Siemens:Siemens will zwei Milliarden Euro in Asien, USA und Europa investieren

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Siemens-Chef Roland Busch (Mitte, stehend) bei der Unterzeichnung einer Vereinbarung in Singapur, wo der Konzern 200 Millionen Euro investieren will. (Foto: Edgar Su/Reuters)

Der Konzern hat zuletzt viel Geld verdient und will deshalb nun überall auf der Welt seine Produktion ausbauen. Allerdings auch in China, was nicht ganz unproblematisch ist.

Von Thomas Fromm, München

Große Konzerne, das liegt in der Natur der Sache, sind am liebsten überall auf der Welt vertreten. Je mehr Märkte, desto mehr Aufträge, desto mehr Umsatz, und im Idealfall: desto mehr Gewinn. Das gilt auch für den Münchner Siemens-Konzern, der seit der Abspaltung seiner Energiesparte und des Medizintechnikgeschäfts vor allem ein Digitalkonzern ist. Allerdings stellen sich da einige Fragen, zum Beispiel diese: Wo kann ein Unternehmen, das seinen Gewinn im abgelaufenen Quartal fast verdreifacht und 3,55 Milliarden Euro verdient hat und auf Großaufträgen im Wert von 105 Milliarden Euro sitzt, eigentlich noch hin mit seinem Geld?

Wo investieren in diesen Zeiten? Wenn Russland die Ukraine überfällt, Manager mehr über geopolitische Risiken reden müssen als in all den Jahrzehnten zuvor, wenn jene globalisierte Welt, in der man sich jahrelang gemütlich eingerichtet hatte, in neue Blöcke zerfällt, wenn sich der Konflikt zwischen China und den USA weiter zuspitzt und mit einem Überfall Chinas auf Taiwan zumindest zu rechnen sein muss?

Antworten auf diese Fragen gab Siemens-Chef Roland Busch am frühen Donnerstagmorgen. Ort: Ein unternehmenseigenes Auditorium in Singapur, der Vorstandsvorsitzende in hellem Hemd und dunklem Jacket. Vor sich ein paar wenige Journalisten, hinter sich eine dunkle Wand mit der Aufschrift: Siemens. Es ist ein viertelstündiger Vortrag, vollgepackt mit Begriffen, die man oft hört in diesen Zeiten, von vielen Managern. Wörter wie "Resilienz", "Diversifizierung" und "Nachhaltigkeit". Im Grunde geht es darum: Wo kann man ohne großes Risiko so investieren, dass es sich am Ende auch rentiert?

Der Chef schwärmt von Wachstumsmärkten

Siemens will zwei Milliarden Euro in den Ausbau seiner Produktion investieren, 200 Millionen davon in ein neues Werk für Fabrikautomatisierung in Singapur. Auch in den USA und in Europa soll in der nächsten Zeit investiert werden, aber nicht nur dort. In eine Fabrik im chinesischen Chengdu sollen noch einmal 140 Millionen Euro gesteckt werden, unter anderem geht es um ein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum, die Nachfrage aus China ist groß. Es geht um 400 neue Jobs. Busch spricht von "außergewöhnlichen Möglichkeiten" und davon, dass sein Unternehmen das "Leben von Milliarden von Menschen" verbessern wolle. "China ist ein Wachstumsmarkt", sagt der Siemens-Chef auch, womit er natürlich nicht falsch liegt.

Das Ziel: Risiken möglichst gut verteilen

Aber China ist eben auch ein Markt, über den gerade sehr viel gesprochen wird. Und zwar nicht unbedingt wegen des erwartbaren Marktwachstums und der Investitionsaussichten für europäische Unternehmen, die die Digitalisierung von Fabriken anbieten. Sondern weil niemand weiß, wie sich die Beziehungen Chinas zum Westen in den nächsten Monaten und Jahren entwickeln werden. Busch räumt ein, dass man lange Zeit "zu abhängig von bestimmten Ländern" gewesen sei. Daher werde nun überall investiert. Allerdings habe dies weniger mit "geopolitischen Spannungen" zu tun. Womit man beim eigentlichen Thema wäre: Wie kann man weiterhin in China investieren, ohne zu viel zu investieren? Wie kommt man als Unternehmen aus einer Abhängigkeit heraus, ohne dies gegenüber einem ja durchaus lukrativen Land wie China allzu offen zu kommunizieren? Ein Drahtseilakt. Allerdings: Was sind die 140 Millionen Euro von Chengdu im Vergleich zu den zehn Milliarden Euro, die der Chemiekonzern BASF in China investiert?

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sprach in diesen Tagen davon, dass er sich eine balancierte China-Strategie in der Wirtschaft wünsche. Keine "Decoupling" von China, sondern eine "Risikominimierung", sagte er am Mittwoch bei der Vorstellung der ersten Nationalen Sicherheitsstrategie der Bundesregierung für Deutschland. Klar, eine Abkopplung ist gar nicht einfach, wenn man wie die deutschen Autohersteller Milliarden in China verdient. Schwieriger ist es da schon mit den Risiken. Wie groß die in Wahrheit sind, zeigt sich erst, wenn es Probleme gibt.

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