Sanktionen:Israelischer Pass für russische Oligarchen

Lesezeit: 1 min

Ein israelischer Pass: Wer den besitzt, kann in der Schweiz Geld anlegen, auch wenn er auf der Sanktionsliste steht. (Foto: Dmitry Margolin/PantherMedia)

Wie Anwälte in Israel und Deutschland russischen Milliardären helfen, Finanzsanktionen zu umgehen.

Von Jörg Schmitt

Die Sanktionen der EU und der USA gegen Russland machen Druck auf westliche Banken, sich von sanktionierten russischen Kunden zu trennen. Die meisten Kreditinstitute folgen den Vorgaben. Die Vorstände müssen ansonsten damit rechnen, bei ihrer nächsten US-Reise verhaftet zu werden. Die USA gehen hart um mit Sanktionsbrechern. Selbst Schweizer Banken schlagen ihrer wohlhabenden kremlnahen Klientel inzwischen die Tür vor der Nase zu. Und zahlen ihre einstigen Lieblingskunden im Zweifel in bar aus. Was bei den verwalteten Millionenbeträgen oft gar nicht so leicht ist.

Deutsche Sicherheitsbehörden haben inzwischen erste Erkenntnisse darüber gesammelt, wie windige Anwälte hierzulande reichen Russen helfen, deren Geld in Sicherheit zu bringen. Der einfachste Weg: Sie stellen ihren Klienten anwaltliche Treuhandkonten zur Verfügung, verwalten das Geld - und kassieren im Gegenzug drei bis fünf Prozent Provision. Das funktioniert allerdings nur, wenn das Geld bereits auf Konten außerhalb Russlands lag. Hier handelt es sich um ein Konstrukt, das ruchlose Rechtsvertreter bereits erfolgreich während der Iran-Sanktionen benutzt haben. Auf den Treuhandkonten ist das russische Geld zwar zunächst in Sicherheit, auf Dauer damit zu arbeiten, dürfte jedoch schwierig sein.

Richtig reiche Russen und solche, die auf den Sanktionslisten von der EU oder den USA stehen, dürften daher die "Oligarchen-Variante" bevorzugen. Anscheinend gibt es Anwälte, die Putins Milliardären, auch kurzfristig, einen israelischen Pass besorgen können. Mit einem israelischen Pass ist es jederzeit möglich, zum Beispiel Konten in der Schweiz zu eröffnen, auf die der Sanktionierte dann sein Geld überweisen kann. Dafür muss ein Oligarch nicht einmal selbst nach Israel reisen. Die beauftragten Anwälte übernehmen auch diesen Service. Nach Erkenntnissen von westlichen Sicherheitsbehörden haben sich bereits einige israelische Advokaten auf diese Art von Geschäft spezialisiert. Dieses Rundum-sorglos-Paket lassen sich die Anwälte freilich gut entlohnen.

Und dann ist da natürlich noch Dubai. Das Emirat gilt derzeit als der sicherste Rückzugsort für russisches Geld. Seit Beginn des Krieges zieht es viele reiche Russen an den Golf: Freie Immobilien der entsprechenden Luxusklasse sind nur schwer zu bekommen - dort ein Konto zu eröffnen, natürlich nicht auf eigenen Namen, sondern über eine Dubai-Firma, ist dagegen leicht.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: