Schwarzarbeit:Die Deutschen werden ehrlicher

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Aus der Illegalität heraus: In Deutschland ist im vergangenen Jahr so wenig schwarz gearbeitet worden wie seit 15 Jahren nicht mehr. Doch was passiert nach dem 1. Mai?

Schwarzarbeit - das war über Jahre hinweg ein richtiges Problem in Deutschland. Doch offenbar dreht sich der Trend, denn: Wegen des Wirtschaftsaufschwungs ist im vergangenen Jahr so wenig schwarz gearbeitet worden wie seit 15 Jahren nicht mehr. Das Tübinger Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) geht davon aus, dass in der Schattenwirtschaft 2010 rund 347,6 Milliarden Euro umgesetzt wurden - das waren 13,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. So niedrig war der Anteil der Schattenwirtschaft zuletzt 1995.

Durch Schwarzarbeit entsteht der Bundesrepublik jährlich ein milliardenschwerer Schaden.  (Foto: dpa)

Durch den Aufschwung hätten viele Menschen einen regulären Arbeitsplatz gefunden. Dadurch sei die Schattenwirtschaft um 4,2 Milliarden Euro zurückgegangen, teilte das IAW mit. 2011 soll diese Entwicklung anhalten.

Unter Schattenwirtschaft verstehen die Experten vor allem Schwarzarbeit, aber auch kriminelle Aktivitäten. In diesem Jahr soll die Schattenwirtschaft in Deutschland noch einmal um 1,8 Milliarden Euro schrumpfen, prognostizieren das IAW und Schattenwirtschaftsexperte Friedrich Schneider von der Universität Linz in ihrer Modellrechnung.

Für dieses Jahr machen die Experten folgende Rechnung auf: Das Bruttoinlandsprodukt steigt um zwei Prozent. Weil dadurch mehr Menschen einen regulären Arbeitsplatz finden, sinkt das Volumen der Schattenwirtschaft um 2,95 Milliarden Euro. Ferner gehen die Experten davon aus, dass in der Zeitarbeitsbranche ein Mindestlohn von 6,65 Euro in Ost- und 7,60 Euro in Westdeutschland eingeführt wird. Weil eine reguläre Beschäftigung also teurer wird, wächst die Schwarzarbeit um 300 Millionen Euro.

Die Krux mit den Beitragserhöhungen

Die Beitragserhöhungen bei den gesetzlichen Krankenversicherungen zum 1. Januar 2011 lassen die Schattenwirtschaft der Berechnung zufolge um 650 Millionen Euro steigen, die höhere Arbeitslosenversicherung noch einmal um 200 Millionen Euro. Insgesamt ergebe das einen Rückgang der illegalen Tätigkeiten um 1,8 Milliarden Euro auf 345,8 Milliarden Euro oder 13,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Welche Auswirkungen die Freizügigkeit für Arbeitnehmer aus acht osteuropäischen EU-Staaten ab dem 1. Mai 2011 haben werde, lasse sich im Moment kaum abschätzen, schreiben die Experten. Denkbar sei, dass bislang illegale Tätigkeiten etwa in der Pflegebranche legalisiert würden. Unter den OECD-Ländern stehe Deutschland mit einer Schattenwirtschafts-Quote von 13,7 im Mittelfeld. In den USA ist der Modellrechnung zufolge die Schattenwirtschaft mit sieben Prozent am niedrigsten, in Griechenland mit 25,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts am höchsten.

© sueddeutsche.de/dpa/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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