Hilfe für Conti:Heuschrecke als Kuscheltier

Finanzinvestoren sollen Continental als "weiße Ritter" im Kampf gegen Schaeffler beistehen. So zerbröseln liebgewonnene Klischees.

Martin Hesse

Die Schlacht um Continental ist um eine ironische Facette reicher: Ausgerechnet die als Heuschrecken verschrienen Finanzinvestoren sollen jetzt als weiße Ritter den Angriff der Familie Schaeffler abwehren. Waren nicht eigentlich Familienunternehmer die Guten und Finanzinvestoren die Bösen? Lobbyisten der Beteiligungsbranche reiben sich die Hände wegen des Imagegewinns, den ein Einstieg als "Retter" bei Conti bringen könnte.

Intransparenz auf allen Seiten

Wahrscheinlich wird es so weit nicht kommen. Und zwar nicht nur, weil viele Arbeitnehmervertreter Beteiligungsfirmen noch immer sehr skeptisch gegenüberstehen und bereits gegen deren möglichen Einstieg bei Conti mobilmachen. Nein, die Investoren selbst werden sich reiflich überlegen, ob sie sich mitten im Abschwung der Autobranche als Minderheitsaktionär bei Conti einkaufen und mit einem Großaktionär Schaeffler anlegen wollen. Die Mehrheit zu kaufen dürfte Finanzinvestoren aber schwerfallen, weil sie für so einen Coup in der Bankenkrise kaum Kredit bekommen würden.

Doch egal wie die Causa Conti ausgeht, sie lässt liebgewonnene Klischees zerbröseln. Familienunternehmen wie Schaeffler stehen Finanzinvestoren an Intransparenz in nichts nach. Bei dem Angriff auf Conti bediente sich die Firma moderner Finanzinstrumente, wie sie Hedge-Fonds gerne benutzen. Und finanzieren wollen die Schaefflers den Kauf vorwiegend mit Schulden - wie KKR & Co., aber auch wie Conti 2007 beim Kauf der Siemens-Tochter VDO. Feindliche Übernahmen à la Schaeffler sind übrigens bei Beteiligungsfirmen eher unüblich. Den maximalen Gewinn aber versucht jeder Eigentümer herauszuschlagen - ob Dax-Konzern, Heuschrecke oder Familie.

© SZ vom 07.08.2008/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: