Es ist nicht einmal zwei Wochen her, dass der irische Billigflieger Ryanair seine Kunden zum letzten Mal verärgerte. Mehr als 2000 Flüge, so gab das Unternehmen damals bekannt, wolle man bis Ende Oktober streichen. Hunderttausende Kunden sind davon betroffen, und viele von ihnen sind seitdem verunsichert. In vielen Fällen müssen sie umdisponieren, um pünktlich an ihr Ziel zu kommen.
Doch damit nicht genug: Am Mittwoch gab das Unternehmen überraschend bekannt, dass bis März 2018 etliche weitere Flüge ausfallen. Unter anderem soll die einzige innerdeutsche Ryanair-Verbindung zwischen Köln/Bonn und Berlin-Schönefeld wegfallen. Seit zwei Jahren fliegt Ryanair fünfmal am Tag zwischen beiden Flughäfen hin und her.
Ryanair wird nach eigenen Angaben im kommenden Winter rund 25 Flugzeuge weniger betreiben als bislang vorgesehen. Rund 400 000 Passagiere sind von den Problemen betroffen. Sie sollen nun entweder umgebucht werden oder ihr Geld zurückerstattet bekommen.

Annullierungen:Was Ryanair-Passagiere jetzt wissen müssen
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Die größte europäische Billigfluggesellschaft hatte die erste Welle der Flugstreichungen mit einem Fehler bei der Urlaubsplanung bei den Piloten begründet und betont, es handele sich um einen einmaligen Fall. Nun stellt sich allerdings heraus, dass das Problem deutlich langwieriger ist, als zunächst dargestellt.
Branchenkreisen zufolge hat Ryanair in Wahrheit nicht nur eine fehlerhafte Urlausplanung, sondern schlicht zu wenige Piloten. Ryanair zahlt seinen fest angestellten Piloten im Vergleich zu anderen Airlines eher niedrige Gehälter und bedient sich zudem einer großen Anzahl an freiberuflich arbeitenden Co-Piloten. Diese werden in der Regel über Zeitarbeitsfirmen vermittelt und haben unter anderem keine garantierte Mindestflugstundenzahl. Pilotenverbände kritisieren die Haltung des Unternehmens scharf, in Deutschland läuft zudem ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Scheinselbständigkeit.
Die Personalkrise erhöht nun den Druck auf das Unternehmen, die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Konzernchef Michael O'Leary hatte versucht, Besatzungen mit Sonderhonoraren zum Verzicht auf Urlaub zu bewegen, war damit aber weitgehend auf Ablehnung gestoßen. Stattdessen hatte zahlreiche Piloten das Management in Briefen aufgefordert, für bessere Bezahlung zu sorgen.
Ryanair ist zudem noch von einer weiteren Seite unter Druck: Der Europäische Gerichtshof hatte zuletzt entschieden, dass Mitarbeiter in den Ländern vor Gericht gegen Ryanair klagen können, in denen sie wohnen und arbeiten. Ryanair hatte bislang stets darauf bestanden, dass irisches Recht gelte.