Luxemburgs Premier Jean-Claude Juncker macht wahr, was er schon mehrmals angekündigt, aber nie vollzogen hatte. Er tritt zum Jahreswechsel als Vorsitzender der Euro-Gruppe zurück. Bemerkenswert daran ist, dass ihn dieses Mal kein einziger der Kollegen mehr bat, zu bleiben. Vielen Regierungschefs ist es längst ein Dorn im Auge, dass Juncker zwar stets den überzeugten Europäer gibt, aber nebenbei sein kleines Herzogtum zu einem völlig überdimensionierten Finanzplatz mit großzügigen Steuervorteilen ausgebaut hat. So gesehen, ist die Zeit reif für den Wechsel.
Falsch ist allerdings, Juncker vorzuwerfen, er lasse die Euro-Gruppe mitten in der Krise im Stich. Sicher, Juncker ist der Einzige in der Runde, der seit Gründung der Währungsunion dabeisitzt. Er kennt so gut wie kaum ein anderer die Mängel, die es zu beheben gilt, wenn der Euro erhalten bleiben soll. Verantwortungslos ist der Rücktritt dennoch nicht.
Juncker hatte schon vor Jahresfrist erklärt, amtsmüde zu sein. Im Sommer ließ er sich überreden, ein paar Monate dranzuhängen. Paris und Berlin machten die Nachbesetzung zur Chefsache. Bis zum Jahresende wollten François Hollande und Angela Merkel einen gemeinsamen Vorschlag präsentieren. Die Zeit ist beinahe um, und das Versprechen nicht erfüllt. Wenn die Euro-Gruppe in sechs Wochen kopflos dasteht, sind Hollande und Merkel dafür verantwortlich.