Sewing folgt auf Cryan:Externe Kandidaten winkten ab

Sewing mag als Nachfolger installiert gewesen sein, viele haben ihm bis zuletzt das Format für die Aufgabe abgesprochen. Er solle erst beweisen, dass er die Tochter Postbank in den Konzern integrieren könne. Zugleich aber näherte sich der Aktienkurs der Bank wieder Tiefständen. Als die Geduld der wichtigsten Aktionäre aufgebraucht war, ließ Achleitner bei ehemaligen Topbankern suchen. Sie alle winkten ab. Aber es wäre auch kaum einer der Kandidaten zu vermitteln gewesen: "Etwas anderes als Sewing hätte Achleitner bei den Arbeitnehmern und auch bei der Kapitalseite nicht durchbringen können", sagt ein ehemaliger Aufsichtsrat, der Sewing lange kennt. Schenck hatte kaum Chancen - sein Bereich lief nur mittelmäßig.

Die Gespräche mit potenziellen Cryan-Nachfolgern waren wenige Tage vor Ostern durchgesickert. Der 57-jährige Brite verschickte daraufhin eine Botschaft an alle Mitarbeiter und machte deutlich, dass er um seinen Job kämpft. Achleitner, zu dieser Zeit im Urlaub in den Anden, schwieg, ließ die Demontage geschehen. Vonseiten der Bank gab es keinerlei offizielle Stellungnahme. Schon vorher galt das Verhältnis zwischen ihm und Achleitner als zerrüttet. Letzterer macht den Vorstandschef dafür verantwortlich, dass die Strategie nicht greift. Jetzt kam es endgültig zum Bruch.

Der Sparzwang wird sich weiter verschärfen

Durch Sewings Berufung bricht Achleitner auch mit seinem Protegé Marcus Schenck und riskiert damit einen Aufstand der Investmentbanker. Kaum waren Schenck und Sewing ernannt, inszenierten sie das Bild eines Prinzenduos, das seine Männerfreundschaft bei Bier und Fußball zelebrierte. Das ist nun hinfällig. Schenck hatte wie Achleitner bei Goldman Sachs Karriere gemacht, bevor er 2015 in den Vorstand der Deutschen Bank aufrückte, zunächst als Finanz- und zuletzt mit Garth Ritchie als Investmentbanking-Chef. In wenigen Wochen dürfte Schenck sein Büro räumen, Ritchie wird das Investmentbanking zunächst allein weiterführen.

Derweil spüren die ohnehin verunsicherten Deutschbanker an kleinen Details im Alltag, wie ernst die Lage ist. Am Standort Eschborn, wo früher der Kaffee umsonst war, müssen sie seit Anfang April 50 Cent pro Tasse zahlen. Unter Sewing, das ist sicher, wird sich dieser Sparzwang weiter verschärfen.

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