und Max Hägler, Frankfurt

"Die Reihenfolge steht fest" zitierte die Bild am Sonntag aus informierten Kreisen. "Sollten keine unüberbrückbaren Differenzen mit Gabriel auftreten, wird er der neue Präsident." Er sei der "Wunschkandidat der Autokonzerne, der Zulieferer und der Familienunternehmen", wird ein Top-Manager der Autoindustrie zitiert.

Erst Ende September hatte der ehemalige Wirtschafts- und Außenminister angekündigt, dass er seinen Sitz im Parlament zum 1. November aufgeben werde. In einem Schreiben an Freunde sprach er von "sehr persönlichen Gründen". Sein 60. Geburtstag habe ihm Anlass gegeben, "über meine weitere politische und berufliche Tätigkeit nachzudenken".

Gabriel war als niedersäschsischer Ministerpräsident bereits Mitglied des VW-Aufsichtsrats. Sollte er tatsächlich VDA-Präsident werden, könnte das für Kritik sorgen. Immer wieder wechseln Spitzenpolitiker und Regierungsbeamte auf Positionen in der Autolobby. Als prominentester Fall gilt Matthias Wissmann: Der ehemalige VDA-Präsident war unter Helmut Kohl fünf Jahre lang Bundesverkehrsminister.

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