Russische Notenbank:Moskau kämpft mit kräftiger Zinserhöhung gegen die Talfahrt des Rubel

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Moskau, Gespräch vor einer Wechselstube: Die russische Notenbank hat mit einer deutlichen Zinserhöhung auf die starke Abwertung des Rubels reagiert. (Foto: Alexander Zemlianichenko/dpa)

Nach heftiger Kritik aus dem Kreml hat die russische Notenbank den Schlüsselzins von 8,5 auf 12 angehoben. Experten bezweifeln, dass das wirkt. Das Problem seien nicht die Zinsen.

Nach Kritik aus dem Kreml stemmt sich die russische Notenbank mit einer kräftigen Zinserhöhung gegen die Talfahrt des Rubel. Sie beschloss am Dienstagmorgen auf einer Krisensitzung, den Schlüsselzins auf 12,00 von 8,50 Prozent anzuheben. Falls sich die Inflationsgefahr verstärken sollte, sei eine weitere Erhöhung möglich, fügten die Währungshüter in einer Botschaft an die Finanzmärkte am späten Vormittag hinzu. Sie reagierten mit dem strafferen Kurs auf den Verfall der Landeswährung, die zu Wochenbeginn zum Dollar zwischenzeitlich auf den tiefsten Stand seit fast 17 Monaten abgerutscht war. Hintergrund sind die westlichen Sanktionen gegen Russland, die zusehends auf der Handelsbilanz lasten. Zudem werden immer größere Summen in das Militärbudget für den Ukraine-Krieg gesteckt, den die Regierung in Moskau als militärische Spezialoperation bezeichnet. In Russland baue sich Inflationsdruck auf, erklärte die Notenbank. "Die Auswirkungen der Rubel-Abwertung auf die Preise gewinnen an Dynamik und die Inflationserwartungen steigen", warnten die Währungshüter. Diese hatten bereits für die reguläre Zinssitzung im September eine Erhöhung signalisiert, gerieten nun aber offensichtlich unter Zugzwang.

"Solange der Krieg andauert, wird es für Russland, die russische Wirtschaft und den Rubel nur noch schlimmer", sagt ein Finanzexperte. Im Bild: Die russische Notenbank. (Foto: Maxim Shemetov/Reuters)

Zuletzt war es zu Unstimmigkeiten zwischen dem Kreml und der Notenbank gekommen. Maxim Oreschkin, der Wirtschaftsberater von Präsident Wladimir Putin, hatte kritisiert, dass die Hauptursache für die Schwächung des Rubel und die Beschleunigung der Inflation die lockere Geldpolitik sei. Der Kreml wolle einen starken Rubel sehen und erwarte eine baldige Normalisierung. Die Notenbank hatte indes die Ansicht vertreten, Zinsschritte hätten keinen direkten Einfluss auf den Wechselkurs. Der Vizechef der Zentralbank, Alexej Sabotkin, erklärte dazu, die wachsende Nachfrage nach Importen gepaart mit der gedämpften Exportentwicklung setzten den Rubel unter Druck. Der Rubel lag am Mittag 0,4 Prozent im Minus bei 98,05 gegenüber dem Dollar. In Erwartung des Entscheids der Notenbank hatte er am Morgen bis zu 5,2 Prozent auf 92,60 zum Dollar zugelegt, baute die Kursgewinne nach der Zinserhöhung allerdings allmählich ab. Die Mitteilung, dass es im September einen weiteren Zinsschritt geben könnte, löste zunächst keine Kursreaktion aus. Obwohl der Verfall der Währung zunächst gestoppt werden konnte, waren sich Analysten weitgehend einig, dass die Zinserhöhung keine dauerhaften Auswirkungen haben dürfte. "Solange der Krieg andauert, wird es für Russland, die russische Wirtschaft und den Rubel nur noch schlimmer", sagte Timothy Ash von Bluebay Asset Management.

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