Schlacht um Continental:Einfach mal dichtmachen

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Der Automobilzulieferer Continental will sich partout nicht vom Mittelständler Schaeffler übernehmen lassen - und setzt nun auf eine ganz raffinierte Strategie.

Es ist eine in Deutschland bis dato einzigartige Taktik: Um eine Übernahme durch den fränkischen Mittelständler Schaeffler Group zu verhindern, verpflichtet das Dax-Schwergewicht Continental reihenweise Investmentbanken.

Mit Hilfe von Investmentbanken will Continental die Schaeffler-Gruppe abwehren. (Foto: Foto: ddp)

Das Ziel von Conti-Chef Manfred Wennemer ist klar: Wenn ein Institut einen Beratervertrag für das Hannoveraner Unternehmen unterschrieben hat, kann es für das Familienunternehmen aus dem Fränkischen nicht mehr tätig werden - die Bank ist gesperrt.

Die Auswahl der von Continental beauftragen Investmentbanken liest sich wie das Who's who der Finanzszene: Seit Wochenbeginn habe der Dax-Konzern mit der Citigroup, der HSBC, der Bank of America und auch mit der BNP Paribas die Zahl seiner Berater auf sieben aufgestockt, berichtete die Financial Times Deutschland. Am Freitag wurde zudem Morgan Stanley verpflichtet.

Gespräche mit Großbanken

Gespräche mit mindestens einer weiteren Großbank würden geführt, hieß es weiter. Zuvor schon hatte sich der Übernahmekandidat die Dienste von Goldman Sachs, Deutscher Bank und JP Morgan gesichert - alles mit Rang und Namen scheint vertreten.

Zwar gibt es weitere Investmentbanken, die den von Schaeffler geplanten Milliardendeal begleiten könnten, doch ihre Zahl wird durch das taktisch kluge Vorgehen Contis deutlich kleiner.

Seit knapp einem Monat buhlt der Mittelständler Schaeffler auch öffentlich um den deutlich größeren Dax-Konzern. Der lehnt eine Übernahme allerdings kategorisch ab.

Schaeffler habe sich illegaler Methoden bedient und über sogenannte Swap-Geschäfte hinterrücks in den Konzern eingeschlichen, lästerte Conti-Chef Wennemer unmittelbar nach Bekanntwerden der Übernahmeschlacht.

Gefüllte Kriegskasse

Der Konzernchef mit der markanten Brille - seit dem 11. September 2001 Conti-Boss - rief sogar die Bundesfinanzaufsicht an, um das Vorgehen Schaefflers prüfen zu lassen. Schaeffler hatte sich mit Hilfe einer Reihe von Banken Zugriff auf 36 Prozent der Conti-Aktien gesichert.

Das Besondere an der Übernahmeschlacht: Mit Schaeffler wagt ein kleiner Riese einen großen Deal, will ein bis dato bundesweit fast unbekannter Mittelständler die strategische Mehrheit an einem Dax-Konzern übernehmen - ein Novum in der deutschen Wirtschaftsgeschichte.

Seit Jahren läuft das von der Gründerwitwe Maria-Elisabeth Schaeffler geführte Unternehmen rund, allein im vergangenen Geschäftsjahr erwirtschaftete die in 50 Ländern präsente Gruppe knapp neun Milliarden Euro Umsatz. Die Kriegskasse sei gutgefüllt, heißt es über das auf Wälzlager spezialisierte Unternehmen. Betriebsräten und Gewerkschaften ist das fränkische Unternehmen aber vor allem ob seiner rüden Methoden gegenüber Arbeitnehmern unheimlich.

Gute Miene zum bösen Spiel

Am kommenden Mittwoch nun trifft sich der Conti-Aufsichtsrat zu einer erneuten Krisensitzung. Nach der ersten Krisengipfel am 23. Juli hatte Conti-Chef Wennemer noch gemeinsam mit Conti-Aufsichtsratschef Hubertus von Grünberg in die Kameras gelächelt und verkündet, das Übernahmeangebot werde zurückgewiesen. Wennemers Begründung: Das bereits auf mehr als elf Milliarden Euro nachgebesserte Angebot sei zu gering.

Ob Wennemer auch nach der nächsten Krisensitzung noch lächeln kann? Zwar hat Schaeffler den Conti-Chef schon bezirzt und öffentlich verkündet, dass - falls die Übernahme gelinge - Wennemer Vorstandsvorsitzender bleiben könne. Doch Branchenbeobachter sind sich einig: Schaeffler macht gute Miene zum bösen Spiel - der Mittelständler will das Schwergewicht schlucken, und zwar um jeden Preis.

Und Conti? Nutzt alle Möglichkeiten, den unliebsamen Deal zu verhindern. Von einer Kapitalerhöhung ist die Rede ebenso wie von der Suche nach einem Weißen Ritter. Sogar den als Heuschrecken gescholtenen Finanzinvestoren hat sich Conti bereits angedient, um eine Übernahme durch Schaeffler zu unterbinden.

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