Schaeffler ächzt unter Conti-Kauf:Schwere Last

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Hat sich Schaeffler an der Conti-Übernahme verhoben? Offenbar führt der Mittelständler Gespräche mit Investoren über eine Beteiligung an der Gruppe.

Martin Hesse und Uwe Ritzer

Die Familie Schaeffler erwägt nach Informationen der Süddeutschen Zeitung, Investoren mit bis zu 25 Prozent an ihrer Firma zu beteiligen. So solle die Last aus der Übernahme von Continental reduziert werden, heißt es in Finanzkreisen. Schaeffler dementiert das.

Schaeffler wurden mehr Conti-Aktien angeboten als nötig, ein Teil soll an Banken weitergereicht werden. (Foto: Foto: dpa)

Bei der Übernahme des Autozulieferers Conti steht Schaeffler vor einem Problem: Der Marktwert des Dax-Konzerns ist seit der Kaufankündigung im Juli drastisch gefallen. Das Familienunternehmen muss die ihm angebotenen Aktien zu 75 Euro kaufen, an der Börse wurden Conti-Papiere zuletzt zu 38 Euro gehandelt. "Schaeffler hat sich mit der Übernahme der viel größeren Conti übernommen", heißt es in Finanzkreisen. Aus der Schaeffler-Zentrale in Herzogenaurach verlautet dagegen, die Übernahme sei nicht gefährdet.

Banken machen Druck

Angesichts der heiklen Situation drängen sechs Banken um die Royal Bank of Scotland, die für Schaeffler die Übernahme finanzieren, auf neue Konditionen. Ursprünglich wollten sie einen Teil der Kredite an Investoren und andere Banken weitergeben, diese Syndizierung findet jedoch nicht statt.

"Die Struktur, die Konditionen oder die Voraussetzungen für die Finanzierung müssen geändert werden", heißt es aus dem Kreise des Konsortiums. Schaeffler prüft nun offenbar Optionen, wie die Schuldenlast reduziert oder das Kapital gestärkt werden könnte. In Bankenkreisen heißt es, die Familie suche einen Kapitalgeber. Bis zu 25,1 Prozent an der Schaeffler-Gruppe solle Investoren angeboten werden. Man spreche mit Beteiligungsgesellschaften und Staatsfonds. Allerdings gilt der Einstieg eines Finanzinvestors als problematisch, da sie ungern Minderheitsbeteiligungen eingehen und für einen Einstieg bei Schaeffler derzeit kaum eine Kreditfinanzierung bekommen würden. Ein Schaeffler-Sprecher sagte dazu: "Da ist nichts dran."

Eine weitere Möglichkeit für Schaeffler wäre es, die Gummisparte von Conti zu verkaufen und den Erlös zum Schuldenabbau für die gemeinsame Gruppe zu nutzen. Da Conti Schaeffler aber noch nicht gehört, kann die Familie diesen Prozess bislang nicht vorantreiben. Zudem hatten die Franken eine Zerschlagung von Conti bei der Übernahme ausgeschlossen. Die Investmentbank Perella Weinberg prüft aber derzeit für Conti Optionen, wie der hoch verschuldete Konzern entlastet werden kann. In Bankenkreisen heißt es, mit Finanzinvestoren werde über einen Verkauf der Gummisparte verhandelt, die Gespräche befänden sich in einem frühen Stadium. Frühestens wenn die EU die Übernahme Contis durch Schaeffler genehmigt, dürfte es zu konkreten Maßnahmen kommen.

Anleger werden nervös

Unterdessen versucht Schaeffler die Kosten der Conti-Übernahme zu reduzieren. Für etwa 600 Millionen Euro kaufte Schaeffler in den vergangenen Wochen außerbörslich knapp 5,4 Prozent Conti-Anteile hinzu. Und zwar für Preise von durchschnittlich 60 bis 69 Euro das Stück, also weniger als die 75 Euro, die Schaeffler jenen Anlegern zahlen muss, die ihnen im Zuge der Übernahme-Offerte Papiere angeboten haben. Manche dieser Anleger werden jedoch nervös. Sie zweifeln am Zustandekommen des Deals oder aber haben wegen der Finanzkrise Liquiditätsprobleme. Also sind sie bereit, ihre Conti-Aktien zu Preisen an Schaeffler zu verkaufen, die zwischen dem aktuellen Börsenkurs und dem Angebot von 75 Euro liegen.

Nach SZ-Informationen aus Finanzkreisen will Schaeffler den Großteil dieser Aktien jedoch nicht für sich behalten. 49,99 Prozent dürfen die Franken gemäß der Vereinbarung mit Conti an dem Konzern erwerben. Der Aktienüberschuss bis zu den von Conti-Aktionären angebotenen 80,4 Prozent wird jedoch an Banken weitergereicht. Schaeffler will dem Vernehmen nach vor allem die jetzt günstiger als 75 Euro eingekauften Aktien an die Banken weiterreichen, um den Geldhäusern wiederum den Weiterverkauf zu erleichtern. Ein Unternehmenssprecher gab dazu auf Anfrage keine Stellungnahme ab.

Erfreulicher laufen für Schaeffler die Geschäfte in Mexiko. Dort eröffnete Eigentümerin Maria-Elisabeth Schaeffler am Mittwoch in Irapuato eine neue Fabrik. 400 Mitarbeiter sollen dort unter anderem Motorenelemente sowie Wälzlager für Autohersteller herstellen. In Europa dagegen baut Schaeffler Kapazitäten ab; mehrere tausend Zeitarbeiter müssen gehen. Stammarbeitsplätze in Deutschland seien aber nicht gefährdet, heißt es in Herzogenaurach.

© SZ vom 24.10.2008/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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